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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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der Küchenanrichte. Da ich während der langen Stunden, die ich darüber gewacht habe, dass du nicht ernsthaft krank wirst, ein bisschen Unterhaltung brauchte und nicht einschlafen wollte, habe ich es mir genommen.« Er sah mich voll ehrlicher Entrüstung an, als ob er auf eine Entschuldigung warten würde.
    Vielleicht sagte er ja die Wahrheit? Aber wie war das Tagebuch dann dorthin gekommen? Oder war das ein weiterer Punkt auf meiner persönlichen Paranoia-Liste?
    »Ich interessiere mich für solche alten Schinken.« Er nahm es in die Hand und wog es darin. »Ganz interessant übrigens. Auch wenn ich Schwierigkeiten habe, diese alte Handschrift zu entziffern. Kannst du das gut lesen?«
    »Ich habe viele alte Zeichnungen und Klassifizierungen von Pflanzen studiert. Da lernt man das.« Ich schnappte meine Bluse, roch daran und verzog das Gesicht. Aus meinem Koffer, der noch unausgepackt in der Ecke stand, holte ich ein frisches T-Shirt und zog es an.
    »Weißt du, wer es geschrieben hat?«
    »Ja.« Ich zögerte. »Nein. Also, doch. Ich weiß ihren Namen. Sie heißt Hilda.«
    »Hat sie etwas mit dem Hof hier zu tun?«
    »Mit diesem Hof hier?«
    »Ja.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Du hast es doch hier gefunden.«
    »Ich habe es zwar hier gefunden, aber …« Ich stutzte. »Woher weißt du, dass ich das Tagebuch hier entdeckt habe?«
    »Ich weiß es nicht, ich habe es vermutet.«
    »Weshalb?«
    »Herrgott, Katharina. Was bist du? Paranoid? Zuerst behauptest du, ich hätte das Tagebuch von wo auch immer hergeholt, dann unterstellst du mir …« Er warf das Buch aufs Bett und ruderte dann mit beiden Händen in der Luft. »Ich weiß nicht einmal, was du mir unterstellst.« Zornig blitzte er mich an. »Einfach nur mal kurz Danke sagen für meine Hilfe wäre wohl zu viel verlangt, was?« Er nahm sein zerknittertes Jackett von der Lehne des Sessels, riss die Zimmertür auf und ging laut polternd die Treppe hinunter. Die Haustür knallte. Ich trat ans Fenster.
    Im Hof stand Alex’ Wagen. Er stieg ein und musste dreimal vor- und zurücksetzen, bevor er in der richtigen Richtung stand. Er fuhr auf das Tor zu und stoppte. Mila stand neben der Auffahrt und hatte die Hand gehoben.
    Ich schob die Gardine ein Stück zur Seite, um die beiden zu beobachten, und öffnete das Fenster einen Spalt. Mila fragte Alex etwas, aber trotz aller Anstrengung konnte ich nicht verstehen, was sie sagte. Nur an ihrer Miene und an Alex’ wild gestikulierender und zu mir hinaufzeigender Hand erkannte ich, dass sie sich stritten. Ich beugte mich vor und strengte meine Ohren an.
    »So ahnungslos, wie sie tut, kann sie doch unmöglich sein«, hörte ich Mila noch sagen, bevor Alex den Motor aufheulen ließ und, eine kleine Staubwolke hinter sich lassend, vom Hof fuhr.
    »Ahnungslos?«, schnauzte ich mein Spiegelbild in der Fensterscheibe an. »Ach – und vergiss nicht, paranoid auch noch.« Ich drehte mich wütend um und wollte zur Schlafzimmertür hinaus, um Mila zur Rede zu stellen. Der Ärger über Alex und Mila hatte mich die Nachwirkungen des Teufelszeugs für einen Moment vergessen und mich unvorsichtig werden lassen. Sie holten mich schlagartig wieder ein, als mein Gehirn nicht in der Lage war, der Fliehkraft der schnellen Drehung zu folgen, und gefühlt einfach weiter aus dem Fenster schaute. Das Zimmer drehte sich, mir wurde schwindelig, und ich ließ mich zurück aufs Bett fallen.
    Besser. Die Welt um mich herum hörte auf, zu schillern und zu schwanken, setzte sich aber beim ersten Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, unvermittelt wieder in Gang. Ich schloss die Augen. Das Gespräch mit Mila würde ich wohl verschieben müssen.
    An Schlaf war nicht zu denken, schließlich hatte ich den gestrigen Nachmittag und die ganze Nacht über genug davon gehabt. Ich rieb meine Lider, hob sie mühsam und starrte gegen die Decke, während meine Hand schlapp zur Seite fiel und gegen etwas Hartes stieß. Das Buch. Jetzt lesen? Ich stöhnte. Vielleicht half es. So oder so.
    Der Sommer kam, brachte volle Felder und färbte die Wälder saftig grün. Es war ein fruchtbares Jahr. Angerls Leib schwoll zu einer mächtigen Kugel an. Anders als andere Frauen trug sie ihre Last nicht mit dem selbstverständlichen Stolz, der mit einer reichen Kinderschar einherging und dem Wissen, ihre Aufgabe als Frau gut zu erfüllen. Im gleichen Maße, wie ihre Mitte wuchs, wurde ihr Gesicht schmaler, ihre Wangen hohler, und Trauer fraß sich in ihre Augen.
    Ich traf sie

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