Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur
der im medialen und auch wissenschaftlichen Diskurs das zeitgenössische Idealbild, im scheinbaren Gegensatz
zu traditionellen und archaischen Typen, von aufgeklärter Männlichkeit präsentiert. Trotzdem partizipiert auch diese Form
von Männlichkeit von einer patriachialen Dividende und stellt vielleicht einfach nur das Update traditioneller Männertypen
im zeitgemäßen Gewand dar. Es gibt allerdings bereits Updates des new man, der nicht mehr, wie häufig geschehen, über Metrosexualität
stereotypisiert wird, sondern im Begriff des übersexual, seine Beschreibung findet: »Ubersexuals are the most attractive [not
just physically], most dynamic, and most compelling men of their generations. They are confident, masculine, stylish, and
committed to uncompromising quality in all areas of life.« http://news.monstersandcritics.com/lifestyle/ life/article_1054424.php/Goodbye_metrosexuals_the_new_new_man_is_an_ubersexual,
03.06.2008.
5
Vgl. das Musikvideo von 50 Cent mit Justin Timberlake »Ayo Technologie«.
6
Ernst bezieht sich hier auf die Politik der Archive. Seine Einschätzung trifft aber auch auf die Fiktionalität der Bilder
zu.
7
Vgl. http://www.myspace.com/necro, 03.06.2008.
8
Vgl. http://www.myspace.com/kampfhund666, 03.06.2008.
9
Antimodernes Bewusstsein ist tief im Bürgertum verwurzelt. Ein ästhetischer Fundamentalismus, beispielsweise die Ästhetisierung
von Kriegs-und Kampfmythen zu einem Stil bedeutet, laut Raabe und Speit, »dass der Stil vor die Gesinnung tritt, die Form
vor der Idee steht. Der Stil ist folglich weder Gesinnungsethik noch Verantwortungsethik, da er die Moral unterordnet« (Raabe/Speit
2002: 73). Oder wie Nietzsche es ausdrückt: »L’art pour l’art heisst: der Teufel hole die Moral!« (Nietzsche 1985: 82). Die
Entkontextualisierung eines Stils nach dem Konzept l árt pour l árt, also hier die Entideologisierung einer faschistisch fundamentalistischen
Ästhetik, kann der jeweiligen Ideologie zuträglich sein, weil sie ursprüngliche Hintergründe diffus lässt.
10
Vgl. http://www.myspace.com/affenhasser, 03.06.2008.
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Gewaltförmige Handlungen, in ihrer bildlichen Darstellung im Web 2.0, haben meist Andeutungscharakter. Es handelt sich um
Formen latenter Gewaltinszenierungen, also um eine Gewalt, die noch nicht präsentiert wurde.
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Wie Baudrillard richtig bemerkte, kann man vom »Bösen in seiner Reinform« (Baudrillard 2004: 121) nicht sprechen, jedoch bietet
sich die Möglichkeit der individuellen Visualisierung der Idee davon.
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Auf MySpace finden sich über 60 verschiedene Profile zu
Burzum
(dies ist möglich, weil der Profilname nicht der MySpace-URL entsprechen muss).
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|185| Konsumguerilla: Ein Gespräch
Birgit Richard und Diedrich Diederichsen
Birgit Richard (BR): Herr Diederichsen, was assoziieren Sie mit dem Titel
Konsumguerilla
?
Diedrich Diederichsen (DD): Also zunächst gibt es eine Idee von Guerillakonsum oder Dissidentenkonsum, die sich darauf bezieht,
dass Produkte ganz bestimmte Bedeutungen haben und dass diese Bedeutungen wiederum die herrschenden Verhältnisse stabilisieren.
Und dass dann neue Kontraste, Montagen und Umwidmungen dazu führen, quasi subversiv diese stabilen, herrschenden Verhältnisse
anzugreifen. Das ist eine Idee, die es lange gab, an die aber heute keiner mehr recht glaubt, weil man erkannt hat, dass die
Stabilität der Verhältnisse nicht so direkt von bestimmten Bedeutungskulturen abhängig ist. Mit solchen Praktiken ist man
mittlerweile auf der Marktseite gelandet, die genau dasselbe macht. Dort findet man Strategien, die eine scheinbar kritische
oder antagonistische Komponente enthalten, aber um direkt eine Bedeutung aufzufrischen und auch unter veränderten Bedingungen
zu authentifizieren.
Das Hijacken von Logos und Zeichen funktioniert aber auch aus einem anderen Grunde nicht. Denn letztendlich zeigen die Zeichen
eine Gestalt, die kräftiger ist als ihre Negation. Die Negation hat ein kleines unauffälliges Zeichen. Wenn ich vor ein auffälliges
Zeichen ein Minus setze – man sieht dies an der berühmten Debatte um das durchgestrichene Hakenkreuz – dann setzt sich doch
das auffälligere Zeichen durch. Letztendlich ist das also eine mehr oder weniger an ihre Grenzen gekommene Strategie.
Die zweite Frage ist, welches Verhältnis Gegenkulturen zu Waren haben. Hier muss man darüber sprechen, wie Waren Bedeutung
hervorbringen, wobei entscheidend
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