Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Coordination and Investment Bank durchzugehen, aber er bat mich, bis zum Nachmittag zu warten, da er einen Arzttermin hatte.
Ich überlasse es meinen Assistenten, die Aufstellungen weiter zu durchforsten, und fahre alleine zu Batis’ Firma, die Endless Travels heißt und in der Nikis-Straße liegt. Den Seat lasse ich auf dem Parkplatz in der Kriesotou-Straße zurück und gelange bequem zu Fuß ans Ziel. Das Reisebüro ist klein und sieht genauso aus wie die unzähligen, in ganz Athen verstreuten Konkurrenzunternehmen. Am Eingang hängen Werbeplakate von Fluggesellschaften und Sonderangebote, im Hintergrund stehen zwei Beratungstische sowie ein Schreibtisch, an dem ein glatzköpfiger Fünfzigjähriger sitzt.
Als ich meinen Namen nenne, blickt mich Batis eher verwundert als beunruhigt an und deutet schließlich auf einen Stuhl. Er strahlt eine große Gelassenheit aus, und so schnell scheint ihn nichts aus der Fassung zu bringen.
»Ich hätte da ein paar Fragen an Sie.«
Er wirkt gar nicht überrascht, sondern lacht mich ganz entspannt an. »Schade, ich dachte schon, Sie interessieren sich für eine unserer Pauschalreisen.«
»Nein, es geht um etwas anderes. Wir haben Ihren Namen auf einer Liste von Bankangestellten gefunden, denen fristlos gekündigt wurde.«
»Ja, und?«, fragt er, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ich wollte mich mit Ihnen über die Umstände Ihrer Entlassung unterhalten.«
Diesmal lacht er laut auf. »Der Grund für meine Entlassung ist Ihnen doch vollkommen egal. Sie interessieren sich einzig und allein für diesen Bankensaboteur, wie er von den Fernsehsendern genannt wird, der mit seinen Plakaten so viel Aufsehen erregt. Und irgendein Schlaukopf hat Sie auf die Idee gebracht, dass ein rachedurstiger ehemaliger Bankangestellter den Banken mit der Kampagne eins auswischen will. Stimmt’s?«
Eins zu null. Bislang hat er mit seiner lockeren und schlagfertigen Art die Oberhand.
»Bleiben wir doch ein wenig bei dem Entlassungsgrund«, beharre ich.
»Aber gerne. Was wissen Sie darüber?«
»Der Vorwurf lautete: Geschenkannahme.«
»Grundsätzlich einmal: Ich habe mich nicht bestechen lassen, sondern eine sogenannte Prämie angenommen. Ein angesehener Geschäftsmann hatte per beschleunigtes Genehmigungsverfahren ein großes Darlehen bei unserer Bank beantragt. Aufgrund meiner Fürsprache wurde es erteilt. Eine Woche später hat er mir ein Auto angeboten.«
»Was für ein Auto?«
»Einen Toyota Yaris.« Seine Miene ist jetzt ernst. »Sie können gerne nachfragen, aber eine zehnprozentige Prämie auf die Kreditsumme ist für ein solches Entgegenkommen gang und gäbe. Als er mir die Autoschlüssel in einer Geschenkpackung überbrachte, wollte ich sie zuerst nicht annehmen. Dann dachte ich an meinen Sohn, der gerade die Panhellenischen Prüfungen geschafft hatte und am Polytechnikum studieren wollte: Wie schön wäre es doch, wenn er einen eigenen Wagen hätte. Die meisten seiner Freunde hatten von ihren Eltern ein Auto geschenkt bekommen, und so würde sich der Junge nicht benachteiligt fühlen. Außerdem müsste er auf dem Weg zum Polytechnikum dann nicht zweimal umsteigen. Das war der Grund für meine Entscheidung. Ein Toyota Yaris hat mich meine Stelle gekostet.«
»Wieso hat Sie der Geschäftsmann überhaupt angezeigt?«
»Weil ich beim nächsten Fall nicht mehr so entgegenkommend war. Er war nämlich der Meinung, durch das Geschenk hätte er bei Krediten von nun an freie Hand. Obwohl der Wagen auf meinen Namen angemeldet war, konnte er durch die Quittung mit der Seriennummer nachweisen, dass ich die Prämie angenommen hatte.«
»Also hat er aus Rache gehandelt.«
Batis blickt mich an, als hätte ich einen Witz gemacht. »Aber nein, Herr Kommissar, doch nicht aus Rache. Ein Geschäftsmann von seinem Kaliber hat so etwas nicht nötig. Er wollte damit einfach nur meinen Nachfolger in Schach halten. Und das ist ihm auch gelungen: Der tanzt jetzt nach seiner Pfeife, nur damit er seine Ruhe hat.« Damit hakt er diesen Punkt ab und fügt dann abgeklärt hinzu: »Und was die Frage betrifft, die Sie am dringendsten interessiert, nämlich ob ich der Saboteur bin, der den Banken die Hölle heißmacht: Da lautet meine Antwort ganz einfach nein. Mir liegt nichts daran, es den Banken heimzuzahlen. Viel besser ist es, den Kontakt mit ihnen auf ein Minimum zu beschränken. Mir genügt ein einziges Bankkonto, auf das meine Kunden das Geld für die Pauschal- und Städtereisen einzahlen. Mein
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