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KR151 - Ich rettete 2 Millionen

KR151 - Ich rettete 2 Millionen

Titel: KR151 - Ich rettete 2 Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Sicherheit annehmen, dass es sich bei unseren Freunden um Burschen aus guten Bürgerhäusern handelte, aber wir konnten niemanden entdecken, der interessant für uns war.
    »Ich glaube, wir stehen hier vergeblich«, sagte Phil plötzlich. »Unsere Freunde sind längst von Bord, und zwar mit dem Boot, das dort an den Davits hängen müsste.«
    Ich sah hin. Er hatte Recht. Eines der sechs Rettungsboote fehlte.
    »Hättest du das nicht etwas früher sagen können?«, stöhnte ich. »Wir hätten einige Zeit gespart.«
    »Dort kommen Bekannte von uns«, sagte er statt einer Antwort, »Jean und Pierre!«
    Tatsächlich, die beiden Seebären, die uns so unsanft von Deck gebracht hatten, schritten mit wiegendem Gang dem Stadtinnern zu. Jean trug einen wundervoll roten Schlips, und Pierre hatte gar eine Kreissäge auf dem Kopf.
    »Hör zu, Phil«, sagte ich, »ein Schiff kann nicht die Insassen eines Flugzeuges an Bord nehmen, ohne dass die gesamte Mannschaft es merkt, und ich glaube, es ist auf einem so relativ kleinen Frachter auch schwer, ein Boot mit Leuten zu Wasser zu lassen, ohne dass ebenfalls die Mannschaft es mitbekommt. Wir werden Jean und Pierre folgen und werden sie uns an der entsprechenden Stelle kaufen.«
    Jean und Pierre blieben im Hafenviertel. Le Havre war durchaus auf den Besuch vergnügungshungriger Seeleute eingestellt.. In den schmalen Straßen führte fast jede Tür in ein Lokal, und aus allen Fenstern drang das Kreischen der Orchestrions und das Lachen mehr oder weniger heiserer Frauenstimmen.
    Jean und Pierre enterten gleich den ersten besten Laden. Phil wollte hinterher, aber ich hielt ihn zurück.
    »Es ist noch zu früh, und sie sind noch zu nüchtern. Es könnte unerfreulichen Ärger geben.«
    Wir warteten zwei Stunden auf die Matrosen. Als sie herauskamen, gingen sie schon viel leichter und beschwingter.
    Weitere zwei Stunden warteten wir vor dem nächsten Laden.
    Phil erklärte mir, dass er jeden Augenblick vor Hunger umfallen könnte.
    Endlich tauchten Jean und Pierre wieder auf, und jetzt sangen sie schon muntere Lieder.
    »Wie viel köstliche Getränke mögen sie schon geschluckt haben«, sagte Phil neidisch.
    »Nur noch Minuten Geduld«, tröstete ich ihn. »Du bekommst gleich die Flasche, mein Kleiner.«
    Wir folgten den fröhlichen Seeleuten. Sehr vorsichtig brauchten wir nicht mehr zu sein. Sie steuerten eine dunkle Gasse an, und ich hatte schon heftige Bedenken ob ihres nächsten Zieles, aber sie betraten ein ehrbares Kellerlokal, sofern man diesen Begriff nicht allzu eng fasst.
    »So«, sagte ich zu Phil, »jetzt geht es los.«
    Ich schob mir den Hut ins Gesicht, legte meinen Arm um seine Schultern, begann laut den Yankee Doodle zu singen und schwankte auf das Kellerlokal zu. Phil kapierte und schwankte und sang mit.
    Wir polterten die Treppe hinab, torkelten durch die Flügeltür in den stickigen, Rauch geschwängerten Keller. Ich brüllte ein lautes »Good evening, Ladies and Gentlemen!« in den Laden, obwohl sich dort wahrhaftig keine Lady und erst recht kein Gentleman aufhielten.
    Die auch ihrerseits äußerst fröhlichen Kellerbewohner beachteten uns kaum. Wir taumelten an einen Tisch und plumpsten auf die Stühle.
    »Whisky!«, schrie ich. »Ganz schnell, ganz viel Whisky!« Ich trommelte mit den Fäusten auf den Tisch.
    Jeder Kellner im Hafen versteht ein wenig Englisch, und Whisky ist ein internationales Wort. Ein pockennarbiger Ober servierte uns zwei Wassergläser voll. »Money!«, verlangte er.
    Ich gab ihm eine Fünftausendfrancnote. Er hielt es nicht der Mühe wert zu wechseln.
    Wir gossen den Whisky hinunter, obwohl er schlecht war.
    »Hast du genug?«, fragte ich Phil. Er schüttelte sich und nickte mit dem Kopf.
    »In Ordnung, dann kann es losgehen!«
    Unsere beiden Seemänner hatte ich gleich beim Eintritt bemerkt. Sie standen knickebeinig an der Theke und füllten sich mit allerhand Alkoholika ab.
    »All Devils!«, brüllte ich jetzt so laut, dass für einen Augenblick die ganze Bude aufmerksam wurde. »Sind das nicht die Burschen, die uns heute von dem Schiff geworfen haben? Denen werde ich es zeigen.«
    Ich stemmte mich hoch und taumelte zur Theke. Phil folgte mir. Jean und Pierre hatten auf mein Gebrüll nicht reagiert. Ich fasste Jean an seinem roten Schlips und zog ihn herum.
    »Hör zu, alter Freund«, redete ich auf ihn ein, und dabei schwankte ich und fuchtelte mit der freien Hand vor seiner Nase herum, »du warst heute sehr hässlich zu mir, wirklich sehr

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