Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
der Boss würde schon sauer sein, wenn er sie nur in die Nähe der Krieger brachte.
Olivia behauptete zwar, dass sie sich perfekt unter Kontrolle hatte, aber jemand, der von Dradern geküsst worden war, konnte extrem gefährlich werden, wenn er es wollte. Mit einer Ausnahme: Sie konnte keine Nahrung zu sich nehmen, konnte keinem schaden, ohne dass er es merkte. Was bedeutete, dass sie absolut niemandem schaden konnte, solange er nur in ihrer Nähe blieb und sie aufhielt, falls es doch passierte.
Denn sie brauchten sie. Zumindest jetzt. Sie war eine hervorragende kleine Kämpferin, eine gut ausgebildete Kriegerin mit ein paar besonderen Fähigkeiten, die ihnen bei den Gegnern, mit denen sie es zu tun hatten, gerade recht kamen.
Am Ende würde ihm jedoch nichts anderes übrig bleiben, als ihr Geheimnis zu enthüllen. Denn sosehr es ihm auch gefallen mochte, Lyon gegen sich aufzubringen, wäre es ein Verstoß, den ihr Anführer niemals vergeben würde, wenn er diese Art von Geheimnis für sich behielt.
Doch bis dahin gehörte Olivia ihm.
Olivia flitzte im Dauerlauf neben dem Jaguar her, um mit ihm Schritt zu halten. Das störte sie nicht, denn die Nacht war irgendwann zu Ende, und sie hatte noch eine Rechnung mit dem Dämon zu begleichen.
Wenn nur ihr Körper endlich das Gift ausgeschieden hätte. Sie spürte immer noch eine Schwere in den Knochen, die allerdings nicht mehr ganz so schlimm wie zuvor war. Die Ironie an der Sache war, dass sie sich trotz der Schwere ihrer Glieder wegen der Lebenskraft, die sie dem Dämon entzogen hatte, stärker und leistungsfähiger fühlte.
Wie häufig musst du Nahrung zu dir nehmen? , fragte Jag, nachdem sie gut drei Meilen zurückgelegt hatten.
»Die Energie von einem halben Dutzend Dradern sättigt mich für Stunden. Wenn ich mich unter Therianern oder Menschen aufhalte, hängt es davon ab, wie viele da sind und wie gefühlsgeladen die Situation ist. Bei Menschen muss ich besonders vorsichtig sein. Wenn es nur ein paar sind, kann ich nur ganz wenig zu mir nehmen.«
Wie häufig bringst du dabei einen um?
»Seit der Sache mit meinem Vater habe ich niemanden mehr versehentlich getötet. Zumindest weiß ich von keinem.«
Aber mit Absicht hast du schon welche umgebracht?
»Natürlich. Welcher Krieger tut das nicht?«
Stimmt. Du nutzt deine … Gabe … zusammen mit deinen Waffen?
»Wenn ich einen Gegner aussaugen kann, ohne andere dabei zu verletzen, dann schwäche ich ihn. Aber ich kann nur dann von einer einzigen Person zehren, wenn ich sie packe und festhalte.«
Zu dumm. Diese Fähigkeit zielgerichtet einzusetzen, wäre eine mächtige Waffe. Hast du jemals jemanden umgebracht, weil er es verdient hatte? Es wäre ein Leichtes für dich, nicht wahr?
Sie gab nicht sofort eine Antwort. Die Frage wühlte Erinnerungen auf, die sie lieber ruhen gelassen hätte. Aber die Möglichkeit, das erste Mal nach Jahrhunderten frei mit jemandem über alles zu sprechen, besaß einen zu großen Reiz, und sie ertappte sich dabei, dass sie ihm ehrlich und ohne Vorbehalte antwortete.
»Nachdem mein Vater tot war, hatte ich entsetzliche Angst, so einen Fehler – weitere Therianer zu töten – noch einmal zu machen, deshalb lebte ich weiterhin für mich allein.« Sie schluckte. »Natürlich wurde ich dadurch zur leichten Beute für Menschen. Für Männer.«
Shit. Hast du die Mistkerle umgebracht, ehe sie … ?
»Nein. Beim ersten Mal wusste ich nicht, was sie von mir wollten. Ich hielt es einfach für Freundlichkeit, als sie mich an ihr Lagerfeuer einluden, und ich fühlte mich so allein.«
Sie haben dich vergewaltigt.
»Ja. Ich hätte sie töten können, aber ich hasste mich selbst so sehr dafür, dass ich meinen Vater umgebracht hatte, dass es sich irgendwie gerecht anfühlte. Es schien mir, als würde mir die Göttin endlich die Strafe zukommen lassen, die ich verdient hatte. Ich ließ es wieder und wieder geschehen, suchte die Nähe von groben oder betrunkenen Männern, suchte förmlich diese Strafe.«
Wie alt warst du, als das anfing?
»Siebzehn.«
Olivia. Es tut mir so leid . Der Schmerz, der in seiner Stimme mitschwang, überraschte sie, und die Ehrlichkeit, die sie darin wahrnahm, legte sich wie ein schützender Kokon um sie. Wenn er damals dabei gewesen wäre, hätte er die Männer umgebracht für das, was sie ihr angetan hatten. Irgendwie wusste sie das.
Ihre Geschichte hatte seinen Beschützerinstinkt geweckt, derselbe, der ihn auch Pink hatte verteidigen lassen. Wieder
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