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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Bruder gewandt und das war das Schmerzlichste überhaupt gewesen. Francis hatte dieses dämmernde Misstrauen in Angels Augen gesehen, diese Frage, die dort lauerte. Warum ?, hatten diese grünen Augen gefragt. Warum bin ich so anders?
    Aber Angel hatte die Frage nie laut gestellt und Francis hatte niemals eine Antwort gefunden. Und so lebten sie weiter, Seite an Seite in diesem beschissenen kleinen Wohnmobil, taten, als seien sie Brüder, obwohl sie sich mit jedem Tag, der verging, immer mehr entfremdeten. Und Angel. Angel war das geworden, was seine Mutter vorausgesagt hatte - ein rebellisches, rücksichtsloses Kind, das sich um nichts scherte, dem vor allem nichts an sich selbst lag.
    Es hatte nur zwei Menschen gegeben, an die Angel je geglaubt hatte - Francis und Madelaine -, und Francis hatte ihn im Stich gelassen. All diese Jahre hatte er zugelassen, dass ihre Mutter Angel terrorisierte, und er hatte zugeschaut, war unfähig gewesen, etwas zu tun. Er hatte zugeschaut, während alles Gute langsam und systematisch aus der Seele seines Bruders gerissen wurde.
    Und er hatte es wieder getan, letzte Woche erst. Er war ins Krankenhaus gegangen, hatte seinen kleinen Bruder in diesem schmalen Bett liegen sehen und nichts getan. Er hatte sich von der Vergangenheit einholen lassen, hatte diese verdammte Tür geöffnet und den hässlichen Geist ihrer Mutter eindringen lassen. Francis war kein Kind mehr und er war nicht unfähig. Dieses Mal hätte er der Beschützer sein können, der er früher hätte sein sollen. Vielleicht konnte er seinem kleinen Bruder sogar einen Grund geben, zu bleiben.
    Glauben an den Weg.
    Angel kam zurück, nach all diesen Jahren ... Lina stellte die Frage, die so lange ungestellt geblieben war ... Es hatte etwas zu bedeuten.
    Francis konnte dazu beitragen, dass es etwas bedeutete. Er konnte vor den Augen Gottes Gnade finden, konnte vor sich selbst Gnade finden. Er konnte die Fehler wieder gutmachen, die er und Madelaine gemacht hatten, und die diejenigen, die allein seine waren.
    Er erhob sich und trat an das Fenster. Er stellte sich vor, wie er inmitten dieser regnerischen Dunkelheit stand, wollte an den Weg glauben, auf dem er stand. Sein Herz schlug so schnell, dass er das Pochen in seinen Ohren hören konnte. Bitte, Gott, zeig mir den Weg.
    Plötzlich fand er ihn, diesen Mut, nach dem er sein Leben lang gesucht hatte. Er war da, in seinem Herzen, erhitzte ihn wie diese letzte brennende Kohle in der Mitte eines erloschenen, toten Feuers.
    Er wusste, wohin er gehörte und was er zu tun hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er es. Wie hatte ihm das vorher entgehen können? Wie kam es, dass er das nicht vorher in all diesen Jahren gesehen hatte, dass alles, was für ihn wichtig war, daheim war - Madelaine, Lina, Angel? Er konnte sie zusammenbringen und jetzt, all diese Jahre später, könnten sie die Familie sein, die sie die ganze Zeit hätten sein sollen.
    Glauben an den Weg...
    Mit diesem Gedanken kam es wieder, das Gefühl, endlich von der Hand Gottes berührt zu sein, zu dem er gebetet und an den er sein Leben lang geglaubt hatte. Der Glaube, von dem er gemeint hatte, ihn verloren zu haben, erfüllte ihn, brachte die dunklen, kalten Winkel seiner Seele mit strahlendem hellem Licht zum Überlaufen und erfüllte sie mit Wärme.
    Lächelnd warf er wieder einen Blick auf die Uhr. Es war halb acht. Er konnte um halb zwölf in Seattle und am Montagmorgen wieder pünktlich zum Frühstück hier sein.
    Perfekt.
     
    Er sah aus wie tot.
    Madelaines Blick flog zum Kardiographen. Die unterbrochene grüne Linie hob und senkte sich in scharfen, unregelmäßigen Schlägen über den Bildschirm, klickte laut zu seinem ungleichmäßigen Rhythmus. Die rosa Linie glitt parallel darunter.
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und fuhr sich wieder mit einer Hand durch das Haar, beugte sich näher zum Bett. Ihr Stuhl scharrte auf dem Linoleumboden. Neben ihr ein Tablett mit kaltem Kartoffelbrei und Bratensoße, die um weißes püriertes Truthahnfleisch eingedickt war.
    Sie wusste, dass das Essen aus Versehen gebracht worden war, dieses viel zu fette, Übelkeit erregende Essen, aber bisher war niemand gekommen, um es zu holen. Sie vermutete, dass es daran lag, dass niemand glaubte, es habe Eile. Angel DeMarco, das war bestens bekannt, hatte seit fast einer Woche überhaupt nichts bemerkt.
    Er war kurz zu Bewusstsein gekommen, wieder bewusstlos geworden, dann und wann. Manchmal waren seine Augen kurz geöffnet,

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