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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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serviert, und vom Nordwind angetragen kann Willem das Lachen und das Klirren der Gläser hören. Auf die Promenade steht in roter Farbe gesprüht: Es geht immer noch um alles, und er sieht ein paar Jungs, die mit ihren Skateboards über das Graffito hinwegziehen.
    Eine Frau nimmt die hohen Stufen auf sportliche Art und setzt sich in Willems Nähe. Sie ist groß, trägt kurzes Haar und eine Sonnenbrille, und Willem kann nicht sagen, ob sie ihn ansieht. Als er lächelt, bleibt ihr Gesicht unverändert. Sie zieht ein Etui hervor, und bald steigt der Rauch gegen den Fluß.
    Das Typhon des Ausflugsdampfers erklingt, und in Fahrtrichtung kann Willem sehen, wie die Jungs auf ihren Brettern einen Mann auf der Promenade umkurven. Es ist ein Mann mit Rauschebart und Ulstermantel, und als er näher kommt, sieht Willem die Zahnlücke aufblitzen. Der Mann zieht langsam vorüber; dann bleibt er stehen, betrachtet die pyramidenartigen Stufen und steigt schließlich aufwärts. Eine Reihe über Willem und der Frau richtet er sich ein. Zieht den Mantel aus, rollt ihn zusammen und legt sich in die Sonne.
    Die große Frau hält ihr Gesicht gegen den Fluß und raucht. Sie hat eine Blechschachtel dabei, und als sie den Stummel ausgedrückt hat, packt sie die Schachtel ein und geht.
    Nach einer Zeit sagt der Mann: Wie spät ist es?
    Und Willem sieht auf die Uhr.
    Dann sagt der Mann: Oben gibts das Kaffeehaus Klüver.

    Der mit dem Schnauzer steht auf, als Willem vorm Klüver erscheint. Reicht ihm die Hand, zieht einen Stuhl vor und winkt nach der Bedienstschaft. Er ist auffällig gekleidet, ein überzogener Landhausstil mit gewürfelter Sportmütze, und auf dem Tisch liegen Reitsportkataloge.
    Willem sagt: Wie haben Sie mich aufgestöbert?
    Der Detektiv macht eine vage Geste und blättert in den Katalogen.
    Ehrlich gesagt. Diese Art gefällt mir nicht.
    Ach was. Wir haben ganz einfach Ihre Frau gefragt. Entweder sitzt er am Martinianleger, hat sie gesagt, oder unter der Schlachte.
    Und was war das eben auf den Stufen?
    Woher soll ich das wissen. Ich saß hier.
    Die große Frau.
    Bah. Große Frauen gibts in unseren Breiten genug. Wenn Sie da jedesmal einen Verfolgungswahn entwickeln, können Sie den Rest Ihres Lebens einpacken.
    Na ja. Es war schon eine auffällige Situation.
    Für Sie vielleicht. Den Martinianleger vor Augen, womöglich Konetzkes Penthouse, und dann, wie aus unserem Fall geschnitten, taucht eine große Frau auf.
    Ich hätte es korrekt gefunden, wenn Sie die Frau kurz überprüft hätten. Mich spüren Sie doch auch jederzeit auf.
    Und der Detektiv lacht. Dann sagt er: Wenn es die große Frau war und Ihr Stiefvater sie geschickt hat, wird Sie Ihnen nichts tun. Wir wären da schon eher in Gefahr, um so mehr, je tiefer wir vordringen. Wenn es diese große Frau war, wird sie zusehen, daß weder Konetzke noch wir Ihnen etwas Großes aufdecken können.
    Sie meinen, Sie sind in Gefahr?
    Schwer zu sagen. Auch wenn wir uns stets um ein Handeln bemühen, das uns gar nicht erst in Gefahrenbereiche bringt. Und was die Frau auf den Stufen betrifft, sagt der Detektiv, schiebt die Mütze und blickt auf sein Mobiltelefon. Dagmar Margulis, 41, ledig, die Hälfte ihres Lebens in der Reederei hinter uns und seit fünf Jahren Chefsekretärin.
    Aha.
    Ja. Und ansonsten, sagt der Detektiv, können wir nichts Neues vermelden. Wir haben uns ein wenig hinter Ihren Stiefvater geklemmt, aber bislang nichts hervorgebracht. Von Wrangel bleibt noch schemenhafter, und Konetzke ist einfach nicht aufzuspüren. Darum haben wir uns gedacht, in die Wesermarsch zu gehen. Mal sehen, ob wir Lampe aufstöbern können.
    Ist er von seiner Sauftour zurück?
    Wir haben von drüben nichts gehört.
    Und wenn Konetzke in der Zwischenzeit auftaucht?
    Der kann jederzeit auftauchen. Und mit der großen Frau wieder abtauchen. Aber für alle Fälle haben wir Polykarp instruiert.
    Na gut. Und dann: Wieviel Zeit wollen Sie sich für Lampe nehmen?
    Was nötig ist.
    Soll mir recht sein. Selber werde ich wohl auch ein paar Tage weg sein.
    Geschäftlich?
    Das erledigt Barbara.
    Später unterm Spitzgiebel hat Willem höfische Tänze von Purcell aufgelegt, in der Hand einen Single Malt. Er kann spüren, wie aus seiner Laune, einfach mitzufliegen, ein nostalgisches Gefühl erwächst. Als er vorhin Barbara davon erzählte, lächelte sie,

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