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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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ist, dass Waren etwas versprechen, was sie selbstverständlich nicht halten. Dennoch sorgen
     sie aber dafür, dass das gegebene Versprechen weiter zirkuliert. Ich denke, das ist der Ansatzpunkt: Das Versprechen der Waren
     mobilisieren. Das könnte etwa darauf hinauslaufen, die Einhaltung des Versprechens einzuklagen – ob von der Ware oder von
     der ganzen Welt. |186| Klassisch kritisch wäre, den Versprechenscharakter in einer aggressiven Weise zu decouvrieren oder vielleicht sogar den Inhalt
     des Versprechens als Ideologie zu beschreiben. In der Pop-Kultur entstanden subversive Momente aber auch dadurch, dass man
     naiv auf Einhalt der Versprechen bestand, das Attraktive des Warenversprechens ernst nahm und oft auch dessen Zusammenhang
     mit den Gegenkulturen, denen es entnommen war, betonte.
     
    BR: Figuren wie der Prosumer oder der emanzipierte Konsument wären also im Grunde genommen die Konsumenten, die mit und an
     dem Versprechen arbeiten. Auf der anderen Seite wären sie diejenigen, die versuchen, autonom etwas herzustellen. Kann man
     das Prinzip der Ware überhaupt unterlaufen?
     
    DD: Ich denke eigentlich, dass man dem Prinzip der Ware nicht mit alternativen Waren entgegentreten kann. Man muss auf der
     Ebene des Prinzips oder eben gegen es agieren. Ich glaube also, dass die human hergestellte oder die besser oder fairer hergestellte
     beziehungsweise fairer gehandelte Ware nicht die Lösung des Problems ist. Es ist natürlich wünschenswert und schön, wenn die
     Konsumenten dafür sorgen, dass irgendwie weniger Kinderarbeitsanteile enthalten sind oder dass der Kaffee den Erzeugern einen
     höheren Preis einbringt, als ihnen Tchibo bewilligt, und so weiter. Das sind aber Nebenaspekte, das berührt den Kern noch
     nicht.
    Im Umgang mit den Waren ist der Fehler von ’68 gewesen, zu sagen: »Macht kaputt, was euch kaputt macht
«,
denn heute ginge es darum – die Gruppe
Bernadette Corporation
hat es so formuliert, das kaputt zu machen, was man liebt. Darum ginge es. Nicht das, was einen kaputt macht, sondern das,
     was man gerne hat. Also ist es keine Art von Verzicht, es ist keine asketische Handlung oder Haltung, sondern da konvergiert
     eben die Aggression gegen die Ware mit dem Begehren, das man auch nicht leugnen kann. Ware ist die einzig mögliche Weltteilhabe;
     will man die Welt ändern und mit ihr die Rolle der Ware, geht das auch nur über die Ware.
     
    BR: Mich interessiert noch mal das Schnittfeld von warenförmiger Populärkultur und Kunst. Was passiert, wenn Kunstobjekte
     mit sehr starker Orientierung am Kunstmarkt die Grundanforderung von Kunst erfüllen, Provokation und widerständige Elemente
     zu liefern? Müssen dann nicht andere Formen von Widerständigkeit gesucht werden, die eben auf den ersten Blick jetzt nicht
     unbedingt als solche erscheinen?
     
    |187| DD: Ich denke, dass am ehesten auf einer abstrakteren Ebene gearbeitet werden sollte; also, dass die Künstlerposition das
     eigentliche Thema ist. Und dann wäre ja die Frage, wenn man die Ausnahme von der Alltagskommunikation, die die Kunst darstellt,
     retten will, zu bestimmen, worin denn heute eine Ausnahme bestehen würde und was dem gegenüber die Regel wäre. Ich glaube,
     da entlang geht die Frage: Was wäre ein Objekt, ein Fetisch, eine Haltung, ein Prozess, ein Versprechen, das anders funktioniert
     als Ware – so wie es ein bestimmter Idealismus immer der Kunst zugeschrieben hat. Hier liegt, glaube ich, das Hauptproblem:
     Man hat früher auf partizipatorische Prozesse als Gegenmodelle gesetzt. Derzeit können wir aber beobachten, dass die Konsumkultur
     und ihre Medien immer stärker durch das Internet und andere digitale Anwendungen so aufgebaut sind, dass nur eine ganz bestimmte
     neue, scheinbar partizipatorische Konsumkultur entsteht, die oft das aufgreift, was solche Kunst einst gefordert hat. Und
     darauf sollte die bildende Kunst anders reagieren, als wieder nur noch weitere Arbeiten hervorzubringen, die dann immer noch
     meinen, nur weil irgendwer irgendwo mitmachen darf, sei das demokratisch. Knöpfchendrücken ist ja noch harmlos gegen die
Volks-Modelle
in der Kunst wo, wie bei Spencer Tunick, 7.000 Nackte sich irgendwo hinlegen und denken, es diene keiner Ware – also da bin
     ich doch sehr überrascht.
     
    BR: Lassen sich denn trotzdem neben dieser warenförmigen Kunst und der nur scheinbar partizipatorischen Konsumkultur im Netz
     auch neue Formen von medialer Kunst finden? Ob diese jetzt

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