Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Absätzen konnte man freilich besser tanzen, nicht aber jemandem nachsetzen. Sie trat auf den Gang hinaus, wo sie beinahe mit Queen zusammenstieß.
„Ich wollte dich abholen kommen!“ Queen lachte sie fröhlich an.
„Ich möchte nicht alleine hinuntergehen.“
Queen hakte sich bei Tau ein und zusammen schlenderten sie den Gang hinunter. Draußen ging die Sonne unter. Just in jenem Moment flackerten die Kugeln auf, die den ganzen Palast mit Licht versorgten.
Queen seufzte verzückt auf – sie mochte diese Art von Spektakel.
„Wie kommt es, dass du jedes Mal, wenn wir in den Palast kommen, so aufblühst?“, wunderte sich Tau laut.
„Keine Ahnung. Ich fühle mich wohl hier. Ganz im Gegensatz zu dir, wie es scheint!“ Sie wuschelte Tau liebevoll durchs Haar.
„Ich habe keinen Grund, mich ausgerechnet hier wohlzufühlen. Wenn was schief geht. Wenn wir es nicht schaffen, den Hochkönig zu beschützen. Wenn ...“
„Warum sollte ausgerechnet heute jemand dem Hochkönig etwas zuleide tun? Tau, wie viele Male haben wir auf Festen im Palast Wache gestanden und nie ist etwas passiert!“
„Aber heute ...“
„Heute läuft alles rund. Entspann dich, Mädchen. Genieß das Fest. Ich sage nicht, dass du nicht die Augen offen halten solltest, aber sei nicht so besorgt!“
Tau versuchte sich an einem schwachen Lächeln, erwiderte aber nichts darauf. Sie kam sich selbst ein wenig lächerlich vor, weil sie so ein Theater machte. Das Letzte, was sie wollte, war Queens ausgezeichnete Laune verderben. Schließlich war die kleine Frau selten so guter Dinge.
Um das Thema zu wechseln, meinte Tau: „Du siehst hübsch aus. Dreh dich mal!“ Queen löste sich von ihrem Arm und tat ihr den Gefallen. „Es sitzt mir wie angegossen, findest du nicht?!“
Tau beeilte sich, zu nicken. Queen sah in ihrem tieforangenen Kleid wunderschön aus. Am Oberkörper war es eng geschnitten und bar jedweder Verzierungen. Der Rock dagegen fiel weit und gerafft zu Boden. Stickereien von kleinen Blüten verzierten den Stoff, der wie Seide schimmerte. Queen hatte ihr langes Haar offen gelassen und eine orange Blüte hineingesteckt. Das Herumwirbeln bewirkte, dass ihr einige Strähnen ins Gesicht fielen. Sie sah lebhaft und glücklich aus.
Ganz im Gegensatz zu mir.
Taus Kleid war silbern und schien an ihrem zierlichen Körper hinunterzufliessen wie Wasser. Da Tau einen sehr zierlichen Oberkörper besaß, hatte die Schneiderin den Ausschnitt sorgfältig drapiert. Die voluminösen Falten täuschten gut über ihren kleinen Busen hinweg und lenkten den Blick des Betrachters auf den in Silber eingefassten Saphir, der an einem Kettchen hängend in der Mitte ihres Dekolletés ruhte.
Queen zog sie weiter und allmählich drang der Lärm des Festes an ihre Ohren.
Der hohe Gang mündete in eine riesige Halle. Bereits jetzt tummelten sich Hunderte von Gästen darin. Tau war froh, Queen an ihrer Seite zu haben und zusammen machten sie sich auf den Weg, den Hochkönig zu suchen. Über den Lärm, den die Besucher veranstalteten, klangen entfernt die Glocken des Totentempels herüber. Sie schlugen fünf Mal. Einen Augenblick später erklang Mythos’ Stimme in Taus Kopf.
Der Hochkönig befindet sich neben der Tanzkapelle.
Ohne sich verständigen zu müssen, wechselten die beiden Frauen unauffällig die Richtung und strebten zur Kapelle. Während sich andere Gastgeber mit einem Streichquartett für die Unterhaltung der tanzenden Gäste begnügt hätten, hatte der Hochkönig ein ganzes Orchester herbestellt. Die Musiker saßen auf einem riesigen treppenähnlichen Gerüst, das, dem Auge der Zuschauer zuliebe, mit meterlangen, butterfarbenen Stoffbahnen verhüllt war. Die Tücher bildeten einen starken Kontrast zur anthrazitfarbenen Mauerwand des Palastes. Damit keiner der Gäste von einem allenfalls herunterfallenden Musiker oder Instrument erschlagen wurde, hatten die Innenarchitekten den Bereich unmittelbar neben dem Gerüst abgesperrt.
Exotische Pflanzen, die sonst in den Treibhäusern Emeralds gediehen, werten diesen Abschnitt auf und rahmten mit den verschiedenen Grüntönen sowie ihren farbenfrohen Blüten die Erscheinung des Orchesters wunderbar ein.
Auf der rechten Seite luden Sofas und Diwane zum Verweilen ein. Leicht erhöht befand sich das kostbarste Stück, auf dem der Hochkönig mit seiner Gattin saß. Thanatos wirkte nicht so, als ob er den Abend geniessen würde. Er starrte abwesend, leicht gelangweilt in die Menge, den Kopf schwer auf
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