Komplott
des Essens sprachen sie über belanglose Dinge, und schließlich brachte Nield Coral nach Hause. Sie nahm die Schlüssel aus der Handtasche, schloss die Haustür auf und lud ihn noch zu einem Verdauungsschnaps ein.
»Das würde ich gern«, log Nield, während er sie zum Abschied auf beide Wangen küsste, »aber ich muss dringend zurück in die Park Crescent. Vielleicht ein andermal?«
Coral machte einen beleidigten Schmollmund, sagte gute Nacht und knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
21
»Und so bin ich Coral gerade noch aus dem Netz geschlüpft«, beendete Nield seinen Bericht. »Gefallen hat ihr das nicht, das kann ich Ihnen sagen.«
»Ich glaube dieser Frau kein Wort«, sagte Paula.
»Vielleicht hat sie Ihnen ja das alles im Auftrag der Triade erzählt«, sagte Tweed nachdenklich. »Oder einer der Brüder hat sie darum gebeten. Obwohl ich das für eher weniger wahrscheinlich halte.«
»Aber wenn doch, welcher von ihnen könnte es sein?«, fragte Paula.
»Keine Ahnung. Aber wie gesagt, ich bezweifle meine Theorie ja selbst. Wenn ich nur wüsste, was diese Coral im Schilde führt.«
»Vielleicht ist sie ja einfach nur verrückt«, meinte Newman. »So verrückt wie der Mörder, der die arme Viola abgeschlachtet hat.«
»Dazu ist Coral körperlich nicht in der Lage«, widersprach Nield. »Der Mörder muss über enorme Kräfte verfügen.«
»Das Ganze kommt mir vor wie ein riesiges Puzzlespiel«, sagte Tweed. »Irgendwie passt jedes Teil zu den anderen. Wir müssen nur noch herausbekommen, wie.«
»Oh Gott, was bin ich nur für ein Idiot!«, rief Newman plötzlich aus. »Ich habe den teuren Schal, den ich für Roma gekauft habe, doch glatt auf der Gepäckablage im Eurostar vergessen. Bestimmt fährt der jetzt schon wieder nach Frankreich zurück.«
»Nein, das tut er nicht«, sagte Paula und öffnete ihre Reisetasche, die neben dem Schreibtisch auf dem Boden stand. Sie griff hinein, holte den Schal heraus und reichte ihn Newman. »Bevor ich aus einem Zug oder einem Flugzeug steige, sehe ich immer noch einmal nach, ob jemand etwas vergessen hat.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll«, sagte Newman, dem seine Erleichterung deutlich anzusehen war. »Jetzt fühle ich mich sehr viel besser.«
»Wer weiß, ob Roma Ihnen das verziehen hätte«, neckte ihn Paula.
»Vielleicht können Sie Ihre Privatgespräche auf später verschieben«, sagte Tweed.
»Mich interessiert jetzt viel mehr, was Marler und Harry Butler gerade tun.«
Marler und Butler warteten mit Gasmasken vor dem Gesicht geduldig vor dem Eingang zum Hauptquartier der Special Branch. Butler lehnte auf der einen Seite der schweren Metalltür an der Wand, Marler an der anderen.
In diesen Positionen waren sie für die Videokamera, die direkt über der Tür angebracht war und ständig langsam hin und her schwenkte, nicht sichtbar. Hin und wieder streckte Butler die Beine aus, um zu vermeiden, dass er einen Krampf bekam, während Marler reglos wie eine Statue stehen blieb. Nur ab und zu sah er auf die Uhr.
Jetzt warteten sie schon seit einer geschlagenen Stunde, dass die Tür aufging. Ihre Geduld wurde wirklich auf eine harte Probe gestellt.
Zum Glück war die kleine Seitenstraße hinter Whitehall so schlecht beleuchtet, dass selbst jemand, der nahe an ihnen vorbeigegangen wäre, nicht erkannt hätte, dass sie Gasmasken trugen. Marler hob die Hand mit der Tränengasgranate und machte ein Gesicht, als ob er etwas gehört hätte. Butler, auf der anderen Seite der Tür, verzog das Gesicht. Er glaubte, dass Marler sich etwas einbildete.
Dann aber sauste auf einmal ohne jede Warnung die Stahltür nach oben und gab den Eingang zum Gebäude frei. Marler riskierte einen Blick in Innere und sah, dass dort Nelson Macomber und seine Brüder gerade aus dem Aufzug kamen. Noel ist also wieder aus Frankreich zurück, dachte Marler. Dann ist bestimmt auch Radek in der Stadt.
Die beiden Granaten, die er und Butler in das Gebäude warfen, explodierten fast gleichzeitig und erfüllten den kleinen Flur zwischen Tür und Aufzug mit einer beißenden Gaswolke. Die Brüder fingen an zu husten und tappten mit tränenden Augen und verzweifelt nach Luft ringend orientierungslos umher. Am oberen Absatz der Treppe erschien auf einmal Miss Partridge, roch das Tränengas und eilte zurück ins Büro, um die Polizei anzurufen. Zu diesem Zeitpunkt waren Marler und Butler schon wieder verschwunden und rannten, während sie sich die Gasmasken vom Gesicht rissen, die
Weitere Kostenlose Bücher