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Kuehler Grund

Titel: Kuehler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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aus, in dem eine Spur Hysterie mitschwang.
    »Du! Was um alles in der Welt willst du denn hier?«
    Andrew wurde rot und nestelte nervös an seiner Krawatte. Er hatte tiefe Sorgenfalten auf der Stirn. »Es tut mir Leid, Charlotte. Ich habe ein paar Unterlagen vorbeigebracht, die Graham unterschreiben muss.«
    »Sag bloß? Wichtige Unterlagen?«
    Er machte eine hilflose Handbewegung und wagte es kaum, sie anzusehen. Der Schweiß lief ihm in den Kragen. Plötzlich fielen ihm die Autoschlüssel in dem Pflanztrog ein, und er fragte sich, ob er sie erwähnen sollte.
    »Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte Charlotte. »Also gut, komm rein. Aber es muss schnell gehen.«
    »Entschuldigung. Wolltet ihr weg?«
    »Graham und ich haben heute unseren großen Auftritt.«
    »Wie bitte?«
    Sie stellte sich dicht vor ihn und berührte seinen Arm. Ihre Augen weiteten sich, während sie sich an seiner Verlegenheit weidete.
    »Heute wird unser Fernsehaufruf an die Bevölkerung aufgezeichnet. Die Polizei scheint zu denken, dass es etwas nützen wird.«
    »Ach so.«
    Andrew hielt den Aktenkoffer vor seinen Unterleib wie einen schützenden Talisman. Hilfe suchend blickte er sich in der Eingangshalle um und versuchte, sich seitlich an Charlotte vorbeizudrücken, um zu Grahams Büro zu gelangen.
    »Graham macht sich bestimmt gut im Fernsehen, meinst du nicht auch?«
    »Doch, sicher. Er ist sehr wortgewandt.«
    »Wortgewandt. Das gefällt mir. Ja, gut reden kann er. Er ist sehr überzeugend. Und was denkst du, Andrew?«
    Er stand inzwischen fast mit dem Rücken zur Wand, neben einer antiken Truhe mit Einlegearbeiten, die ihm immer gefallen hatte. Als er sich daran festhalten wollte, hinterließ er einen verschwitzten Handabdruck auf der polierten Oberfläche.
    »Über die Sache mit Laura?«
    »Ja, Andrew.«
    »Hat die Polizei denn nicht Lee Sherratt verhaftet?«
    Charlotte lachte, ein tiefes, kehliges Lachen, rau vom Zigarettenrauch, von Hysterie untermalt. Plötzlich hörte sie wieder auf zu lachen und packte seinen Ärmel fester.
    »Etwas Besseres fällt dir nicht ein? Darauf baust du? Glaub mir, das reicht nicht.«
    Ihr Blick glitt an ihm vorbei. Andrew Milner drehte den Kopf und sah Graham Vernon, der in der Tür seines Büros stand und die Szene mit einem sardonischen Lächeln betrachtete. Es war Andrew unsagbar peinlich, wie Charlotte sich an ihn presste, die Brust an seinem Arm, das Becken an seiner Hüfte.
    »Wolltest du zu mir, Andrew?«, fragte Graham. »Oder kümmert sich Charlotte schon um dich?«
     
    In seinen eigenen vier Wänden, frisch gewaschen und mit seiner Pfeife im Sessel sitzend, wirkte Harry Dickinson wesentlich zugänglicher als unter seinen Freunden. Neben ihm auf dem Tisch lag die neueste Ausgabe des Buxton Advertiser . Auf der Titelseite war der mit Blumen geschmückte Brunnen in Great Hucklow abgebildet. In diesem Jahr hatten die Dorfbewohner für das Brunnenfest das Millenniumsthema aufgegriffen – zweitausend Jahre seit Christi Geburt. In dem Artikel stand, dass die Gruppe die ganze Nacht durchgearbeitet hatte, um mit der Dekoration rechtzeitig zur Eröffnungsfeier fertig zu werden.
    »Hier steht, dass die Polizei noch die Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchungen auswertet«, sagte Harry und tippte auf einen Artikel weiter unten auf der Seite. »Und dass es möglicherweise bald zu einer Festnahme kommen wird. Ist das wahr?«
    »Wenn es da steht.«
    »Detective Chief Inspector Stewart Tailby, der die Ermittlungen leitete, sagte: ›Ich bin sehr zuversichtliche Was für ein Blödsinn.«
    »Ich hätte ein paar Fragen über Samstagabend«, sagte Cooper.
    »Aye? Irgendein bestimmter Samstag?«
    »Letzten Samstag. Der Abend, an dem Laura Vernon vermutlich getötet wurde.«
    »Ach, der Samstag. Mal sehen. Also, es war warm.«
    Cooper, der das Protokoll von Harry Dickinsons erster Vernehmung gelesen hatte, war entschlossen, sich nicht ablenken zu lassen.
    »Schildern Sie mir, was Sie an jenem Abend gemacht haben, Mr. Dickinson.«
    »Von wann an?«
    »Sagen wir von sechs Uhr an.«
    »Ich bin mit dem Hund spazieren gegangen«, sagte Harry prompt. »Punkt sechs, wie immer. Jess ist ein Gewohnheitstier. Wir gehen den Pfad hinunter, bis auf den Baulk. Unter den Felsen auf der Raven’s Side ist ihre Lieblingsstelle.«
    »Gehen Sie immer denselben Weg?«
    Harry paffte an seiner Pfeife. »Manchmal nehme ich auch einen anderen. Wenn mir ein bisschen rebellisch zu Mute ist.«
    »Aber an jenem Abend sind Sie

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