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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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fragte die Dritte von links, deren Namen ich schon wieder vergessen hatte.
    »Sie suchten nach Informationen über eine von Marions Kundinnen, weil es Ungereimtheiten beim Tod des Ehemannes gegeben hat.«
    »Haben sie sich noch einmal gemeldet?«, wollte Ingrid wissen.
    »Nein. Wieso sollten sie?«
    »Och, nur so.« Sie lächelte und beugte sich zu ihrer Schwester hinüber. Die beiden tuschelten und fingen an zu kichern wie junge Mädchen. Unwillkürlich grinste ich mit ihnen, obwohl ich keinen Schimmer hatte, worum es überhaupt ging. Ingrid erklärte glucksend: »Da wird sie ihm mal gezeigt haben, wo es langgeht, und er hat es nicht verkraftet, der Arme.« Sie kicherten wieder.
    »Oder sie hat unser spezielles Mittel angewandt.«
    »Darauf sprechen die Männer im Allgemeinen ja ganz gut an.«
    »Und werden so was von handzahm.«
    Eine allgemeine Heiterkeit machte sich breit, der ich mich nicht entziehen konnte. Mit einem Mal fühlte ich mich in dieser Runde geborgen. Als ein Teil eines Ganzen. Vertraut. Gemocht. Zu Hause. Jetzt wurde ich auch noch trunken vor Rührseligkeit oder, um ehrlich zu bleiben, rührselig vor Trunkenheit. Schluss mit dem Schnaps oder was immer das auch war, mit dem ich mich da gerade abfüllte. Ich stand auf und hatte Mühe, nicht zu schwanken.
    »Ich muss nach Hause.« Ich bemühte mich um eine deutliche Artikulation. In meinem Hinterkopf drehten sich überraschend viele Horizonte und brachten meinen Gleichgewichtssinn durcheinander. Ich schwankte und musste mich mit beiden Händen auf der Tischplatte abstützen.
    »Ich bringe dich.« Mila. Allgegenwärtig.
    »Danke, nein«, sagte ich und hoffte, dass sie mich verstand. »Ich kann allein gehen. So weit ist es ja nicht.«

Gefleckter Schierling , Conium maculatum  – eine bis zu zwei Meter hohe, zweijährige Pflanze, die einen starken Mäusegeruch ausströmt und deren Früchte mit Anis verwechselt werden können. Das in früheren Zeiten als Hinrichtungsmittel verwendete Gift verursacht neben Übelkeit, Tachykardie und geistiger Verwirrung eine aufsteigende Lähmung, die schließlich mit Atemstillstand und Tod endet.

Neun
    Dass es nicht so weit war, stimmte. Allerdings nur im Normalfall. Zwischen »nicht so weit« und »nicht so weit« kann ein gewaltiger Unterschied bestehen, wenn man den Grad der eigenen Alkoholisierung unterschätzt und erhebliche Mühe hat, der geraden Straße in einer ebensolchen Laufrichtung zu folgen. Das letzte Mal, als ich den Grund des Glases erst sehr spät in der Nacht gefunden hatte, war ich nicht allein gewesen. Björn hatte mich untergehakt, ins Taxi bugsiert und in seiner Wohnung so lange mit mir in der Nähe seines Badezimmers ausgeharrt, bis er sichergehen konnte, dass ich ihm seine Designerkacheln nicht versauen würde. Zuerst hatte ich es für ein Zeichen echter Zuneigung gehalten, dass er sich so rührend um mich gekümmert hatte. Erst später, als er mir mit sehr deutlichen Worten erklärte, wie unmöglich ich mich benommen hatte und wie er denn nun dastehen würde, hatte ich begriffen, worum es ihm wirklich gegangen war. Es hätte nicht zu seinem Image gepasst, wenn seine Freundin vor allen Anwesenden aus der Rolle gefallen wäre. So etwas tat man nicht. Und wenn doch, dann bitte so, dass der Anschein gewahrt blieb.
    Jetzt stand kein Björn zur Verfügung, der mich, aus welchen Gründen auch immer, unterhakte und in einen sicheren Hafen brachte. Und so schlingerte ich mit reichlich Breitseite die Straße entlang. Vage ging mir auf, dass es erst Nachmittag sein konnte. Es war noch nicht einmal dunkel. Schöne Sitten hatten die hier auf dem Land.
    In meinem Magen tanzten die Kirschen mit dem Marzipan Tango. Mit sehr engen Drehungen. Ich konzentrierte mich auf die Straße. Einen Schritt nach dem anderen. Eins. Zwei. Eins. Zwei. Drehung. Ausfallschritt. Der Straßenrand verschwamm vor meinen Augen, das Grün der Grasnarbe vermischte sich mit grauem Asphalt. Um mich herum wurde es dunkel. Bricht die Dämmerung hier so rasch herein?, fragte ich mich. Dann wurde es richtig Nacht.
    »Katharina?« Eine Männerstimme.
    »Hmm.«
    »Steh auf.«
    »Hmm.« Ich kannte die Stimme, aber mir wollte nicht einfallen, zu wem sie gehörte. Irgendwer zerrte an meinen Armen.
    »Mein Gott, so schwer siehst du gar nicht aus.«
    Schlagartig bahnte sich das Marzipan den Weg zurück ans Tageslicht, dicht gefolgt von den Kirschen.
    »Himmel. Was haben sie denn mit dir gemacht? Dich vergiftet?«
    »Hmm.« Mein Kopf fiel gegen

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