Korsar meiner Träume
hatte sich verdammt hart darum bemüht, seine Vergangenheit dort zu behalten, wo sie hingehörte, und es war ihm auch gelungen, verdammt noch mal. Er würde nicht zulassen, dass man sie nun offenbarte.
Claires giftiger Blick musterte Nate. Sie zog die Augen zusammen, und ihre abgehackten Atemzüge zeigten ihm ganz genau, wie wütend sie war. Er erinnerte sich an ihr feuriges Temperament, das so gut zu ihrer Haarfarbe passte.
Vincent zog sich einen Stuhl heran und ließ sich daraufplumpsen. Seine Füße baumelten über dem Fußboden.
»Dann wird es dir wohl nichts ausmachen, es zu erklären«, sagte er.
»Vincent, ich werde an Deck gebraucht.«
»Geh ruhig«, antwortete Vincent und wedelte mit der Hand, »aber ich werde hier nicht weggehen. Ich habe gewusst, dass irgendetwas los ist, aber noch heute Nachmittag hast du es abgestritten. Jetzt gibt es da plötzlich einen Schatz, eine Karte und eine Frau, die sich in deine Kajüte hineingeschlichen hat. Offensichtlich ist der einzige Weg, wie ich jemals die Wahrheit erfahren werde, sie von ihr zu erfragen.«
Claire lächelte plötzlich, obwohl ihre Augen dabei keinerlei Wärme zeigten. Zur Hölle, dachte Nate, und einen Moment später richtete sie dieses Lächeln auf Vincent.
»Ich werde dir alles erzählen, was du wissen willst.«
Claire warf Nate einen Seitenblick zu und zog herausfordernd die Augenbrauen hoch. Sie genoss sein Unbehagen ganz offensichtlich. Und er sollte verdammt sein, wenn er zulassen würde, dass sie sah, wie sehr er es hasste, über seine Vergangenheit zu reden. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust und zwang seine angespannten Schultern, angeblich ganz unbeteiligt zu zucken.
»Du kann so viel reden, wie du willst, nachdem du mir die Karte zurückgegeben hast.«
Ihre Augen sprangen zwischen ihm und Vincent hin und her, so als ob sie ihre Wahlmöglichkeiten abwägen würde.
»Du kannst die Karte haben«, konterte sie, » nachdem ich mit Vincent geredet habe.«
Nate strich sich müde mit der Hand durchs Haar. Vincent sprang vom Stuhl auf, packte Nate am Arm und führte ihn in eine Ecke.
»Lass mich mit ihr reden.«
»Ich traue ihr nicht mit der Karte.«
»Wo soll sie denn damit hingehen? Außerdem hattest du auf eigene Faust ja auch nicht viel Glück.«
»Das hatte ich«, brummte Nate wütend, »bevor wir unterbrochen wurden.«
Nate wurde zu spät klar, wie das klang, und zu seinem Schrecken spürte er, dass er rot wurde.
»Nun«, Vincent lächelte, »ich kann natürlich auch wieder gehen, falls du glaubst, dass du dann mehr Glück haben wirst …«
»Ich werde gehen. Ich werde jemanden wecken, der das Steuer für mich übernimmt, solange bis das hier geklärt ist.«
Er seufzte.
»Was auch immer sie dir erzählt«, erklärte Nate ruhig und ihm war ein wenig übel, da etwas aus seiner Vergangenheit nunmehr ans Licht kommen würde, »es bleibt in dieser Kajüte.«
Ausnahmsweise frotzelte und piesackte Vincent ihn nicht weiter. Er nickte ernst.
»Das wäre es immer geblieben.«
Nate nickte. Was konnte er sagen? Es war ein wenig zu spät für Entschuldigungen. Außerdem konnte Vincent gar nichts von seiner Vergangenheit preisgeben, denn er kannte sie nicht, ermahnte Nate sich selbst. Niemand tat das. Der Knoten in seinem Magen lockerte sich. Niemand würde es je wissen.
»Ich werde nicht lange weg sein.«
Doch sobald Nate an Deck war und ihm die Luft sowohl das Gesicht, als auch das Gemüt ein wenig abkühlte, ging er nicht sofort los, um ein Crewmitglied zu holen. Stattdessen kontrollierte er den Horizont. Es war zu dunkel, um irgendetwas zu sehen. Nate konnte nicht erkennen, ob James ihnen folgte, aber er hatte den Kurs ohnehin geändert, als er das Steuerruder übernommen hatte. Es war eine Angewohnheit von ihm, die er sich über die Jahre angeeignet hatte, einen Hafen niemals in der Richtung zu verlassen, in die er wirklich segeln wollte. Es war immer klüger, in die eine Richtung aufzubrechen und dann seinen Kurs zu wechseln, nachdem man den aufmerksamen Augen entschwunden war.
Sich um den Kurs zu kümmern war einfach, dennoch wusste Nate, es würde nicht ganz so einfach werden, auch seine Gedanken zu sortieren. Er war wütend auf Claire. Zur Hölle, so wie sie ihn vor all diesen Jahren verraten hatte, da hatte er das Recht, zornig zu sein. Doch nachdem er hinter ihr auf das Schiff geklettert war und ihren Po betrachtet hatte, da wusste er, zwischen ihnen beiden war da auch Wollust im Spiel. Er hatte sie wieder
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