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Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Titel: Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad , Jannis Plastargias , C. Dewi , Gerry Stratmann
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5: Pink Martini – Je Ne Veux Pas Travailler
    Ich arbeite nicht gerne. Ich frühstücke nicht gerne. In Madrid aß ich meist wenig, zumal wenn ich alleine war. Am Morgen einen Joghurt, nachmittags auch, manchmal Reiswaffeln,
manchmal andere Kleinigkeiten, oft hatte ich Hunger. Nur mit Tom aß ich mehr, meist abends oder am Wochenende mehrmals am Tag. Ich rauche aber nicht. Dafür habe ich gelegentlich, ich
möchte nicht sagen telepathische Fähigkeiten, allerdings Anwandlungen. Ich sehe Dinge voraus, die vielleicht erst lange Zeit später wahr werden.
    An diesem Morgen wachte ich mit mulmigem Gefühl auf, als würde etwas Aufregendes auf mich zukommen.
    Ich wusste, dass ich erneut alleine durch Madrid spazieren musste. Was mir ja bisher nichts ausmachte, aber nach den beiden Tagen mit Tom… Und im nächsten Moment wusste ich noch
etwas: Ich treffe diese beiden Jungs noch einmal. Ich werde ihnen in die Arme laufen, so wie am Vortag. Ich war dessen gewiss.
    Zunächst wollte ich zur Endstation der Zweier-Metro,
Ventas
 - da befand sich die Stierkampfarena, die ich von außen betrachten wollte. Ich stieg das erste Mal in die
falsche Richtung ein.
Cuatro Caminos
anstatt
Ventas
. Okay. Ich sah in der Metro nach rechts und dachte…
    Nee, da waren Leute, mit denen ich vor Jahren studiert hatte. Ich konnte es nicht fassen. Ich sprach mit ihnen, stieg an der gleichen Station aus, lief mit ihnen ein Stück. Und entschied
mich, zuerst einzukaufen und erst später zur Stierkampfarena zu gehen.
    Ich ließ mir Zeit, die hatte ich ja reichlich. Ich wusste ja nicht, in welchem Laden ich die beiden Jungs treffen würde. Ich lief die
Gran Via
entlang. Da gab es den
größten Zara, in dem ich noch nie gewesen war. Der älteste und schönste in der Stadt. Ich lief die Treppen hoch und schaute mich um.
    Ich sah den Knutscher, lief auf ihn zu. Begrüßte ihn küssend. Sah dann auch João, fiel ihm in die Arme. Sie fragten gleich nach Tom.
    Ich sagte: „Er arbeitet, ich bin alleine.“
    Sie schauten mich an, sagten ganz selbstverständlich und warmherzig: „Dann geh mit uns!“
    Lied 6: Jovanotti – L’ ombelico del Mundo
    Wir saßen auf einer Bank in der
Gran Via
. Ein Mann lief vorbei. Rotzte auf die Straße.
    João sagte: „
He is a pig. What is pig called in German
?“
    Ich antwortete: „Schwein.“
    „
Que
?“
    „Schwein.“
    „Okay.
Schafein
.“
    „Schwein!“
    „
Jjjwein
.“
    „
What is pig called in Portugues
?“
    „
Porko (Pochko)
.“
    „
Pochko
.“
    „
What is in German: He is a pig.

    „Er ist ein Schwein.“
    „
Oh my god! It’ so difficult! German is so difficult.

    „
Yeah
.“
    Ich lachte.
    „
Yeah?
“ João lachte.
    „
Ea its ain Schawein.

    „
Buen, João.

    „
You laugh at me.

    „
No,I don’t.

    Wir schauten uns die Leute an, redeten dabei Portugiesisch, Englisch, Deutsch und natürlich Spanisch. Mit Arturo, dem Knutscher, redete ich zwischendurch Französisch.
    Ich fühlte mich wohl mit ihnen. Ich kannte sie nicht, sprach nicht ihre Sprache, liebte diese aber doch. Wenn Arturo Portugiesisch sprach, hörte es sich so poetisch an, ich mochte das,
als rezitiere er Gedichte.
    Und João konnte alles sagen, mittlerweile versank ich in seinen braunen Augen, diesen wundervollen Augen. Ich schaute ihn immer wieder an, diesen Lockenkopf.
    Er fragte mich: „
Why do you look at me?

    Ich dachte:
Weil ich muss, weil du so wunderschön bist, weil du so warmherzig bist und mir das Gefühl gibst, etwas Besonderes zu sein
.
    Wir waren zusammen im Retiro Park, saßen stundenlang herum, ließen uns von der Sonne bräunen. Erzählten uns unsere Geschichten. Soweit wir das zustande brachten in diesem
Sprachenwirrwarr. Wir lachten.
    „
Eres muy loco
“, sagte João ständig zu mir. „
You’re really crazy.

    Er mochte mich. Ich mochte ihn noch mehr. Ich mochte auch Arturo. Anders. Ich war ihm nicht mehr böse, dass er mit Tom geknutscht hatte. Er gefiel mir. Er war nett, clever, gebildet.
    Bei João lief es bei mir über Gefühle. Er sagte, dass er nicht schlau ist, nicht gebildet. Mich störte das nicht. Mit Arturo redete ich weniger, aber ich wusste, dass wir
uns auf geistiger Ebene verstanden. Auf der Treppe vor dem Alfonso-Denkmal im Retiro-Park.
    Wir schauten auf das Wasser hinaus, beobachteten die Boote. Später liefen wir.
Just walking.
Wir liefen bereits den ganzen Tag. Diesmal suchten wir einen Ort, an dem wir essen
konnten. Wir gingen in den Burger King.

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