Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition)

Titel: KREBS: Die unsterbliche Krankheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Bleif
Vom Netzwerk:
sogar hilfreich, sich die publizierten Fälle eingehender unter dieser Prämisse anzuschauen.Kann man vielleicht Gemeinsamkeiten und Parallelen finden, die uns auf die Spur einer irdischen Lösung des Rätsels führen? Gibt es Dinge, die diese Menschen richtiger gemacht haben als die vielen anderen Krebspatienten? Lagen besondere Konstellationen vor, die diese Fälle von den vielen anderen, fatal verlaufenen Krebserkrankungen unterscheiden? Gibt es bestimmte Tumoren, die eher zu Spontanheilungen neigen als andere?
    Auch ein Wunder der zweiten, irdischen Art verliert für Menschen, die betroffen sind und hoffen wollen, nichts von seiner Anziehungskraft. Vielleicht können wir, wenn wir mehr über das Geheimnis der Spontanheilungen wissen, irgendwann einmal dem Glück sogar ein wenig nachhelfen.

Doppeltes Pech oder: Minus × Minus = Plus?
    Schon als ganz junger Chirurg wurde William Bradley Coley (1862–1936) mit den Schattenseiten seines Berufs hart konfrontiert. Eine seiner ersten eigenen Patientinnen war die reizende, kaum 19-jährige Verlobte von John D. Rockefeller Junior. Seit Wochen wuchs ein Tumor an ihrem Oberarm mit rasender Geschwindigkeit und wurde als äußerst bösartige Variante eines Bindegewebekrebses diagnostiziert. Als sich die junge Frau bei Coley vorstellte, war es bereits zu spät. Selbst durch eine radikale Amputation des Armes einschließlich der Schulter wäre der Krebs nicht mehr vollständig zu entfernen gewesen. Obwohl sie zweifellos die beste medizinische Versorgung bekam, die es damals für Geld zu kaufen gab, starb Rockefellers Verlobte kurze Zeit nach der Diagnose an ihrer Erkrankung.
    Brutal führte dieser Fall
Coley die Grenzen seines Berufs in aller Deutlichkeit vor Augen. Ließ sich der Krebs nicht mit dem Messer entfernen, war der Patient verloren. Eine Alternative zum Skalpell war damals, an der Schwelle zum 20. Jahrhundert, nicht in Sicht. Coley suchte daher nach irgendeiner Spur, die aus dieser Sackgasse weisen könnte. Wochenlang vergrub er sich in den staubigen Archiven seines New Yorker Krankenhauses auf der Jagd nach Berichten über ungewöhnliche Heilungserfolge. Tatsächlich stieß er vor allem bei Patienten mit Sarkomen auf einige Fallberichte von spontanen Rückbildungen. Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten und Querverbindungen zwischen diesen Fällen fiel ihm auf, dass von Tumoren berichtet wurde, die sich, oft mit starkem Fieber und schwere Infektionen eingehend, plötzlich zurückgebildethatten. Und da entdeckte Coley die Geschichte eines jungen Mannes: Er war kurz zuvor stationär behandelt worden und hatte offensichtlich ein fortgeschrittenes Sarkom ohne jede spezifische Therapie überlebt. Diesen Mann machte Coley ausfindig, denn er wollte unbedingt mehr über die näheren Umstände dieser erstaunlichen Heilung erfahren. Unmittelbar vor der unerwarteten Rückbildung des Tumors, so stellte Coley fest, war eine schwere Infektion mit Streptokokken, also den Erregern der Wundrose, aufgetreten. Sollte sich hinter diesen Infektionen die Spur zur Lösung verbergen? 5
    William Coley sammelte die Berichte
über die wundersamen Heilungen nicht aus Neugier. Er suchte nach Parallelen, in der Hoffnung, daraus Rezepte extrahieren zu können, wie das Glück zu zwingen sei. Wunder reproduzierbar machen – das war sein Ziel. Also begann er Streptokokken in aussichtslos fortgeschrittene Tumoren zu injizieren – mit zweifelhaftem Erfolg. Denn es schien, als wolle er den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Die Infektionen ließen sich so gut wie nicht kontrollieren und beschworen für die Patienten oft eine größere und unmittelbarere Lebensbedrohung heraus als ihr Krebs. Dann verfiel Coley auf die Idee, den Bakterien die Zähne zu ziehen. Er mischte zwei Bakterienstämme und tötete die Erreger vor der Injektion durch Hitze ab.
    Der erste Mensch, dem er dieses Gebräu injizierte, war ein 19-jähriger Junge mit einem inoperablen Sarkom im Becken und in der Bauchhöhle. Fast vier Wochen lang wiederholte Coley die Prozedur. Jedes Mal bekam der Junge hohes Fieber, oft über 40°C. Trotzdem hielten beide – Arzt und Patient – die Rosskur durch. Und tatsächlich – das Geschwulst bildete sich zurück, ganz langsam zwar, aber es verschwand schließlich vollständig. Der Junge blieb geheilt. 16 Jahre später erlag er einem Herzinfarkt.
    In den folgenden Jahren behandelte Coley trotz Skepsis in Kollegenkreisen über 200 Patienten mit Sarkomen und mit Lymphdrüsenkrebs, denen

Weitere Kostenlose Bücher