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Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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zurückgleiten und verschwand. Es war auch die höchste Zeit gewesen, denn Sekunden später betrat die berühmte Sensation des Zirkus Burdy wieder den Wagen. An seiner Saite befand sich ein junges, blondes Mädchen, das fröhlich auf den Artisten einsprach. Morry wollte sich unbedingt die Nummer des Artisten ansehen. So löste er sich ein Billett und wartete gespannt auf den Anfang der Vorstellung.
    Plötzlich hatte der Kommissar das Gefühl, beobachtet zu werden. Langsam wandte er sich herum, und da sah er Inspektor Dick Halley gegen eine Holzstange gelehnt, der ihn spöttisch angrinste. Nun stieß er sich von dem Gestell ab, kam auf Morry zu, begrüßte ihn achtungsvoll und sagte: „Ist es nicht eigenartig, großer Meister, daß wir beide — wenigstens sehr oft — dieselben Gedanken haben? Ich bin stolz darauf, mich als würdiger Schüler erwiesen zu haben, denn auch Sie befinden sich doch auf der Fährte unseres Freundes hier."
    „Alle Achtung, mein Guter“, stieß überrascht Morry aus und warf dem ehrgeizigen Beamten einen anerkennenden Blick zu. Die beiden Beamten hatten für das abrollende Programm kein Interesse. Sie fieberten dem entscheidenden Augenblick entgegen. Nach der großen Pause wurde der berühmte Messerwerfer Alfonso Tornado dem Publikum vorgestellt, und zum ersten Male sahen die beiden Beamten von Scotland Yard den Artisten, der sich mit vorbildlicher Grandezza verneigte. —
    „Sieht gut aus, der Bursche", flüsterte Dick Halley seinem Vorgesetzten zu, „ein ausgesprochener Frauentyp. Ich muß mich aber sehr täuschen, wenn der Herr ein Mexikaner ist."
    Jetzt betrat auch die Partnerin des Artisten die Bühne. Sie machte einen Knicks und heimste schon allein dafür den Applaus des Publikums ein. Nun stellte sich die Partnerin das mexikanischen Messerwerfers gegen eine riesige runde Platte, woran sie Alfonso Tornado mit schnellen Griffen anschnallte. Danach wandte er sich ab, durchmaß die Bühne und stellte sich in etwa fünfzehn Meter Entfernung auf. Mit lässiger Gebärde zog er die langen Wurfmesser aus dem Futteral, dann hob er die linke Hand, und im selben Augenblick wurde die Bühne von zwei gewaltigen Scheinwerfern angestrahlt.
    Alfonso Tornado befand sich im Schatten. Nur schemenhaft zeichneten sich seine Konturen ab, aber dennoch erkannte man ganz deutlich das Blitzen der stählernen Klingen in seiner Hand. Ein Trommelwirbel steigerte noch mehr die Erregung der Massen, und dann begann auch schon das riesige Rad sich zu drehen, immer schneller, und als die höchste Geschwindigkeit erreicht war, begann Alfonso Tornado mit seiner Arbeit. In Sekundenschnelle flogen die langen Wurfmesser aus seiner Rechten, und mit einer derartigen Geschwindigkeit, daß man sie kaum zu sehen vermochte. Die Menschen hielten den Atem an. Es war wirklich unheimlich, wenn die blitzenden Klingen in das Holz einschlugen, einen knappen Zentimeter von dem Körper des Mädchens entfernt, das ruhig lächelnd ihren Partner ansah.
    Nach dieser Sensation setzte ein nicht mehr endenwollender Applaus ein. Auch Morry war sehr beeindruckt von dieser einzigartigen artistischen Leistung und sagte zu Dick Halley gewandt: „Der Bursche versteht sein Handwerk. Ich habe so etwas Ähnliches noch nicht gesehen. Der muß doch mit dieser Nummer ein Heidengeld verdienen."
    „Die geben es aber ebenso schnell aus", gab der Inspektor zu bedenken.
    Als die beiden von der Bühne verschwanden, erhob sich Morry sofort.
    „Was haben Sie vor, Chef", forschte Inspektor Halley und blieb an der Seite seines Vorgesetzten.
    „Dem Gentleman möchte ich einen Besuch abstatten", erklärte mit einem feinen Lächeln das As Scotland Yards, „ich verspreche mir nämlich sehr viel davon. Wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten."
    „Das tue ich ja schon", grinste Dick Halley, „aber ich komme nur aus Sicherheitsgründen mit. Manchmal sind die Burschen recht sonderbar. Dieser Mister Tornado scheint mir besonders temperamentvoll zu sein — — — Sie verstehen, was ich meine, nicht wahr, Chef?"
    Bescheiden, wie es sich gehörte, klopfte Morry gegen die Tür des Wohnwagens und flüsterte im selben Augenblick dem Inspektor hastig zu: „Ich führe die Unterredung, Halley, verstanden? Wundern Sie sich über nichts."
    Aber dennoch blickte Inspektor Halley überrascht Morry an, als dieser sich dem Artisten als Reporter vorstellte. Das abweisende Gesicht des Artisten lockerte sich ein wenig, dann deutete er auf zwei Stühle, und während er sich

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