Korsar meiner Träume
Sturms gezwungen gewesen waren, im Lager zu bleiben, hätte sie eigentlich froh sein sollen, mit ihrer Suche beginnen zu können. Stattdessen fühlte sie sich wie eine Blume, die in der Hitze verwelkte.
»Ich würde beinahe alles dafür geben, ein bisschen von dem Wind wiederzubekommen, den wir gestern hatten«, sagte Claire.
»Du solltest deinen Hut wieder aufsetzen«, antwortete Nate.
»Er wird dein Gesicht vor der Sonne schützen.«
Als sie am Vormittag eine Pause gemacht hatten, war ihr Haar unter dem Hut klatschnass gewesen und der zusätzliche Stoff hatte sich angefühlt, als ob noch weitere Hitzegrade zu einem ohnehin schon unerträglich heißen Tag hinzukämen. Das war schon vor Stunden gewesen, und sie wusste, am nächsten Morgen früh würde ihr Gesicht feuerrot sein und sie würde es bedauern, den Hut abgenommen zu haben. Dennoch konnte sie nicht die Energie aufbringen, sich deshalb Sorgen zu machen.
»Ich werde schon klarkommen. Wir haben das Schlimmste schon überstanden.« Sie sah zum Horizont und der untergehenden Sonne. Noch etwa eine Stunde und sie würden für diesen Tag Schluss machen müssen. Obwohl der Gedanke entmutigend war, einen ganzen Tag lang geschuftet zu haben, ohne irgendetwas zu entdecken, war Claire schon zu erschöpft, um auf dem Thema herumzureiten.
»Dann lass uns mal hingehen«, antwortete Nate einen Moment bevor sie hörte, wie seine Stiefel auf den Sand fielen und das Wasser spritzte, als er ins Meer watete.
Claire wartete und sah zu. Nate im Wasser zu sehen war ein schöner Anblick. Er war anmutig und stark, selbstsicher in seinen Bewegungen. Gewiss, die Tatsache, dass er sein Hemd ausgezogen hatte und ihr Blick auf seinem nackten Rücken verweilen konnte, war ebenfalls keine Strafe.
Als das Wasser etwa auf Höhe seiner Oberschenkel war, sprang er, die Arme ausgestreckt und den Rücken gebogen, mit einem sauberen Hechtsprung ins Meer. Er blieb so lange unter Wasser, bis seine Lungen brannten und er an die Oberfläche zurückkehren und Atem holen musste. Als er wieder auftauchte, schüttelte er den Kopf, und das Wasser spritzte in alle Richtungen. Er sah sich um, dann wandte er sich dem Strand zu.
»Ich dachte, du würdest mir hierbei helfen«, brüllte er ihr zu.
Claire grinste und kickte dann ihre eigenen Stiefel weg. Sie konnte nicht annähernd so elegant schwimmen wie er. Wenn sie schwamm, behielt sie den Kopf über Wasser, denn sie hatte nie gelernt, wie ein Delfin zu schwimmen, so wie Nate das konnte. Dennoch schaffte sie es, sich mit Armen und Beinen voranzutreiben, bis sie an seiner Seite war.
»Das ist heute noch eine genauso mitleiderregende Vorstellung wie damals«, sagte er mit einem Kopfschütteln.
»Wir sind früher oft miteinander geschwommen, und du hast dich nie beschwert«, erinnerte ihn Claire, während sie mit ihren Armen und Beinen ruderte, um über Wasser zu bleiben. Gewiss, für sie war es eine Anstrengung, während Nate sein Kinn offensichtlich mühelos über Wasser hielt.
Nate grinste.
»Ein Junge, der ein hübsches Mädchen gern hat, wird sie wohl kaum beleidigen.«
Claire errötete bei dem Kompliment, gab das aber nicht offen zu. Die Zeiten hatten sich geändert, und beim derzeitigen Zustand ihrer Haare und der Kleider, die sie trug, würde wohl niemand den Fehler machen und denken, sie wäre hübsch.
»Ich schwimme gut«, antwortete sie stattdessen.
»Das halbe Meer ergreift die Flucht, wenn du zu schwimmen versuchst.«
»Zu schwimmen versuchst?«
»Man kann das, was du tust, wohl kaum schwimmen nennen.«
»Wie würdest du es dann nennen?«, fragte sie.
Er verzog leicht die Lippen.
»Beinahe ertrinken.«
»Ertrinken, soso?«, fragte sie einen Augenblick bevor sie ihm Wasser ins Gesicht spritzte.
Er drehte seinen Kopf weg, aber nicht rechtzeitig genug, bevor ihn die Hälfte des Wassers voll im Gesicht traf. Lachend machte Claire es noch einmal.
»Das reicht jetzt«, brummte er. Er holte einmal tief Luft und tauchte unter.
Das Wasser war klar und es war nicht schwer, Nate zu erkennen, doch es erwies sich als unmöglich, ihm zu entkommen. Schreiend trat Claire nach ihm, als er nach ihren Beinen griff. Ihre Arme schlugen wild um sich, Wasser spritzte ihr in die Augen, und ihre Beine versuchten, Nate abzuwehren.
All ihre Versuche scheiterten, und bald spürte sie seine Hand um ihren Fußknöchel. Da sie wusste, was er vorhatte, atmete sie noch einmal tief ein, bevor er sie unter die Oberfläche zog. Unter Wasser, die Augen
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