Krieg auf dem Mond
ein fast vergnügtes Gesicht. »Wir sind auf uns selbst angewiesen, John. Wir können nicht zur Polizeiwache laufen.«
»Was können wir schon ausrichten? Wir sitzen hier unter siebzig Metern Erde und Beton, haben reichlich zu essen und zu trinken und zur Unterhaltung das Fernsehen. Aber genauso gut könnten wir in einer Gefängniszelle sitzen.«
Felix schüttelte den Kopf. »Wir sind nicht ohne Hilfsmittel, John. Dieses Versteck bietet die modernsten und vollständigsten Einrichtungen für gewisse Forschungen und Versuche. Wir wissen jetzt einiges über die Fremden, Fakten, von denen wir ihres Wissens keine Ahnung haben sollten. Und ich bin überzeugt, daß dein dramatisches Erscheinen und Verschwinden ihnen ebenso viel Kopfzerbrechen macht wie uns ihre Fähigkeiten. Es sind keine unverwundbaren und unfehlbaren Superwesen. Mein kleiner Giftpfeil hat eins getötet, andere konnten dich nicht fangen. Nun, da wir die Natur des Feindes wenigstens in Umrissen zu erkennen vermögen, können wir mit der Planung von Gegenmaßnahmen beginnen.«
»Nur wir zwei?«
»Ich will nicht sagen, daß der Feind alles beherrscht, John. Das wäre gar nicht nötig. Ein oder zwei Viehtreiber können eine ziemlich große Herde kontrollieren …«
»Warum kontrollieren? Warum treiben sie uns nicht einfach zusammen, schneiden uns die Gehirne heraus und fertig?«
»Oh, da gibt es viele Gründe. Erhaltung natürlicher Hilfsquellen, bequeme Ernte …«
»Also – was machen wir?«
»Wir verlassen Tamboula. In Amerika können wir uns mit ein paar zuverlässigen Leuten zusammentun, die uns persönlich bekannt sind. Von Barnett würde ich zum Beispiel die Finger lassen, aber es gibt zuverlässige Männer. Dann stellen wir eine Anti-Fremden-Organisation auf die Beine – und dann werden wir sehen.«
»Und wie wollen wir Tamboula verlassen? Ich habe den Eindruck, daß der ganze Plan schon hier zusammenbrechen wird.«
Felix betrachtete mich nüchtern. »Ich fürchte, unser alter Freund Bravais wird nie gesehen werden, wie er diese Küste hinter sich läßt.«
Ein leises Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Ich glaube, er wird auf eine ganz ähnliche Weise verschwinden müssen, wie Major de Salle vom medizinischen Stab der UN verschwand.«
»Mit einem falschen Bart und braunen Kontaktlinsen?«
»Nicht so primitiv, lieber Freund.« Felix rieb sich in freudiger Erwartung die Hände. »Ich werde dir die volle Behandlung zukommen lassen – einige der Ideen anwenden, für die man mir bisher nicht einmal Meerschweinchen zur Verfügung stellen wollte. Du bekommst eine neue Haarfarbe, eine, die sich selbstverständlich regeneriert, eine neue Augenfarbe, neue Finger- und Zahnabdrücke, und dann machen wir dich noch ein paar Zentimeter größer oder kleiner …«
»All das wird mir nicht helfen, wenn irgendein-neugieriger Zollbeamter unter meine schmutzigen Socken gräbt und dieses Stück Ohr findet.«
»Keine Angst, John. Du wirst nicht ungeschützt sein.« Seine Augen blitzten vergnügt. »Du bekommst nicht bloß eine neue Identität – ich werde dich mit der kompletten PAPA-Ausrüstung ausstatten. Wenn dich dann ein General Julius anspringt, brichst du ihn einfach entzwei und gehst weiter.«
6.
Ich saß auf der Kante eines hölzernen Stuhls und hörte auf das Summen in meinem Kopf.
»Sag mir, wann das Geräusch aufhört«, befahl Felix. Seine Stimme schien von weither zu kommen, obwohl ich ihn einen Meter vor mir stehen sah, unscharf wie im Nebel. Das Summen ließ allmählich nach, verstummte …
Ich preßte den Druckschalter in meiner Hand. Felix nickte.
»Nicht übel, John. Nun wollen wir die Bandverstärkungen prüfen. Komm mit.«
Ich wollte mich erheben und sprang einen Meter hoch in die Luft.
»Langsam, John.« Felix kam aus der Kabine mit den zwei Zentimeter dicken Armorplastwänden. »Es geht nicht an, daß du hier wie ein Derwisch im Raum herumspringst. Denk an deine Lektionen.«
Ich balancierte behutsam, wie ein Mann mit Stahlfedern unter den Schuhsohlen. »Ich habe die Lektionen nicht vergessen«, sagte ich. »Schmerzen haben eine unangenehme Art, einem im Gedächtnis haften zu bleiben.«
»Du wirst sie bald vergessen. Wie war die Sicht?«
»Wie wenn man sich vor einem beschlagenen Spiegel rasiert. Ich sehe noch immer nur schwarz und weiß.«
»Nach kurzer Zeit wird sich dein Unterscheidungsvermögen für Farben entwickeln. Seit über dreißig Jahren sind deine Sehnerven an die üblichen sechs Grundfarben gewöhnt
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