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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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spürte eine Welle heißer, blendender Wut. Wie konnte ihre Mutter es wagen , so ruhig und sachlich und ... und mütterlich zu sein? Es brachte Lina aus dem Gleichgewicht, verwirrte sie. So hatte das nicht zu laufen. Es hatte so zu laufen, dass sie bekam, was sie wollte, indem sie ihre alten Tricks benutzte.
    Sie riss ihren Rucksack an sich und stieß die Tür auf. Sie sprang aus dem Wagen, wirbelte herum und starrte ihre Mutter an. »Ich werde nach Hause kommen, wenn ich Lust dazu habe.«
    Madelaine starrte sie an, so kühl und ruhig, dass Lina ihr in ihr perfektes Gesicht schlagen wollte. »Dann grüße Mr Spencer herzlich von mir.«
    »Ich hasse dich«, zischte Lina.
    »Schade«, sagte ihre Mutter ruhig. »Denn ich liebe dich.« Dann beugte sie sich zur Seite und zog die Tür zu.
    Lina stand da, so wütend, dass sie zitterte. Sie wollte kreischen oder schreien oder weinen. Sie wollte gegen irgendetwas treten. Aber alles, was sie tun konnte, war, zuzuschauen, wie ihre Mutter wegfuhr.
     
    Madelaine trat in eines der leeren Krankenzimmer und schaute in den Badezimmerspiegel.
    Sie sah aus wie Sylvester Stallone am Ende des ersten Rocky- Films.
    Sie berührte die dunklen Ringe unter ihren Augen und runzelte die Stirn. Zu schade, dass Maybelline kein Make-up für übermüdete Gesichter herstellte. Sie sah aus, als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen - was auch der Fall war. Dieses Erziehen nach dem Prinzip »kein Scheiß« war anstrengender als gedacht.
    Sie hatte mit Lina das Richtige getan. Endlich einmal hatte sie als Mutter gehandelt und erzogen.
    Und was, wenn Lina ausrissf Was dann, Frau Mutter des Jahres? Es war die Stimme ihres Vaters, dröhnend und autoritär, aber es waren ihre eigenen Worte. Diese Sorge war es, die sie die ganze Nacht wach gehalten hatte. Sie hatte versucht, ihre Schuldgefühle zu besänftigen, indem sie Bücher über zu viel Elternliebe und schwere Entscheidungen gelesen hatte, doch die Worte der Experten hatten kalt und dunkel auf den weißen Seiten gestanden. Sie boten überhaupt keinen Trost.
    Sie verließ das Bad und ging über den vertrauten weißen Korridor zur Intensivstation. Als sie Angels Zimmer erreichte, klopfte sie leise an und trat ein.
    Sie konnte nicht glauben, was sie sah.
    Er lag da, sog an einer Zigarette und blies dann den Rauch in die Luft. Eine geöffnete Flasche Tequila stand auf dem Nachttisch.
    Er besaß nicht einmal so viel Anstand, Schuldbewusstsein zu zeigen. Stattdessen schenkte er ihr ein benebeltes, schiefes Grinsen. »Uh - oh, die Saalwärterin.« Er griff nach der Flasche und stieß mit seinen Knöcheln dagegen. Sie schwankte und kippte um. Goldgelbe Flüssigkeit breitete sich überall aus. Der Übelkeit erregende süße Geruch von Tequila stieg auf. Er drückte seine Zigarette auf dem Nachttisch aus.
    Sengend heißer Ärger durchfuhr sie. Sie ergriff die Flasche und ging damit ins Badezimmer, schüttete den restlichen Alkohol ins Waschbecken. Die Flasche fiel mit einem befriedigenden Klirren in den Abfalleimer.
    Sie wirbelte herum und stürmte zurück in das Zimmer. »Du bist der egoistischste, selbstsüchtigste Mistkerl, der mir je begegnet ist.«
    »Auch eine Möglichkeit, eine schöne Party platzen zu lassen, Doc.«
    Sie konnte den Zigarettenrauch riechen, der den Raum erfüllte. Er erinnerte sie mit jedem Atemzug daran, dass Angel zu egoistisch war, sich zu ändern, zu schwach, um wirklich die Entscheidung zu treffen, zu leben. Selbst hier, in der kalten, freudlosen Leere der Intensivstation, wo Maschinen ringsum zischten und spuckten, sein angeschlagenes Herz mit einem Dutzend elektrischer Drähte zusammenhielten, selbst hier fand er nicht die Kraft, sich zu ändern. Stattdessen setzte er sein loses, unverantwortliches Leben im Krankenhaus fort.
    »Was, zum Teufel, wolltest du tun?«
    Er lachte, ein abgehacktes, atemloses Geräusch, nur ein blasser Abklatsch des Lachens, an das sie sich erinnerte. »An Krebs sterben.«
    Dann drehte er sehr langsam seinen Kopf auf dem Kissen und blickte mit wässrigen Augen zu ihr. Plötzlich lächelte er nicht mehr. Er sah krank und schwach und gebrochen aus. Sein Haar war fettig und ungekämmt. Die Stoppeln eines zwei Tage alten Bartes ragten aus seinem Kinn und verdunkelten seine Oberlippe. Selbst seine Augen, diese unglaublich grünen Augen, sahen schrecklich müde aus.
    Sie hatte dieses Gesicht schon zuvor gesehen, wohl tausendmal in ihrem Beruf. Manchmal waren die Augen blau, manchmal braun, manchmal

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