Kopernikus 9
geradezu absurd.
(Starke Unruhe im Saal. „Buh“-Rufe von mehreren Seiten; die Rufer sind im einzelnen nicht zu identifizieren. Mehrere Korrespondenten von Fremdwelten – alle namentlich bekannt und daraufhin registriert – verlassen den Raum.)
V ORSITZENDER : Ich bitte um Ruhe. Wer ist mit Fragen dran? Mal sehen, wen ich hier notiert habe, ach ja, Frau Salamis.
MARYVONNE SALAMIS : Europäische Presse Agentur. Herr Minister, die EPA vertritt nachrichtenmäßig auch die einzige Zeitung der Molos, den „Nabwa Ichi Trul“. Ist daran gedacht, den Bewohnern von CM 5/7 in absehbarer Zeit mehr Selbstverwaltungsrechte einzuräumen?
MINISTER : Unsere Soziologen haben herausgefunden, daß die Molos nicht in der Lage sind, sich selbst zu verwalten; ihnen fehlt dazu das systematische Verständnis. Sie kennen keinen Staat in unserem Sinne – wie wollen Sie dann solchen Wesen weitere Rechte einräumen?
HARRY BRAUNE : Zusatzfrage!
V ORSITZENDER : Bitte.
HARRY BRAUNE : Alles, was wir hier zu hören kriegen, deutet doch nur darauf hin, daß die Bewohner von CM 5/7 in rücksichtsloser Weise unterdrückt und ihre Rechte – die ihnen sogar nach unseren Gesetzen zustünden – mit Füßen getreten werden. Stimmen Sie mir da zu, Herr Minister?
MINISTER : Keineswegs. Ich glaube, ich habe Ihnen deutlich genug dargelegt, daß die Lage der Molos keineswegs negativ zu bewerten ist.
HARRY BRAUNE : Sie wollen uns wohl verschaukeln. Sie halten uns für einfältig genug, Ihnen das zu glauben!
MINISTER : Lassen Sie mich Ihnen erklären, noch einmal, daß auf CM 5/7 alles in Ordnung ist.
(Das Folgende wurde aus dem Protokoll gestrichen.)
HARRY BRAUNE : Das sind doch alles Lügen.
V ORSITZENDER : Also so geht das nicht. Hier kann nicht einfach dazwischengeredet werden. Melden Sie sich ordnungsgemäß, dann kommen Sie auch dran.
HARRY BRAUNE : Bis dahin hat doch jeder hier im Saal wieder vergessen, worum es genau gegangen ist.
V ORSITZENDER : Ich entziehe Ihnen das Wort, Herr Kollege Braune. Sie haben ab sofort auf dieser Pressekonferenz kein Fragerecht mehr. Verhalten Sie sich still, dann können Sie hierbleiben und wenigstens zuhören.
MARIO DEFATY : Ich stelle den Antrag, daß wir endlich weiterfragen können.
V ORSITZENDER : Ich glaube, das ist im Sinne aller.
HARRY BRAUNE : Was soll denn die ganze Fragerei? Diese blöde Veranstaltung ist doch ein einziger Beschiß. Das ist doch alles eine korrupte Scheiße! Sand wollen die uns in die Augen streuen, weiter nichts. Ich melde hiermit öffentlichen Protest an, und das werde ich auch schreiben.
(Der Korrespondent des Aldebaran-Kurier wird von Sicherheitskräften aus dem Saal geführt, da er die Ruhe ständig stört und die übrigen Korrespondenten an der Arbeit hindert.)
V ORSITZENDER : So, vielleicht können wir jetzt fortfahren. Wenn Sie Ihre Frage stellen wollen, Herr Zaba?
TADARA ZABA : Ich bin kein Mann, ich bin keine Frau; ich bin sowohl männlichen wie weiblichen wie azkarischen Geschlechts. Bitte verwenden Sie mir gegenüber die Anrede „Mozi“, wie dies auf meinem Heimatplaneten Petain V üblich ist. Im übrigen verzichte ich auf meine Frage.
V ORSITZENDER : Dann ist jetzt Herr Meyer an der Reihe.
PETER - PAUL MEYER : Die Runde Galaxis, Benkerts Planet. Herr Minister, weswegen mußten Sie sich eigentlich mit dem Ministerium für Sicherheit abstimmen, ehe Sie diese Pressekonferenz geben konnten?
MINISTER : E S gibt da immer Gesichtspunkte, die man beachten muß, das sollten Sie als langjähriger Korrespondent in Terra-City doch wissen.
PETER - PAUL MEYER : Aber das Ministerium für Sicherheit ist doch nur für den Planeten Erde und keinesfalls für die Fremdwelten zuständig.
V ORSITZENDER : Sie sollen hier keine Statements abgeben, sondern an den Minister Fragen stellen. Also bitte!
PETER - PAUL MEYER : Stimmen Sie mir zu, Herr Minister, daß das Ministerium für Sicherheit nach den einschlägigen Paragraphen Ihrer Gesetzesvorschriften ausschließlich für terrestrische Angelegenheiten zuständig ist?
MINISTER : Wer sagt Ihnen denn, daß es sich hier nicht um terrestrische Probleme handelt? Sind wir hier auf der Erde, oder sind wir es nicht?
MARYVONNE SALAMIS : Dazu eine Frage!
V ORSITZENDER : Aber nur, wenn sie sachlich begründet ist.
MARYVONNE SALAMIS : Stimmt es eigentlich, daß die gesamte Pressekonferenz, die heute hier in
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