Kuess mich - es ist Karneval
Frau von hinten sehe”, beruhigte er sie und lächelte spöttisch. “Soll ich dir einen Drink holen?”
Ellen rang sich ein Lächeln ab: “Das wäre sehr freundlich von dir.”
“Was möchtest du haben?”
.
“Etwas Alkoholfreies. Am liebsten Cola.”
“Alkohol ist wohl ein anderes Tabu?” erkundigte er sich, als er den Kühlschrank öffnete und eine Dose herausholte.
Ellen blickte ihn zornig an. “Nein, so ist es keineswegs”, erwiderte sie, “aber im Moment möchte ich etwas Erfrischendes trinken.”
Roberto öffnete eine Cola und reichte sie ihr.
Die Dose fest an die Brust gedrückt, ging sie mit dem Rücken zur Wand, so schnell sie konnte, aus der Küche. In seiner Gegenwart völlig nackt dazustehen hielten ihre Nerven nicht aus.
Endlich hatte sie ihr Zimmer erreicht.
Warum habe ich nur so verzweifelt versucht, mich zu bedecken, obwohl ich doch wirklich eine gute Figur habe?
fragte sie sich. Warum habe ich mich wie eine hysterische alte Jungfer aus dem vorigen Jahrhundert benommen? Sie zog ein weites weißes Baumwollhemd an und schlüpfte in ihre Jeans.
Vielleicht habe ich meine früheren Hemmungen noch immer nicht überwunden.
“Bist du Vegetarierin?” wollte Roberto wissen, als er die Flasche Chardonnay öffnete.
“Nein. Warum?”
“Weil wir gleich nebenan ein ,Rodizio’ haben. Das ist ein Restaurant, dessen Spezialität mariniertes Fleisch ist. Filet mignon, Schinken, Truthahn, Hühnchen und Schwein werden auf Holzkohle gegrillt oder geröstet. Die Kellner bringen die Fleischspieße an den Tisch und schneiden Fleischscheiben ab, die mit verschiedenen Salaten serviert werden”, erklärte er. “Das ist ein typisch brasilianisches Essen, und ich dachte, wir könnten heute abend dort hingehen.”
Ellen wollte gerade zustimmen, doch dann zögerte sie. Unter Robertos Augen waren dunkle Ringe zu sehen. Er sah sehr müde aus.
“Du sagtest doch, es sei genug im Haus. Warum soll ich uns nicht etwas zubereiten, dann könnten wir hier essen?” schlug sie vor.
“Machst du das gern?” fragte er, und sie konnte die Erleic hterung in seiner Stimme hören.
Ellen nickte. “Ja, ich mag so einen gemütlichen Abend zu Hause.” Sie ging auf die Tür zu. “Aber erst werde ich auspacken.”
Roberto lockerte seine Krawatte, was sehr männlich und sexy wirkte. “Und ich werde mich umziehen.”
Zwanzig Minuten später ging Ellen durch das Wohnzimmer auf die Terrassentür zu, doch als sie die Schwelle erreicht hatte, blieb sie stehen. Draußen auf der Terrasse sah sie Roberto, der es sich auf einem Liegestuhl bequem gemacht hatte, den Kopf zurückgelegt, die Augen geschlossen und die langen Beine ausgestreckt. Er trug ein schwarzes T-Shirt, das die festen Muskeln seiner Brust betonte, klassisch geknöpfte Jeans und leichte Halbschuhe.
In dieser legeren Kleidung kam Robertos erregende körperliche Ausstrahlung noch mehr zur Geltung. Es beunruhigte sie, daß sie und dieser Mann heute nacht in zwei unmittelbar nebeneinanderliegenden Zimmern schlafen würden.
Ellen ging nach draußen. Die Hitze des Tages war abgeklungen, aber die Luft immer noch mild und warm. Sie lehnte sich an das Terrassengeländer. Die Sonne war bereits untergegangen und hatte am Himmel tizianrote und goldene Streifen hinterlassen. Die Farben spiegelten sich in der glänzenden Oberfläche der Lagune wider. Als Ellen den Blick hob, sah sie, daß die Lichter der großen Stadt wie Diamanten glitzerten. Diese märchenhafte Kulisse wurde von der auf dem Felsen stehenden großen Christusstatue überragt, die jetzt in der Abenddämmerung über und über in goldenes Licht getaucht war.
“Wunderschön!” sagte sie leise.
“Du bist wunderschön”, sagte eine weiche Stimme, und als sie sich zur Seite drehte, sah sie, daß Roberto neben ihr stand.
Ellen lächelte steif. Egal, wie oft ihr Komplimente gemacht wurden, ihr fiel es stets schwer, sie anzunehmen. Und wenn sie von ihm kamen, fiel es ihr noch schwerer.
Roberto nahm zwei mit Wein gefüllte Gläser und reichte Ellen eins davon. “Willkommen in Rio!” sagte er und stieß mit ihr an. “Du wolltest etwas über die Gesellschaft wissen”, erinnerte er sie, als sie sich setzten. “Also, schieß los.”
“Auch wenn ich nicht allzuviel von Autos verstehe, so scheint mir doch dein Kabriolett ein erstklassiger Wagen zu sein.”
“Das ist es auch”, bestätigte Roberto.
“Warum hat die Gesellschaft dann keinen nennenswerten Profit gemacht?
“Weil …” Roberto
Weitere Kostenlose Bücher