Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
hinter ihm richtete. Sein Gesichtsausdruck änderte sich, ein Anflug von befriedigter Erwartung war darin zu lesen. Robert wirbelte alarmiert herum und sah zu seinem Entsetzen einen muskulösen Mann in einer staubigen Tunika hinter seinem Ziehbruder auftauchen.
Cormacs Aufmerksamkeit galt einzig und allein den Burschen, die die Pferde aus dem Stall führten. Robert stieß einen Warnruf aus, doch ehe sein Ziehbruder reagieren konnte, stürzte sich der Mann schon auf ihn und versetzte ihm einen Faustschlag direkt unter die Rippenbogen. Cormac krümmte sich unter der Wucht des Hiebes. Es gelang ihm, sein Schwert festzuhalten, doch sein Angreifer gab ihm keine Gelegenheit, damit auszuholen, sondern riss ein Knie hoch und rammte es unter sein gesenktes Kinn. Robert schrie wütend auf, als sein Ziehbruder auf dem Boden zusammensackte und sein Gegner sich im selben Moment auf ihn fallen ließ, um ihm sein Schwert zu entwinden.
Als er sah, wie der weißhaarige Wächter vorsichtig einen weiteren Schritt auf ihn zukam, zog Robert Elizabeth zu einer der offenen zweirädrigen Kutschen im Hof, vor die zwei kräftige Pferde gespannt waren. Er kletterte hinein und zerrte sie unsanft hinter sich in das Gefährt. Die Pferde begannen erwartungsvoll zu tänzeln. Der kleine Wagen war mit Kissen und Decken ausgelegt, und an einer Seite entdeckte er eine Peitsche. Die Wächter rückten näher, bildeten einen Halbkreis um die Kutsche. »Mein Bruder im Austausch für die Lady!«, brüllte Robert dem Weißhaarigen zu und gab Elizabeth frei, um die Peitsche zu packen, hielt aber die Klinge weiterhin auf sie gerichtet, als sie sich neben ihm niederkauerte.
Cormac bäumte sich unter dem Gewicht seines bulligen Gegners auf und versuchte, ihn fortzustoßen. Ehe der Weißhaarige antworten konnte, kamen sechs weitere Männer aus der Tür der großen Halle gestürmt, gefolgt von Richard de Burgh, dessen Gesicht zu einer Maske der Wut verzerrt war. Hinter ihm kam ein Mann um die fünfzig mit schütterem Haar, dessen Augen sich ungläubig weiteten, als er die im Wagen hockende Elizabeth sah.
» Fahr zu, Bruder! «, röhrte Cormac.
Mit einem gezischten Fluch hieb Robert mit der Peitsche auf die Pferde ein, als der Earl und seine Männer auf ihn zustürzten. Die Tiere galoppierten los. Der weißhaarige Wächter warf sich verzweifelt nach vorn, als die Kutsche an ihm vorbeirumpelte. Es gelang ihm, die Seite zu fassen zu bekommen und sich daran festzukrallen, als sich der Tunnel schmal und eng vor ihnen auftat. Robert, der auf dem Boden des Gefährts kniete, holte mit der Peitsche aus und traf ihn seitlich am Kopf. Der Mann schrie auf, ließ die Seite los und überschlug sich im Staub des Burghofs.
»Lasst das Fallgitter herunter!«, donnerte Ulster.
Ohne Elizabeth zu beachten, die in die Kissen geschleudert worden war, zog sich Robert auf den Kutschbock, griff nach den Zügeln und hieb aus Leibeskräften auf die Pferde ein, als die Wächter im Torhaus den Befehl des Earls ausführten und die spitzenbewehrten Eisenstäbe rasselnd in die Tiefe sausen ließen. Das Fallgitter verfehlte den hinteren Teil der Kutsche nur um Haaresbreite, als es auf den steinernen Untergrund prallte und die Pferde durch den Tunnel auf den Pfad hinausjagten. Robert hörte noch Ulsters wütendes Gebrüll, das sogar das Trommeln der Hufe übertönte, bevor die Kutsche um eine Biegung schoss und im Wald verschwand.
Robert behielt die mörderische Geschwindigkeit bei, solange er es wagte. Unter den jetzt im Sommer dichten grünen Baumkronen war es dämmrig. In der Ferne begann eine Glocke zu läuten. Da ihm vermutlich nur sehr wenig Zeit blieb, bis die auf ihren Schlachtrössern viel schneller vorankommenden Männer des Earls ihn einholten, zügelte er die Pferde, und als er eine kleine Bresche zwischen den Bäumen sah, lenkte er sie vom Pfad herunter in den Wald. Zweige und Farn knackten und brachen unter den Rädern des Gefährts. Als er nicht mehr weiterkam, brachte er die Tiere zum Stehen und sprang aus der Kutsche. Hinter sich konnte er zwischen den Bäumen immer noch die Straße sehen. Seine einzige Hoffnung bestand darin, dass die Dunkelheit ausreichte, um Pferde und Wagen zumindest eine Weile lang vor seinen Verfolgern zu verbergen.
Mit vor Eile ungeschickten Fingern löste Robert die Geschirrriemen. Die Pferde warfen aufgeregt schnaubend die Köpfe hoch. Keines trug einen Sattel, aber er hatte gelernt, notfalls auch ohne zu reiten. Als er den letzten Riemen wegzog,
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