Krieg der Klone 02 - Geisterbrigaden
leidenschaftlich. Sehr motiviert. Und sehr wütend.«
Cainen beugte sich näher heran. »Gefreiter, ich weiß, dass Sie glauben, hier würde es um Boutins Tochter gehen, und in gewisser Hinsicht mag das auch stimmen. Aber es gibt noch etwas anderes, das Boutin antreibt. Der Tod seiner Tochter könnte einfach nur das Ereignis gewesen sein, das eine Idee in seinem Geist kristallisieren ließ. Aber es ist diese Idee, die ihn motiviert. Diese Idee ist es, die ihn zum Verräter gemacht hat.«
»Was ist das für eine Idee?«, fragte Jared. »Sagen Sie es mir.«
»Ich weiß es nicht«, gestand Cainen ein. »Rache ist natürlich das Erste, was einem in den Sinn kommt. Aber ich bin diesem Mann begegnet. Rache ist als Erklärung zu wenig. Sie sind in einer besseren Position, um es zu erfahren, Gefreiter. Schließlich haben Sie sein Bewusstsein.«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Jared.
»Vielleicht kommen Sie noch darauf. Und nun möchte ich Sie warnen, niemals zu vergessen, dass er sich dem, was ihn motiviert, der Idee, völlig und bedingungslos hingegeben hat.
Es ist zu spät, ihn noch davon abbringen zu wollen. Die Gefahr für Sie wird darin bestehen, dass Sie, wenn sie ihm begegnen, völliges Verständnis für ihn und für sein Motiv haben werden. Schließlich sind Sie dazu konstruiert worden, ihn zu verstehen. Boutin wird diesen Aspekt nutzen, wenn es ihm möglich ist.«
»Was sollte ich tun?«, fragte Jared.
»Erinnern Sie sich daran, wer Sie sind. Vergessen Sie nie, dass Sie nicht er sind. Und vergessen Sie nicht, dass Sie jederzeit die Freiheit der Entscheidung haben.«
»Das werde ich tun.«
»Ich hoffe es«, sagte Cainen und stand auf. »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Gefreiter Dirac. Sie können jetzt gehen. Wenn Sie draußen sind, lassen Sie Wilson wissen, dass er wieder hereinkommen kann.« Cainen ging zu einer Vitrine hinüber und kehrte Jared bewusst den Rücken zu. Jared ging zur Tür und verließ den Raum.
»Sie können wieder reingehen«, sagte er zu Wilson.
»Gut«, sagte Wilson. »Ich hoffe, Sie beide hatten ein ergiebiges Gespräch.«
»Ja, das hatten wir. Cainen ist eine interessante Persönlichkeit.«
»So kann man es auch ausdrücken. Sie müssen wissen, Dirac, dass er Ihnen gegenüber fast väterliche Gefühle hegt.«
»Das ist mir nicht entgangen. Und es gefällt mir. Allerdings ist es nicht ganz das, was ich von einem Vater erwartet hätte.«
Wilson gluckste. »Das Leben ist voller Überraschungen, Dirac. Wohin gehen Sie jetzt?«
»Ich denke, ich werde Cainens Enkelin einen Besuch abstatten«, sagte Jared.
Sechs Stunden bevor Jared zur Phoenix-Station zurückkehrte, aktivierte die Kestrel ihren Skip-Antrieb und sprang ins System eines kleinen orangefarbenen Sterns, den man von der Erde aus im Sternbild des Zirkels sehen konnte, aber nur, wenn man ein geeignetes Teleskop hatte. Das Schiff sollte die Reste der Handy untersuchen, eines Frachters der Kolonialen Union. Die Daten der Blackbox, die per Skip-Drohne nach Phoenix geschickt worden waren, deuteten darauf hin, dass jemand die Triebwerke sabotiert hatte. Von der Kestrel wurde nie eine Blackbox gefunden – von der Kestrel wurde nie wieder irgendetwas gefunden.
Lieutenant Cloud blickte von seiner Lagerstelle in der Pilotenlounge auf, einem Tisch, auf dem Verlockungen für die Unachtsamen ausgelegt waren (sprich: ein Stapel Spielkarten), und sah, dass Jared vor ihm stand.
»Sieh an! Wenn das nicht unser Witzbold ist!«, sagte Cloud lächelnd.
»Hallo, Lieutenant«, sagte Jared. »Lange nicht gesehen.«
»Das ist nicht meine Schuld«, sagte Cloud. »Ich war die ganze Zeit hier. Wo hast du dich rumgetrieben?«
»Immer unterwegs, um die Menschheit zu retten. Sie wissen schon, das Übliche.«
»Es ist ein Drecksjob, aber irgendjemand muss ihn machen. Und ich bin froh, dass du ihn machst und nicht ich.« Cloud streckte einen Fuß aus und schob Jared einen Stuhl zu, während er nach den Karten griff. »Setz dich doch einen Moment zu mir. In etwa fünfzehn Minuten muss ich mich um die Startvorbereitungen für meinen Versorgungsflug kümmern. Da ist gerade noch ausreichend Zeit, um dir beizubringen, wie du im Texas Hold’em verlierst.«
»Damit kenne ich mich bereits aus.«
»Siehst du? Schon wieder reißt du Witze am laufenden Band.«
»Eigentlich bin ich wegen des Versorgungsfluges zu dir gekommen. Ich hatte gehofft, du würdest mich zum Nulltarif mit nach unten nehmen.«
»Das werde ich selbstverständlich liebend gerne
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