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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gesagt haben, und werde es Ihrem Vorgesetzten melden!«, schrie Bubba vor Wut.
    »Tun Sie das, Mr. Fluck. Ich.«
    »Sehen Sie!«
    »Ich werde Ihnen sogar den Termin machen. Sie können sich gerne beim Chef beschweren, Mr. Fluck, aber.« »Schon wieder!«
    Ganze Generationen von grausamen Schulkindern trampelten durch Bubbas Hirn. Sie schrien diese schrecklichen Namen, brüllten vor Lachen. Bubba sah sich wieder als fettes Kind, das sich pausenlos verstecken musste. Genug war genug, er konnte es nicht mehr aushalten.
    »Was ist los?«, schrie nun auch Budget. »Ich muss mir das nicht anhören!«
    »Sie können das unserem Chief erzählen, Mr. Fl...« »Hören Sie auf!«
    »Mann, Sie haben ein Problem«, sagte Budget.
    Auch Weed hatte ein Problem. Er hatte es gerade rechtzeitig in seine Biologiestunde geschafft, um zuzusehen, wie die anderen gerade ihre Tests abgaben. Nun kontrollierte Mrs. Fan die Hausaufgaben, die Weed nicht gemacht hatte. Verzweifelt blickte er im Raum umher, sah Würmer, Hirschembryos, Nashornkäfer, Termiteneier und Hundeinnereien in Formaldehyd, und Schmetterlinge und Schlangenhäute, die mit Stecknadeln an Tafeln festgemacht waren. Und er saß in Smokes Falle.
    Später, im Unterricht über Westliche Zivilisation, rief Mr. Pretty Weed dreimal auf, doch Weed wusste keine einzige Antwort. Seine Angst wurde immer schlimmer. Bei Mrs. Grannis konnte er zum ersten Mal Luft holen. Es war die fünfte Unterrichtsstunde, sie unterrichtete Kunst IV und V. Sie war sehr jung und hübsch, hatte sanfte blonde Locken und Augen, so grün wie eine Sommerwiese. Schon oft hatte sie Weed gesagt, dass er der erste Grundstufenschüler in der Geschichte der Schule sei, der jemals in ihrem Fortgeschrittenenkurs gesessen habe. Gewöhnlich durften nur Oberstufenschüler am Kurs IV teilnehmen und nur die Abschlussklasse am Kurs V. Aber Weed war etwas Besonderes. Er hatte eine sehr seltene Begabung.
    Es war viel darüber debattiert worden, ob es gut wäre, Weed so schnell so viele Klassen überspringen zu lassen, zumal er auf fast allen anderen Gebieten weit hinter seinen Altersgenossen hinterherhinkte. Lange hatten der Fachrat und die psychologische Beratung über die Frage seiner Reife und seiner sozialen Anpassungsfähigkeit gesprochen. Am Ende war sogar die Direktorin, Mrs. Lilly, hinzugezogen worden und hatte vorgeschlagen, dass Weed Kunstkurse an der Staatlichen Universität von Virginia oder an der Kunstakademie belegte. Doch das County sah außer den Morgen- und Abendbussen keine weiteren Transporte vor, und Weed hatte keine Möglichkeit hinzukommen. Also hatte Godwin beschlossen, das Experiment zu wagen. Weed hatte zwischen 11.40 Uhr und 12.31 Uhr Freizeit und Mittagessen und musste sich verstecken. Keinesfalls wollte er Smoke irgendwo über den Weg laufen. Weed war verzweifelt und hatte sich einen geheimen, ebenso verrückten wie tolldreisten Plan ausgedacht. Um 11.39 Uhr ging er in Mrs. Grannis' Unterrichtsraum. Sein Selbstbewusstsein lag danieder. Er hatte Angst vor dem, was ihm bevorstand, und an Mrs. Grannis' Gesichtsausdruck konnte er ablesen, dass sie merkte, dass er nicht er selbst war.
    »Wie geht's dir heute, Weed?«, fragte sie mit einem unsicheren Lächeln.
    »Ich wollte fragen, ob ich hier vielleicht in der Mittagspause arbeiten kann?«, fragte er.
    »Aber sicher. Woran würdest Du gern arbeiten?« Weed starrte auf die Computer auf den rückwärtigen Pulten. »Computergrafik«, sagte er. »Ich arbeite an einem Projekt.«
    »Das freut mich zu hören. Gerade auf diesem Gebiet gibt es ungewöhnlich viele Job-Angebote. Du weißt ja, wo die CDs sind«, sagte sie. »Und dann bis nachher in der fünften Stunde.«
    »Ja, Ma'am«, sagte Weed, zog einen Stuhl heran und setzte sich vor den Computer. Er öffnete eine Schublade, wo die Grafik-Software ordentlich aufgestapelt war, und nahm sich heraus, was er brauchte. Er schob Corel Draw in das Laufwerk, wartete, bis Mrs. Grannis den Raum verlassen hatte, und loggte sich dann bei AOL ein.
    Nach der Freistunde begann die Mittagspause, doch Weed hatte nicht die Absicht zu essen. Er lief den Gang hinunter zum Band-
    Übungsraum. Niemand war da außer Jimbo »Sticks« Sleeth, der auf dem roten Pearl-Schlagzeug übte.
    »Hallo, Sticks«, sagte Weed.
    Sticks spielte einen Wirbel auf der Snaredrum und hielt mit den Füßen den Rhythmus auf den Pedalen von Hi-Hat und Basstrommel. Er hatte die Augen fest geschlossen, der Schweiß rann ihm die Schläfen runter. Weed ging

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