Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
den Schweiß von der Stirn wischte, sagte er: „Womit kann ich Ihnen dienen, meine Herren. Was wollen Sie wissen bitte, machen Sie es kurz, ich möchte mich umkleiden."
„Aber bitte, Mister Tornado", sagte entgegenkommend Kommissar Morry, „lassen Sie sich nicht stören, ich möchte mich mit Ihnen ausführlich unterhalten . . . für ein Exclusivinterview. Im Laufe des morgigen Vormittags komme ich noch einmal vorbei, um sie zu fotografieren.“
„Sie sind sehr liebenswürdig", verbeugte sich der Artist geschmeichelt und lehnte sich gegen die Wand des Wagens.
Lächelnd betrachtete ihn Morry und sagte dann: „Sie sind nicht älter als achtundzwanzig Jahre, in London geboren und rechnen zu den besten Artisten der Welt. Ihre Spezialnummer haben wir eben gesehen. Gestatten Sie, daß ich Ihnen meine Bewunderung ausspreche."
Das Gesicht Alfonso Tornados verfinsterte sich. „Warum suchen Sie mich eigentlich auf, Mister . . . wie war noch Ihr Name? Also, Mister Thomson, wenn Sie doch schon alles von mir wissen."
„Das sind doch nur Kleinigkeiten", lachte der angebliche Reporter, „mich interessiert es vor allen Dingen, ob Sie auch schon in Mexiko aufgetreten sind, denn Ihre Wurfmesser deuten doch daraufhin."
Bevor es der Artist verhindern konnte, zog Morry ein Messer aus dem Futteral, das Alfonso Tornado achtlos auf den Tisch gelegt hatte, und fuhr bewundernd fort, während er den Griff der Waffe drehte: „Die Messer sind wohl sehr kostbar, Mister Tornado?"
„Das kann man wohl sagen", gab .dieser unbefangen zurück, „es ist wirklich mexikanische Spezialarbeit. Diese Griffe hat mir ein alter Künstler persönlich ziseliert."
„Also Einzelstücke", forschte Morry verhalten und zündete sich dabei eine Zigarette an.
„Fast möchte ich es annehmen", kam es knapp zurück, „aber zu Ihrer Frage, mein Herr, ich bin wirklich in Mexiko gewesen und habe selbst unter diesen berühmten Artisten Aufsehen erregt. Das will doch schon so einiges heißen, nicht wahr?"
Morry hatte einen Notizblock gezückt und schrieb einige Bemerkungen nieder. Plötzlich deutete er mit dem Zeigefinger auf die beiden leeren Taschen des Futterals und fragte so ganz nebenbei: „Da scheinen Ihnen ja zwei Kostbarkeiten abhanden gekommen zu sein, Mister Tornado..."
Es hätte nicht viel gefehlt, und Morry hätte vor Wut aufgeschrien, denn in diesem Augenblick schaltete sich der draufgängerische Dick Halley ein und stieß mit harter Stimme aus: „Warum zögern Sie, Mister Tornado, wo sind die Messer? Reden Sie schon! Es ist wohl das böse Gewissen, was Sie schweigen läßt."
Jetzt hatte sich der Artist wieder gefaßt, und nun funkelte er mit seinen dunklen Augen Inspektor Halley drohend an und schrie: „Was erlauben Sie sich eigentlich, mein Herr? Sie befinden sich in meinem Wohnwagen, machen Sie, daß Sie rauskommen, bevor ich mich vergesse."
Mit unwahrscheinlicher Schnelligkeit hatte er ein Messer herausgerissen. Die Spitze der stählernen Klinge vibrierte in seiner Hand. Eine tödliche Waffe, wenn ein Mann wie Alfonso Tornado sie schleuderte. Unwillkürlich erbleichte Inspektor Halley, der jetzt wohl erkannte, daß er einen nicht mehr gutzumachenden Fehler begangen hatte.
Aufgebracht über das Verhalten des Inspektors verlor auch Morry die Beherrschung, der seinen sorgfaltig aufgebauten Plan durch die Voreiligkeit des Ehrgeizigen scheitern sah, und genau wie der Artist, brüllte auch er seinen Untergebenen an:
„Ich habe Ihnen doch vorhin gesagt, Halley, daß ich mich allein mit Mister Tornado unterhalte. Was haben Sie sich in unser Gespräch einzumischen. Sie kommen mir vor wie ein Elefant im Porzellanladen. Das war das letzte Mal, daß Sie mich bei meinen Interviews begleiten durften."
„Interviews“, höhnte die eisige Stimme Alfonso Tornados, „das glauben Sie doch wohl selbst nicht! Ihnen hätte ich es abgenommen, aber dieser Herr da", er deutete verächtlich auf den verlegen dastehenden Inspektor Halley, „kann doch nur ein Polizeibeamter sein."
„Sie haben recht", gab Monry unumwunden zu, „jetzt bleibt mir weiter nichts anderes übrig, als mit offenen Karten zu spielen. Ich bin dienstlich bei Ihnen, und darum möchte ich Sie bitten, mir jetzt die Frage zu beantworten, die ich schon einmal an Sie gestellt habe."
„Ist das ein Verhör?" forschte gelassen der Artist, „denn bekanntlicherweise muß man sich ja dann etwas umstellen. Sie haben einen Zeugen bei sich "
„Verhör wollen wir es nicht nennen, Mister
Weitere Kostenlose Bücher