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Kommissar Morry - Opfer des Satans

Kommissar Morry - Opfer des Satans

Titel: Kommissar Morry - Opfer des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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verlor er endgültig die Nerven. Er jagte davon, als wäre der Teufel hinter ihm her. Er wagte sich nicht mehr umzublicken. Wie von Furien gehetzt stürmte er die Gänge entlang und die Treppe hinunter. Auch im Park hielt er sich keine Sekunde auf. Wie ein Verrückter kletterte er über die Mauer; atemlos hetzte er über den Belgrave Square. Er war völlig erschöpft, als er die U-Bahn- Station erreichte. Wenn ich klug wäre, würde ich erst gar nicht in die Schenke am Poplar Dock zurückkehren, sinnierte er, während er im Zug saß. Sie haben mich ja doch sofort am Kragen. Wenn es nicht heute nacht ist, so ist es morgen früh. Die Cops werden die Fährte nicht kalt werden lassen...
    Er sinnierte in einem fort. Er kam zu keinem Ergebnis. Er sehnte sich nur nach Ruhe und einem Schnaps. Weiter vermochte sein träges Hirn im Moment nicht zu denken.
    Als er eine Viertelstunde später die Schenke „Zum blauen Hai“ betrat, ging er gebückt wie ein alter Mummelgreis. Sein Gesicht sah verfallen und stark gealtert aus. Seine Augen lagen glanzlos und stumpf in den Höhlen.
    „Was ist denn?“ fragte Cecil Harrow erschreckt. „Wo ist Jack Ebor? Kommen Sie etwa mit leeren Taschen zurück?“
    „No“, knurrte Slim Duckett gereizt. „Hier haben Sie Ihren Plunder, Mr. Harrow! Das nächste Mal gehen Sie allein. Brechen Sie selbst ein, wenn Sie Geld brauchen. Ich mache das Spiel nicht mehr mit.“
    „Was ist denn?“ fragte Cecil Harrow zum zweiten Mal. „So reden Sie doch endlich! Ist etwas passiert?“
    „Jack Ebor wurde ermordet“, murmelte Slim Duckett dumpf. „Er liegt im Schloß vor der Bibliothek. Ich konnte ihn nicht mitnehmen. Wenn ihn die Polizei findet. . .“
    „Um Gottes willen“, stieß Cecil Harrow entgeistert hervor. „Das ist das Ende. Man wird Sie und Ihre Freunde verhören. Sie werden ausplaudern, daß ich Sie zu der Tat angestiftet habe. Ich werde zusammen mit Ihnen ins Gefängnis...“
    „Was reden Sie denn da für einen Mist?“ erboste sich Slim Duckett. „Hier wird überhaupt nicht geplaudert, verstehen Sie? Hoffentlich benehmen Sie sich nicht so dämlich wie jetzt, wenn die Polizei kommt. Würde es Ihnen nie verzeihen, wenn Sie die Klappe nicht halten können.“
    Cecil Harrow steckte mit zitternden Händen seinen Anteil ein. Er hatte nicht die geringste Freude an den funkelnden Juwelen. Erschöpft und restlos entmutigt schlich er in die Gaststube hinaus. Dort blieb er die ganze Nacht hinter einer Schnapsflasche sitzen. Er wagte sich nicht nach Hause.

    11

    Es war die Gewohnheit Angela C.ordays, jeden Vormittag zur Bibliothek zu gehen und sich ein Buch zu holen. Als sie das auch an diesem Morgen tun wollte, stieß sie kurz vor der Tür auf den toten Jack Ebor. Ihr Fuß stockte mitten im Schritt, ein angstvoller Schrei entrang sich ihren Lippen. Schaudernd blickte sie auf das armselige Menschenbündel nieder. Entgeistert starrte sie auf den blutbefleckten Dolch.
    „Stanley!“ rief sie verzweifelt. „Stanley, komm hierher! Wo bist du denn, Stanley?“
    Ihre Rufe hallten laut durch den stillen Mitteltrakt. Sie wagte sich nicht zu rühren. Wie zur Salzsäule erstarrt, blieb sie neben dem Toten stehen. Ihr Gesicht hätte in diesem Moment keinen Tropfen Blut gegeben. Sie schluchzte erschüttert auf, als Stanley Belmont an ihrer Seite eintraf. „Mein Gott, Stanley“, kam es fast unhörbar von ihren Lippen. „Werden diese Schrecken denn niemals aufhören?
    Das ist nun der dritte Mord, seit du... seit du...“
    Sie dachte an die Worte des Kommissars und schwieg bestürzt. Furchtsam blickte sie in das verschlossene Gesicht Stanley Belmonts.
    „Wer ist es denn überhaupt?“ fragte sie mit erstickter Stimme. „Kennst du den Mann?“
    Stanley Belmont schüttelte finster den Kopf. Sein Gesicht wirkte in diesem Moment hart und kantig. Der Blick der dunklen Augen ging weit in die Ferne. Schließlich nahm er Angela Corday bei den Schultern und zog sie mit sich fort.
    „Wir müssen die Polizei verständigen“, sagte er bedrückt. „Nun haben wir wieder diesen Kommissar im Hause. Er wird mich von neuem mit Verdacht überhäufen und mich mit seinen endlosen Verhören quälen. Dabei kann ich noch von Glück sagen, wenn er mich nicht gleich verhaftet.“
    Angela Corday sah ihn fragend an. Aber sie sagte nichts. Sie ging stumm neben ihm in die Halle hinunter.
    „Rufen Sie die Polizei an“, sagte Stanley Belmont zu dem Kammerdiener. „Ich mag es nicht tun. Es reicht mir schon, wenn ich nachher die

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