Kubu und der Tote in der Wueste
Anrufer wieder auflegte.
»Hallo?«, sagte er gereizt. »Hier spricht Assistant Superintendent Bengu. Wer ist da?«
»Kubu, ich bin’s, Zanele. Ich bin im Flugzeug und spreche über Funk, die Zentrale hat mich mit dir verbunden.«
»Oh! Zanele! Wie geht’s euch da draußen?«
»Gut. Du hattest recht mit den Blutflecken. Da sind sogar jede Menge, wenn man richtig hinschaut. Obwohl die Mörder versucht haben, alles abzuwischen. Aber ich glaube, sie haben für längere Zeit in diesem Haus gewohnt. Man kann nicht irgendwo wohnen, ohne seine Fingerabdrücke an den seltsamsten Stellen zu hinterlassen. Wir haben einige gesammelt, manche sind sehr deutlich.«
»Gut! Jetzt müssen wir es nur noch schaffen, sie mit denen Frankentals zu vergleichen. Auch mit denen von Ferraz. Die haben wir gespeichert, weil wir sie zum Abgleich mit denen in Arons Bungalow brauchten.« Kubus Verstand arbeitete auf Hochtouren. »Vergleiche die aus dem Farmhaus auch mit dem Abdruck auf der Tankstellenquittung, die wir in Kamissa gefunden haben. Und mit denen von dem reizenden Typen, der mir die Kopfschmerzen verpasst hat. Und schick sie an Interpol, nicht vergessen.« Zanele lachte. »Jawohl, Superintendent! Natürlich erledige ich das alles. Aber erst muss ich zurück ins Büro. Es ist schon eine Aufgabe, ein ganzes Haus zu überprüfen, weißt du. Wir warten auf ein Polizeifahrzeug aus Molops. Wenn sie hier sind, können sie sich auf die Suche nach Frankentals Auto machen. Bin gespannt, ob du recht hattest.« Dann verschluckten knatternde Interferenzen ihre Worte. Sie sagte irgendetwas über BCMC-Gelb und den Landrover.
»Bitte wiederhol das noch mal.«
»Das Auto ist ziemlich sauber. Da hat sich jemand große Mühe gegeben. Ich glaube, auch darin haben wir einige Blutspuren gefunden. Und wir haben Staub- und Dornenproben von den Reifen genommen. Wahrscheinlich nützt es nichts, aber wer weiß?«
Kubu dachte daran, wie beeindruckt er jedes Mal von Zaneles Arbeitsweise und ihrer Gründlichkeit war. Er hatte Glück, dass gerade sie geschickt worden war.
»Noch etwas anderes, Kubu. Jason Ferraz hat gestern die Mine verlassen. Das habe ich heute Morgen festgestellt, als ich angerufen und gebeten habe, uns mit etwas Proviant und anderen Kleinigkeiten auszuhelfen.«
Kubu richtete sich in seinem Stuhl auf. »Du meinst, er ist abgehauen?«
Weitere atmosphärische Störungen. Als sie nachließen, hörte er Zanele etwas über Urlaub sagen. Dann verlor sich ihre Stimme wieder in Knistern und Knattern. Kubu wurde ungeduldig.
»Danke, Zanele!«, sagte er laut. »Ich werde mich sofort darum kümmern. Geh du wieder an deine Arbeit. Bis bald!« Dann legte er auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
Er hob seine Aktentasche auf, zog seinen Schlüssel ab und schloss die Tür. Ein paar Minuten später hatte er Shirley Devlin am Telefon, die offenbar so etwas wie die stellvertretende Managerin der Mine war.
»Mr Ferraz hat seinen Urlaub schon seit längerer Zeit geplant, Mr Bengu. Er hat schon seit bestimmt einem Monat ständig davon geredet. Er wollte die British Geological Survey und andere Forschungsgesellschaften besuchen, auch jemanden, der mit dem Kimberley-Prozess zu tun hat. Dann hatte er vor, für ein paar Tage nach Portugal zu fliegen, um Verwandte zu besuchen, die er lange nicht gesehen hat. Oder nach Madeira, könnte das sein?«
»Sie wissen also nur, dass er gestern abgereist ist? Aber warum hat niemand mir Bescheid gesagt, als ich vorgestern da war?«
Er sah Shirleys Achselzucken förmlich vor sich. »Sie haben wohl nicht danach gefragt. Haben Sie Mr Ferraz gesagt, dass Sie über seine Schritte informiert werden wollten?«
»Nein, habe ich nicht«, gab Kubu mit großem Bedauern zu. »Na also«, sagte die gründliche Verwalterin herablassend. »Wann ist er aufgebrochen?«
»Schon frühmorgens. Er musste nach Gaborone zum Flughafen, sein Flug ging am späten Vormittag.«
»Wie lange ist er unterwegs? Haben Sie eine Reiseroute von ihm?«
»Drei Wochen. Eine detaillierte Reiseroute hat er nicht hinterlassen, aber er wollte sein Handy auf internationalen Empfang stellen, nur für den Fall. Ich kann Ihnen seine Nummer geben.« Und sie tat es.
Kubu ließ seiner Frustration jetzt freien Lauf. »Aber wie kann sich ein Minenmanager einfach drei Wochen frei nehmen? Wer leitet denn so lange den Betrieb?«
»Mr Dingake vertritt ihn, Superintendent«, antwortete Shirley Devlin abweisend. »Das hier ist keine One-Man-Show, wissen Sie. Wir kommen
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