Kroenung der Liebe
satt hatte, ständig Allegra und ihrer Familie für alles die Schuld zu geben, fasste sich als erster. „Nicht nur Allegra ist der Meinung, dass unsere Verlobung ein Fehler war. Die letzte Nacht hat auch mir die Augen geöffnet. Ich werde sie zurück nach London bringen.“
„Mit anderen Worten, erneut davonlaufen und dich vor deinen Pflichten drücken!“, fuhr ihn sein Vater an.
„Wohl kaum, oder hast du vergessen, dass ich ein millionenschweres Unternehmen leite und …“
„Versuch nicht, mich mit Zahlen zu beeindrucken“, bremste sein Vater ihn aus. „Sie können Santinas Wert niemals aufwiegen. Hier liegt deine Lebensaufgabe, der du dich nicht länger entziehen wirst.“ Trotz des harschen Tons war König Eduardo sich der Fähigkeiten seines Sohns bewusst und davon überzeugt, dass er ein guter und verantwortlicher Herrscher für sein Volk sein würde.
Außerdem enthielten die Schlagzeilen in der Morgenpresse mehr als nur einen Funken Wahrheit, so ungern er das auch vor sich selbst zugab. Die Beliebtheit der königlichen Familie hatte mit den Jahren immer mehr nachgelassen. Seine ganze Hoffnung ruhte jetzt auf Alessandro, doch das konnte König Eduardo niemals offen zugeben. „Es ist zu spät, um deine Meinung zu ändern. Du wolltest diese Verlobung unbedingt. Jetzt steh dazu, entscheide dich für einen Hochzeitstermin und lebe mit deiner Braut hier in Santina, oder geh zurück nach London.“
„Okay.“ Das läuft ja besser als gedacht. Noch heute würde er mit Allegra nach London zurückfliegen und in Ruhe abwarten, bis sich der Sturm im Wasserglas gelegt hatte. Alex wollte schon gehen, doch die nächsten Worte seines Vaters bannten ihn auf der Stelle fest.
„Ich glaube allerdings nicht, dass die Bevölkerung von Santina einen Herrscher akzeptiert, der sein Heiratsversprechen gleich zweimal bricht.“
„Soll heißen?“
„Zum Glück haben wir immerhin zwei Söhne …“
Fassungslos schaute Alex vom undurchdringlichen Gesicht seines Vaters zu seiner Mutter hinüber, die, an gedankenlose Bemerkungen und Kränkungen von Seiten ihres Mannes gewöhnt, den Blick senkte. Eduardo mochte seine Töchter inzwischen aufrichtig lieben, dennoch hatte er keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über ihr Geschlecht gemacht, als sie geboren wurden.
„Wenn du auch diese Verlobung löst, wirst du auf den Thron verzichten müssen.“
„Das werde ich niemals akzeptieren!“
Wenn überhaupt hatte Alex mit dieser Forderung gerechnet, falls er pro forma darauf bestehen sollte, an seiner Verlobung mit Allegra Jackson festzuhalten. Er hatte sie sogar als Druckmittel einkalkuliert, und jetzt drehte sein Vater den Spieß einfach um.
„Ich kann sie nicht heiraten.“
„Das hättest du dir früher überlegen sollen.“
„In London war alles anders. Erst seit ich in Santina bin, ist mir klar geworden, dass Allegra einfach nicht hierher passt. Ich liebe sie nicht einmal.“
„ Grazie a Dio! So kannst du dich wenigstens voll und ganz auf die Regierungsgeschäfte konzentrieren.“
„Alessandro …“, sagte seine Mutter eindringlich, doch er hörte sie nicht.
„Du willst also wirklich ihre vulgäre Verwandtschaft in unserer Familie willkommen heißen?“, fuhr er jetzt schwerere Geschütze auf. „Und du kannst dir Allegra tatsächlich als Königin von Santina vorstellen?“
„Alessandro!“
Er war so darauf fixiert, seinen Vater von der Unmöglichkeit einer Eheschließung zu überzeugen, dass er seine Mutter immer noch nicht hörte. „Ich soll mich also für den Rest meines Lebens an eine gewöhnliche, völlig unpassende Frau binden?“
Ein leises Aufkeuchen ließ ihn innehalten.
Noch bevor er sich umdrehte, wusste Alex, dass sie es war. „Allegra …“
„Bitte nicht.“ Sie streckte die Hand aus, um ihn zurückzuhalten. „Ich denke, es ist alles gesagt.“ Statt panisch davon zu rennen, kehrte sie langsam und wie betäubt in den Flügel des Palasts zurück, wo ihre Privaträume lagen. Vor dem zerwühlten Bett blieb sie stehen und starrte auf die verstreut liegenden Zeitungen.
Sich vorzustellen, dass sie erst vor Kurzem dort in Alex’ Armen gelegen und sich sogar zarte Hoffnungen gemacht hatte! Sie war ihm sogar gefolgt, um ihm zu raten, nichts Übereiltes zu tun. Und jetzt?
„Allegra!“
Er hatte nicht angeklopft, aber warum sollte er auch. Es war schließlich sein Schlafzimmer, sein Palast, sein Volk …
Und ihr Herz, das sie ganz fest in beiden Händen halten musste.
„Was tust du
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