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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich ins Bett ihrer Mom geschlichen hatte, die Morgen, an denen sie gemeinsam Pfannkuchen gebacken und dämliche Lieder gesungen hatten. Gott, es war wirklich peinlich, aber wie sehr sie das alles vermisste ...
    »Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz!« Die heisere Stimme ihrer Mutter hallte durch die Küche.
    Lina riss ihren Kopf hoch. Sie sah ihre Mutter in dem offenen Durchgang stehen, der die Küche vom Wohnzimmer trennte. Vater Francis war neben ihr. Sie grinsten beide.
    Lina mochte nicht glauben, dass sie weinte. Weinte.
    Sie reckte ihre Schultern und schniefte, lehnte sich dann träge an die Wand. Sie spürte, wie sie sich dem Image hingab, das sie geschaffen hatte, der Rebellin mit der schwarzen Lederjacke. Zurück an einen Ort, wo niemand etwas anderes von ihr erwartete als ein freches Mundwerk und ein rotznäsiges Aussehen. Einen Ort, wo Dinge wie Einsamkeit und das Vermissen der Mutter nicht existierten. Sie zog an der Zigarette, inhalierte tief, lächelte dann - nur ein Verziehen der Lippen wie Elvis - und murmelte: »Danke, Leute.«
    Madelaine starrte auf die Zigarette. Ihr strahlendes Lächeln verflog und Enttäuschung verdunkelte ihre haselnussbraunen Augen. »Ich habe dich gebeten, im Haus nicht zu rauchen.«
    Dann hindere mich doch dran. Lina starrte sie an, ohne zu blinzeln. Fast lächelnd, schlenderte sie vorwärts. Ihre Motorradstiefel klackten auf dem Holzboden. Als sie unmittelbar vor ihrer Mutter war, nahm sie wieder einen Zug. »Wirklich?«
    Für eine berauschende Sekunde glaubte sie, ihre Mutter würde tatsächlich etwas tun, etwas sagen. Lina beugte sich vor und wartete.
    Madelaine zuckte kurz hilflos die Schultern. »Es ist dein Geburtstag ... lass uns nicht streiten.«
    »Lina, mach die Zigarette aus oder ich mäste dich mit Kommunionswaffeln«, sagte Vater Francis.
    »Gott, wenn's dir Spaß macht, warum tust du's nicht?« Sie drehte sich um, ging zur Küchenspüle und löschte die Zigarette unter fließendem Wasser.
    Als sie sich wieder umdrehte, hatte sich niemand bewegt. Vater Francis und Mom sahen aus wie ein Paar aus Madame Tussauds Wachsfigurenmuseum. Sie standen Seite an Seite da, wie immer. Beste Freunde.
    Heute sah Francis noch stattlicher aus als sonst. Er war groß und schlank, gebaut wie ein Tänzer, und obwohl seine klerikale Kleidung immer etwas fehl am Platze wirkte, sah er in ziviler Kleidung definitiv gut aus. Wie jetzt, wo er eine ausgeblichene blaue Levi's trug und ein übergroßes Sweatshirt von Gap. Und es gab überall im Land sechzehnjährige Mädchen, die bei seinem umwerfenden Lächeln ohnmächtig werden würden.
    Francis fuhr mit einer Hand durch sein volles, widerspenstiges blondes Haar und grinste. »Nun, Lina-Ballerina, wie fühlt man sich mit sechzehn?«
    Lina zuckte die Schultern. »Gut.«
    Mom schenkte ihr ein ziemlich trauriges Lächeln. »Ich erinnere mich noch daran, wie es war, als ich sechzehn war.«
    Francis schaute ihre Mutter an und Lina sah, dass sich die gleiche Traurigkeit in seinen blauen Augen widerspiegelte. »Ja«, sagte er ruhig. »Es war ungefähr um diese Jahreszeit.«
    Sie machten es wieder, schlössen sie aus. »Hal-/o«, warf Lina mit einem Schnauben ein. »Heute ist mein Geburtstag, nicht ein Erinnerungstag für alte Leute.«
    Mom lachte. »Du hast Recht. Wie wär's, wenn du die Geschenke auspackst?«
    Linas Blick schoss zu dem Stapel von Päckchen auf dem Tisch. Große, schöne, wundervoll eingepackte Schachteln, die nicht enthielten, was sie sich wünschte. Nicht enthalten konnten, was sie sich wünschte.
    Sie sah wieder ihre Mom an und fürchtete sich plötzlich vor dem, was sie heute geplant hatte. Ihre Mutter hatte so schwer gearbeitet... arbeitete immer so schwer, und dies würde ihr das Herz brechen ...
    Mom machte einen Schritt auf sie zu, hatte die Hand ausgestreckt. »Baby, was ist denn?«
    Lina erstarrte und wich zurück, fort von der tröstenden Berührung ihrer Mutter, die sie traurig machte. »Sag nicht Baby zu mir.« Zu ihrem Entsetzen brach ihre Stimme.
    »Süße...«
    »Wie heißt er?« Die Frage schoss wie von selbst über ihre Lippen und sie klang barsch und hässlich. Sie zuckte zusammen. Aber sie war da, hing zwischen ihnen, und es gab jetzt kein Zurück.
    Ihre Mutter blieb stehen. Ihr Stirnrunzeln zog ihre vollen, geschwungenen Brauen zusammen. »Wie heißt wer?«
    Lina spürte, dass sie die Kontrolle verlor. Es begann mit einem Zittern ihrer Finger, das sie nicht verhindern konnte. Sie wünschte sich, sie hätte

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