Kuess mich, lieb mich - heirate mich
KAPITEL
Richter Kendali kannte Carey bereits seit ihrer Kindheit und hatte vollstes Verständnis für ihre Situation. Seine und die Burkett-Familie waren schon lange gründlich verfeindet, was ein Grund mehr war, weshalb er Carey jetzt gern zur Verfügung stand. Normalerweise verlangte das Gesetz, dass Braut und Bräutigam vor der Trauung das Aufgebot gemeinsam bestellten, aber der Richter hatte, zusammen mit seinem Schwager, der Angestellter des Verwaltungdistrikts war, dafür gesorgt, dass alle notwendigen Papiere mit Stempel und Siegel bereit lagen.
Nachdem die notwendigen Formulare unterschrieben waren, bereiteten Carey und Luke sich auf die Trauungszeremonie vor. Carey tat nichts weiter, als sich kurz das Haar zu kämmen, das Kleid glatt zu streichen und die Lippen nachzuziehen.
Die Trauung sollte im Wohnzimmer vor dem riesigen offenen Kamin stattfinden. Es hatte aufgehört zu regnen, und das Licht der Nachmittagssonne drang durch die schweren Vorhänge und tauchte den großen Raum in ein weiches Licht. Carey blickte auf das Portrait ihrer Mutter über dem Kamin und hatte das Gefühl, als würde deren Geist üb er diese eigenartige Veranstaltung wachen und ihr ihren Segen erteilen.
Ophelias Mann, Willie, war gerade rechtzeitig zurückgekommen, um als zweiter Trauzeuge zur Verfügung zu stehen. Verblüfft folgte er allen Anweisungen, doch als er wagte zu fragen, wer denn der Kerl sei, den Carey da heiratete, der sähe ja überhaupt nicht aus wie ein Schauspieler, befahl Ophelia ihm kur zerhand zu schweigen.
Carey hatte keine Ahnung, wie Luke die ganze Sache dem kleinen Tyler erklärt hatte. Aber was immer er ihm gesagt hatte, der Junge schien völlig ruhig zu sein und keine weiteren Fragen auf dem Herzen zu haben. Er saß mit frisch gewaschenem Gesicht und gekämmtem Haar still auf der großen Ledercouch und beobachtete gespannt die Erwachsenen.
Jeder stand an seinem Pla tz. Bis auf den Bräutigam. Luke wanderte immer noch irgendwo durchs Haus, und Carey traute sich nicht, nach ihm zu rufen. Nervös zupfte sie an dem Brautbouquet herum. Sie hatte es gekauft, weil sie fand, es würde zu einer Trauung einfach dazugehören.
Der Richter räusperte sich vernehmlich und spähte über den Rand seiner Lesebrille zu Carey hinüber. Die Spannung stieg.
Schließlich begann Ophelia laut zu rufen: „Luke? Wo, in aller Welt, stecken Sie?”
Sekunden später erschien er und nahm seinen Platz neben Carey ein.
Offenbar hatte Willie ihm seinen Rasierer geliehen, sowie eine dunkle Krawatte. Eine gute, aus Seide. Lukes Haar war feucht und straff zurückgekämmt, was seine markanten, männlichen Züge besonders gut zur Geltung brachte.
Schon mit den Bartschatten hatte er wundervoll ausgesehen, aber glatt rasiert gefiel er Carey sogar noch besser. Am liebsten hätte sie mit den Fingerspitzen über seine Wange gestrichen. Stattdessen, umklammerte sie das Brautbouquet noch fester. Luke blickte auf sie hinab, und seine Mundwinkel zuckten, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
Nun sagte der Richter, sie sollten sich bei den Händen fassen, und mechanisch befolgte Carey seine Anweisungen, doch das, was sie empfand, als sich Lukes warme Hand um ihre eiskalte schloss, war alles andere als mechanisch.
Der Richter redete weiter, aber Carey nahm alles nur noch wie durch einen dichten Nebel wahr. Schließlich wurde ihr die entscheidende Frage gestellt.
„Carey Mae Winslow, wollen Sie diesen Mann, Lucas Redstone, zu Ihrem rechtlich angetrauten Ehemann nehmen?”
„Ja, ich will”, erwiderte Carey und starrte auf ihr Brautbouquet.
Sie wurde angewiesen, einen der Goldringe, die sie gekauft hatte, auf Lukes Finger zu streifen, und das gelang ihr besser, als erwartet. Der Ring passte erstaunlich gut.
Jetzt war Luke an der Reihe. Er antwortete mit fester Stimme, so als spräche er aus tiefer Überzeugung. Als Carey ihn daraufhin überrascht anblickte, lächelte er ihr zu und nahm geradezu zärtlich ihre Hand in seine beiden, bevor er ihr den Ring überstreifte.
Und dann gab der Richter dem frisch vermählten Paar die offizielle Erlaubnis, sich zu küssen. Carey hatte kaum Zeit, zur Beruhigung noch einmal Luft zu holen, als sie Lukes Gesicht schon ganz nah vor sich sah.
Ihr Herz schlug wahre Purzelbäume. Dabei würde dieser Kuss doch nur fürs Publikum sein. Eine höfliche Geste, um die Form zu wahren, weiter nichts.
Da spürte sie Lukes Lippen auf ihren. Und seinen Arm um ihre Taille, Besitz ergreifend, als wäre es das
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