Kreativ fotografieren
Belichtung stellt sich hier nicht mehr, sondern lediglich: Bei welcher Einstellung sieht es besser aus?
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Belichtungskorrektur
Kontrastumfang
Zonensystem
Weniger als zehn Lichtwerte | In der Abbildung des Zonensystems auf Seite 144 habe ich zwei Mal dieselbe Szene verwendet, und zwar die Mondnacht. Am Anfang des Zonensystems habe ich die schwarze Nacht für Zone 0, absolutes Schwarz, gekennzeichnet, an dessen Ende die Mondscheibe für das reine Weiß von Zone 10.
Auf Seite 146 haben Sie erfahren, dass das menschliche Wahrnehmungssystem in der Lage ist, etwa zehn Lichtwerte von Schwarz bis Weiß auf einmal zu unterscheiden – eine Digitalkamera etwa zehn bis zwölf. Die Natur jedoch umfasst etwa zwanzig Lichtwerte.
Glücklicher Weise ist der Kontrastumfang der meisten Szenen nicht wesentlich größer als zehn Lichtwerte. So lange die hellsten Bereiche in einem Bild nicht mehr als zehn Mal heller sind als die dunkelsten, haben wir auch kein Problem, sowohl die Lichter der Szene als auch die Schatten in einer Belichtung einzufangen. Problematischer wird es jedoch mit Szenen, in denen der Unterschied zwischen ganz dunkel und ganz hell deutlich mehr als das Zehnfache beträgt.
Mehr als zehn Lichtwerte | Eine Vollmondnacht repräsentiert eine solche Problemszene. Der Mond ist Reflektor des Sonnenlichts und ist hell erleuchtet. Der Nachthimmel hingegen ist rabenschwarz.
Unserer Wahrnehmung nach ist die Szene etwa so, wie in Abbildung 4.86. Zwar sind wir nicht in der Lage den natürlichen Kontrastumfang von mehr als zehn Lichtwerten (Abb. 4.87) mit einem einzigen Blick aufzunehmen, doch unsere Wahrnehmung baut sich die Eindrücke einfach aus mehreren Blicken zusammen. Deshalb scheint es, als könnten wir sowohl die helle Topographie des Mondes als auch das Muster der Wolken am Himmel zugleich wahrnehmen.
In der Fotografie ist es nicht möglich mit einer einzigen Belichtung Szenen von Schwarz bis Weiß zu erfassen, die den Kontrastumfang (die Anzahl an Lichtwerten) überschreiten. Die Konsequenz ist, dass wir uns entscheiden müssen, ob wir die dunklen Bereiche korrekt belichten wollen oder die hellen oder einen Bereich dazwischen. Letzteres hat natürlich zur Folge, dass wir sowohl im Dunkeln Unterbelichtung, als auch im Hellen Überbelichtung in Kauf nehmen müssen.
Abb. 4.86 | Szene mit mehr als 10 LW
Abb. 4.87 | So etwa könnte das natürliche Histogramm der Szene aussehen
Abb. 4.88 | Auf Himmel belichtet
Abb. 4.89 | Dunkle Bereiche werden korrekt belichtet, helle abgeschnitten
Abb. 4.90 | Auf Mond belichtet
Abb. 4.91 | Helle Bereiche werden korrekt belichtet, dunkle abgeschnitten
Abb. 4.92 | Hartes Licht
Abb. 4.93 | Weiches Licht
Entscheiden wir uns, die dunklen Bereiche korrekt zu belichten, können wir zwar den Wolkenhimmel gut belichtet einfangen (Abb. 4.88), der helle Bereich jedoch, der den Kontrastumfang des Sensors überschreitet, muss abgeschnitten werden. Deshalb erscheint der Mond nur mehr als weiße Scheibe (überbelichtet).
Entscheiden wir uns, den Mond korrekt zu belichten (Abb. 4.90), können wir die Struktur im Mond abbilden, doch die dunklen Bereiche des Wolkenhimmels fallen aus dem Kontrastumfang des Sensors und werden abgeschnitten– sie erscheinen im Bild als schwarze Flächen ohne Kontrast (unterbelichtet).
Kein Kraut gegen zu hohen Kontrastumfang | Leider gibt es kein Mittel gegen zu hohen Kontrastumfang. Der Fotograf versucht deshalb in der Regel Situationen zu meiden, in denen der Kontrast zu hoch ausfällt. Weitaus häufiger als in der Vollmondnacht tritt das Problem unter direktem Sonnenlicht auf. Direkt unter der Sonne ist der Kontrastumfang von Licht zu Schatten sehr hoch und sorgt für harte Kontraste (Abb. 4.92). Unter bedecktem Himmel, mit einer Wolke vor der Sonne oder im Schatten, verringert sich der Kontrast hingegen, sorgt für weicheres Licht und sanftere Kontraste (Abb. 4.93).
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Kontrastumfang
1 Im Dialog Tonwertkorrektur in Adobe Photoshop.
2 Tonwert- und Kontrastumfang werden oft synonym verwendet.
Ohne Verwackeln fotografieren
Bevor wir uns konkret den Belichtungseinstellungen, der Überprüfung der Belichtung und der Belichtungskorrektur zuwenden, müssen wir noch das Problem der Verwackelung ansprechen.
Wenn Sie mit der Kamera in der Hand fotografieren, wird es Ihnen nie gelingen, die Kamera absolut ruhig zu halten. Bei ausgesprochen kurzen Belichtungszeiten, im Rahmen von Hundertstel oder Tausendstel Sekunden ist das kein
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