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Krokodil im Nacken

Krokodil im Nacken

Titel: Krokodil im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kordon
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zu Gleich gab. Hier galt kein Fairplay, sein Gegenüber hatte Blei in den Handschuhen und er, Manfred Lenz, war bereits k.o. gegangen. Der Mensch will reden und redet sich, sitzt er nur lange genug in seinem Schweigestall, um Kopf und Kragen. Er sagte sich das – und plauderte schon weiter: »Falls Sie mir noch ein zweites Geburtstagsgeschenk machen wollen, sagen Sie mir doch einfach mal, wo ich mich hier befinde.«
    »Fragen werden auch an Geburtstagen zuallererst von den Häftlingen beantwortet. Erweisen Sie sich als kooperativ und wir sind gern zu der einen oder anderen Auskunft bereit.«
    »Lassen Sie mich einen Rechtsanwalt kontaktieren, und ich sage Ihnen alles, was Sie wissen wollen.«
    »Einen Rechtsanwalt sehen Sie, wenn wir unsere Ermittlungen beendet haben. Ich dachte, das hätten wir bereits hinter uns.«
    »Dann haben Sie sich geirrt. Soll ich die Zigarette wieder ausmachen?«
    »Machen Sie damit, was Sie wollen.« Ruckartig stand er auf, der junge Leutnant in der akkurat sitzenden Uniform mit den beiden goldenen Sternen auf den silbergeflochtenen Achselstücken, trat ans Fenster und blickte hinaus. Es war deutlich: Er musste sich zusammennehmen, um keine Ungeduld zu verraten, hatte also doch nicht so viel Zeit, wie er vorgab.
    »Seien Sie doch vernünftig! Ihre Frau hat ja längst alles gestanden. Wollen Sie hier etwa den abgebrühten Widerständler spielen?«
    Schweigen. Lenz rauchte, der Leutnant stand am Fenster und wartete, bis Lenz es mit einem Mal nicht länger aushielt. »Meine Frau«, brach es aus ihm heraus. »Wo ist sie überhaupt? Vielleicht sagen Sie mir wenigstens das.«
    »Was denken Sie denn, wo sie ist? Bei uns natürlich.«
    Lenz hatte keine andere Auskunft erwartet. »Und unsere Kinder?«
    »Langsam! Langsam! Darüber sprechen wir, wenn Sie sich als kooperativ erwiesen haben. Aber es ist gut, dass Sie nach ihnen fragen. Sie sollten viel öfter an Ihre Kinder denken. Sie wollen sie doch irgendwann mal wiedersehen, oder?«
    Sollte das eine Drohung sein? »Können Sie diese Bemerkung etwas näher erläutern?« Lenz’ Stimme klang belegt.
    »Eltern, die nicht fähig sind, ihre Kinder zu erziehen, wird manchmal das Sorgerecht entzogen. Davon müssten Sie doch eigentlich schon gehört haben.«
    Was für ein schlechter Scherz! Hannah und er nicht fähig … Der wollte ihm doch nur Angst machen, ihn in Sorge und Ungewissheit halten …
    Der Leutnant setzte sich wieder. »Was schauen Sie denn so? Ist doch klar, Eltern, die politisch nicht gefestigt sind, darf man doch keine Kinder anvertrauen. Wie sollen Leute wie Sie Ihre Kinder denn zu aufrechten Staatsbürgern erziehen? Denken Sie etwa, Sie haben Ihrer Erziehungspflicht Genüge getan, wenn Sie ihnen beibringen, wie man sich die Nase putzt?«
    Lenz starrte ihn nur an. Das war kein Scherz, der meinte das ernst …
    »Meine Aufgabe ist es, Ihnen klar zu machen, was Sie mit Ihrer Haltung heraufbeschwören.« Verdrossen blickte der Leutnant auf den Kugelschreiber in seinen Händen. »Ihre Aussageverweigerung macht ja auch gar keinen Sinn. Die Beweislage reicht aus, Sie vor Gericht zu stellen. Außerdem hat Ihre Frau längst alles gestanden. Die ist klüger als Sie, die weiß, dass man schwimmen muss, wenn man ins Meer gefallen ist.«
    So stand es in jedem zweiten Kriminalroman: Ihr Mittäter hat bereits gestanden, stimmen doch auch Sie uns milde. Dachte dieses Milchgesicht etwa, das würde klappen, ihm erst Angst machen und danach einen solch simplen Trick auffahren?
    »Sie glauben mir nicht? Bitte schön! Hier!« Der Leutnant blätterte eine Akte auf und schob sie vor Lenz hin: Hannahs Unterschrift unter einem mehrseitigen handschriftlichen Protokoll; und das auf jeder einzelnen Seite! Bevor Lenz überfliegen konnte, was Hannah da unterschrieben hatte, zog der Leutnant die Akte wieder zurück. »Sehen Sie jetzt ein, dass ich Ihnen keine Luftnummer vorführe?«
    Wenn Hannah bereits ausgesagt hatte – egal, was sie zugegeben hatte und was nicht –, machte es keinen Sinn, weiter auf einem Rechtsanwalt zu bestehen. Dann musste er ihre Aussagen, so wie sie sie miteinander abgesprochen hatten, bestätigen; alles andere würde ihre Lage nur erschweren. Lenz straffte sich. »Also gut! Ich sehe ein, dass ich mich hier in einem rechtsfreien Raum befinde und auf kein rechtsstaatliches Verfahren hoffen darf. Was wollen Sie wissen?«
    »Erstens: Was Sie einzusehen haben und was nicht, darüber reden wir später. Zweitens: Wir haben Sie nicht gebeten, uns

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