Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Päpsten geächtet, von Königen angeheuert. Von allen gefürchtet. Unter den an seinen Sattel geschnallten Gepäckstücken befand sich auch ein Korb voller Bolzen mit Eisenspitzen, die die Rüstung eines Ritters, sein Bein, den Sattel und das Pferd darunter zu durchbohren vermochten. Das unter der Herrschaft von Robert Bruce stehende Glenarm lag in feindlichem Gebiet, denn ein großer Teil von Antrims Hinterland wurde von den Engländern kontrolliert. Doch selbst in diesen unsicheren Zeiten waren die Leute hier den Anblick solcher Waffen nicht gewöhnt.
Als die Schafe, die die Straße verstopften, in einen Pferch getrieben wurden, ließ Adam sein Pferd in einen müßigen Trott fallen und schenkte den stechenden Blicken, die ihn trafen, keine Beachtung mehr. Der junge Mann mit dem Korb steuerte auf den Strand zu, seine rostbraune Tunika hob sich wie eine Flagge von dem blauen Meer ab. Adam hielt Abstand, beobachtete, wie sein Zielobjekt auf einen Fischer zuging, der neben ein paar Töpfen mit Hummern stand. Die beiden Männer begrüßten sich, der Wind wehte den Klang ihrer Stimmen schwach zu ihm herüber. Bei seiner Ankunft hatte Adam befürchtet, aus den Gälisch sprechenden Einwohnern keine Informationen herausbekommen zu können, aber nachdem er Lord Donoughs Halle zwei Wochen lang beobachtet hatte, hatte er festgestellt, dass viele der Leute Englisch sprachen – vermutlich, weil sie schon seit Generationen in der Nähe der englischen Siedler lebten.
Der junge Mann klappte den Deckel des Korbes auf, damit der Fischer vier Hummer darin verstauen konnte, hievte den Korb dann auf seine Hüfte und ging auf die Flussmündung zu, an der entlang ein Pfad verlief, der dem schmaler werdenden Wasserlauf folgte. Adam hielt sich in sicherer Entfernung hinter ihm, bis die Häuser der Stadt Feldern und Viehkoppeln wichen. Lord Donoughs auf einem Hügel über einer Biegung des Flusses thronende Festung kam in Sicht, dahinter kreiste ein Bussard um die felsigen Gipfel. Als sein Wild sich einem kleinen Hain näherte, trieb Adam sein Pferd zu einem leichten Trab an. Der junge Mann hörte das Zaumzeug klirren, blickte auf und trat von dem Pfad herunter, um Pferd und Reiter vorbeizulassen. Adam kam näher. Der junge Bursche drehte sich erneut um und zog die Brauen zusammen, als er das mächtige Tier und den Mann im Sattel musterte.
»Ihr gehört zum Haushalt von Lord Donough?«, rief Adam ihm zu.
Der andere stutzte angesichts des mit einem seltsamen Akzent behafteten Englischs. Er blickte sich nervös um, als suche er nach möglicher Hilfe, aber es war sonst niemand in der Nähe, nur ein paar Pferde grasten auf der sich am Fluss entlangziehenden Koppel. »Ja«, erwiderte er unsicher.
Adam stieg ab und schlang die Zügel um einen Zaunpfahl, dann hob er zum Zeichen seiner friedlichen Absichten eine Hand. »Ich suche Sir Robert Bruce, den Earl of Carrick. Ich habe eine Botschaft für ihn.«
Der junge Mann entspannte sich ein wenig. »Er war hier, Sir, ist aber schon wieder weg.« Sein Englisch klang so belegt, als wäre seine Zunge mit Sirup bestrichen.
»Wo kann ich ihn denn finden?«
Der Mann schüttelte den Kopf – zu schnell, wie Adam fand. »Ich weiß nicht.« Er setzte sich wieder in Bewegung. »Ich muss gehen. Mein Herr wartet.«
»Bitte«, beharrte Adam. »Was ich ihm auszurichten habe, ist wichtig.«
Der junge Mann zögerte. Nach einem Moment nickte er zu der Halle in der Ferne hinüber. »Ihr müsst mit Lord Donough sprechen, Sir.«
Adam sah ihm nach, als er sich abwandte und rasch weiterging. Der Junge wusste mehr, als er zugab, das hatte ihm sein Verhalten deutlich verraten, aber selbst wenn er sich nicht so verschlossen gezeigt hätte, hätte Adam gewusst, dass er log. Dienstboten pflegten alles zu wissen. Unsichtbar warteten sie am Rand von Hallen, um bei Banketten die Tische abzuräumen, nicht beachtet von Königen, die Kriegsstrategien planten, und Lords, die Intrigen schmiedeten, um Macht zu gewinnen. In den Schlafkammern der Edelfrauen füllten sie Becken mit Waschwasser und leerten Nachttöpfe, schweigende Zeugen von Liebes- und Staatsaffären – ein Heer von Lauschern, die in allen Gängen von Palästen und Burgen zu finden waren. Adam hätte warten können, bis er ein auskunftsfreudigeres Opfer fand, aber dazu hatte er weder die Zeit noch die Geduld. Er jagte schon viel zu lange einem Phantom nach.
Das vom Krieg verwüstete und von Aufrührern wimmelnde Schottland hatte sich sogar für ihn als
Weitere Kostenlose Bücher