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Korsar meiner Träume

Korsar meiner Träume

Titel: Korsar meiner Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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berührt und hatte das Verlangen in ihren Augen gesehen, und doch war ihm nicht klar gewesen, und er hätte es auch nie für möglich gehalten, dass er sie immer noch gern hatte.
    Wenn er doch bloß wüsste, wie er damit nun umgehen sollte.

6
    Vincent hatte wirklich die Absicht, Nates Wünsche zu respektieren. Was auch immer er an diesem Abend erfahren würde, es würde niemals über seine Lippen kommen. Aber er war seit sechs Jahren mit Nate zusammen. Er hatte jeden Moment in Erinnerung behalten, jede Schlacht, jeden Sturm und jeden langen Tag, den sie dümpelnd auf dem reglosen Wasser verbracht hatten. Doch in all dieser Zeit hatte er nur wenig über Nate erfahren.
    Natürlich war Nate ehrenhaft und vertrauenswürdig. Er war ein verdammt guter Seemann und ein noch besserer Kapitän. Er arbeitete hart und redete wenig. Es war das Zweite, was Vincent schier wahnsinnig machte. Er war an Geschwätz gewöhnt. Er hatte fünf ältere Schwestern, und da sein Bruder bereits aus dem Haus gewesen war, als Vincent sieben wurde, war er mit ständigem Getratsche und Geplapper aufgewachsen.
    Und er hatte es geliebt. Bei seinen Schwestern gab es immer Bewegung und Energie. Er verglich es immer mit dem Beobachten von Bienen, die von Blüte zu Blüte huschten und nie zu ermüden schienen. Aber neben dem Klatsch hatte er von seinen Schwestern auch Respekt, Geduld und Verständnis gelernt. Dies waren Fähigkeiten, die ihm schon gute Dienste erwiesen hatten. Besonders die Geduld.
    Mit Nate brauchte er davon sehr viel. Der Mann behielt alles für sich. Wenn es nichts mit dem Schiff, dem Wetter oder ihrem nächsten Ziel zu tun hatte, dann war es beinahe völlig unmöglich, ein Gespräch mit ihm zu führen. Nates Herkunft, seine Familie, ja sogar sein Geburtstag waren alles Rätsel für Vincent.
    Dennoch gab es da ein Geheimnis über Nate, das Vincent kannte, aber er würde weder Claire – noch sonst irgendjemandem – jemals davon erzählen. Vor drei Jahren war Nate in die Haut von Sam Steele geschlüpft, des gefürchteten Kapitäns der Revenge . Er hatte den Titel von Samantha Bradley übernommen, Blakes zukünftiger Schwägerin, um deren Identität zu schützen, da damals jemand vermutet hatte, sie wäre in Wirklichkeit Sam Steele.
    Zwar wusste keiner mit Sicherheit, wie Sam aussah – Samantha hatte schon dafür gesorgt, indem verschiedene Mitglieder ihrer Mannschaft diese Rolle übernahmen, wenn sie einen Hafen anliefen oder ein anderes Schiff angriffen. Auf diese Art war die wahre Identität des Piratenkapitäns nie entdeckt worden. Es war ein brillanter Schachzug gewesen, und er hatte Nate die Möglichkeit gegeben, die Rolle zu übernehmen. Das war auch der Grund, weshalb Nate dieselbe Tradition übernommen hatte. Indem er Sam Steele wurde, hatte er nicht nur jegliche Bedrohung von Samantha abgelenkt, sondern er hatte auch ein neues Schiff erhalten, eines, das von Samantha und ihrem Ehemann Luke Bradley gebaut worden war. Nicht jeder Erstbeste besaß so ein Bradley-Schiff. Es waren die schnellsten Schiffe in der Karibik.
    Doch Vincent hatte nicht vor, Informationen über Nate auszuplaudern, sondern er wollte neue hinzugewinnen.
    »Er wird die Karte nicht bekommen, Vincent. Ich habe es ernst gemeint.«
    »Dann, meine Liebe, haben wir ein Problem. Obwohl ich nicht vorgebe, eure gemeinsame Vergangenheit zu kennen, kenne ich Nate dennoch sehr gut. Wenn er nicht will, dass du sie behältst, dann wird er sie dich auch nicht behalten lassen.«
    Claire seufzte. Das hatte sie bereits geahnt. Und Vincent hatte recht – sie hatten ein Problem. Ein ziemlich großes. Sie schielte hinüber zu dem kleinen Mann, der sie aufmerksam beobachtete.
    »Er braucht diesen Schatz nicht, er hat schon dieses Schiff. Ich brauche den Schatz mehr als Nate.«
    »Wie dem auch sei, es ist so, wie du gesagt hast. Dies ist sein Schiff, und wir folgen seinen Befehlen.«
    Claire beugte sich nach vorne.
    »Lass sie mich bloß mal kurz ansehen. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit dazu. Sobald ich sie untersucht habe, werde ich sie dir geben.«
    »Irgendetwas sagt mir, dass Nate das ebenfalls nicht wollen würde.«
    »Dann erzähl es ihm halt nicht!«, argumentierte sie, und in ihrer Stimme wuchs die Besorgnis.
    »Ich werde meinen Freund nicht anlügen, Claire. Nicht für dich, noch für sonst irgendjemanden.«
    »Obwohl er dich wegen dieses Schatzes angelogen hat?«
    Vincent nickte.
    »Ja.«
    Claire schlug mit der Handfläche auf den Tisch. Ihre Hand kribbelte, doch

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