Küss mich später: Marsden 1 - Roman (German Edition)
»Es war klug von Ihnen, die Polizei zu rufen, Bev. Vielen Dank.«
Die Angesprochene zuckte bloß die Achseln und tippte sich an die Stirn. »Gesunder Menschenverstand, mehr nicht. Er kommt jeden Tag her, zu den unterschiedlichsten Zeiten, und er beobachtet und bedroht Daniella. Die Sorte Mann kenne ich.« Sie runzelte missbilligend die Stirn und tätschelte Daniella den Rücken.
»Es tut mir leid«, murmelte diese.
Cara schüttelte lächelnd den Kopf. »Du weißt doch, es gibt keinen Grund, dich für das Verhalten eines anderen Menschen zu entschuldigen.«
Daniella nickte.
»Es wäre gut, wenn wir gleich alle zusammen aufs Revier fahren und eine Aussage machen würden. Daniella, wirst du ihn anzeigen? Und eine einstweilige Verfügung beantragen?«, fragte Cara. »Ich helfe dir dabei.«
Wieder nickte Daniella.
Cara machte sich zwar keine Illusionen, dass das Bob auf lange Sicht davon abhalten würde, Daniella zu schikanieren, aber jetzt war er zumindest schon mal aktenkundig, und vielleicht würde ihn die Verhaftung ein wenig zur Vernunft bringen.
»Ich bin stolz auf dich«, sagte sie und drückte Daniella die Hand.
»Ich komme dann nach«, sagte Bev. »Ich muss nur noch meinen Sohn anrufen, damit er hier übernimmt. Ihm gehört der Laden nämlich.«
Cara nickte. »Gut. Dann fahre ich schon mal mit Daniella vor. Einen kleinen Moment brauche ich noch, um mich mit meinen Kollegen zu besprechen.«
Cara ging zu Sam, der Bob soeben hinaus zum Streifenwagen hatte bringen wollen. Er übergab den Mann an Ted und sagte: »Ich bin gleich so weit.«
Ted übernahm und bugsierte Bob zur Tür. »Es tut mir leid, Dani«, rief Bob noch über die Schulter, doch Daniella wandte sich wortlos ab.
Cara schüttelte angewidert den Kopf. »Sie wird ihn anzeigen.«
»Sehr gut«, sagte Sam.
»Ich fahre schon mal mit ihr los. Bev kommt nach, sobald sie hier alles geregelt hat. Wir werden alle eine Aussage machen.« Auch Cara, denn sie war ja nicht dienstlich hergekommen, sondern privat.
»Alles okay mit ihr?«, erkundigte sich Sam mit einer Kopfbewegung in Richtung Daniella.
Cara nickte. »Ja. Ich hoffe nur, sie überlegt es sich nicht noch einmal.« Sie hatte es schon zu oft miterlebt, dass Frauen – darunter auch ihre eigene Mutter – ihre Meinung änderten und am Ende doch nicht gegen ihren gewalttätigen Mann oder Freund aussagen wollten.
»Was ist mit dir? Alles okay?« Sam beäugte sie prüfend, wie immer nach einem Einsatz.
»Klar. Alles easy«, antwortete Cara grinsend.
Sam schüttelte den Kopf. »Dann bis nachher auf dem Revier, Großmaul«, brummte er.
Den Rest des Abends war Cara damit beschäftigt, Formulare auszufüllen und sicherzustellen, dass Daniella versorgt war. Bev bestand darauf, die junge Frau vorübergehend bei sich aufzunehmen, und Daniella willigte ein. Solange sie in Sicherheit war, bestand nicht das Risiko, dass sie in die Wohnung zurückkehren würde, in der sie mit Bob gelebt hatte. Heute Abend saß der Mistkerl hinter schwedischen Gardinen, aber es war nicht ausgeschlossen, dass er nach der Verlesung der Anklageschrift morgen auf Kaution freikam. Es war hoch an der Zeit, dass Daniella einige kluge und hoffentlich langfristig gültige Entscheidungen traf.
***
Am Sonntagmorgen war es nach dem Schneesturm am Vortag sonnig, aber kalt. Mike war den ganzen Samstag auf dem Revier mit dem liegen gebliebenen Papierkram beschäftigt gewesen, der sich nach wie vor auf seinem Schreibtisch türmte, und er hatte sich mit dem Techniker über die diversen Möglichkeiten der elektronischen Datenerfassung unterhalten. Abends hatte er mit Ethan und einigen weiteren ehemaligen Mitschülern Poker gespielt und ein hübsches Sümmchen gewonnen. Es war ganz nett gewesen, die alten Kumpels mal wieder zu treffen. Fast so gut wie ein Samstagabend im Bett mit Cara.
Sie hatten sich seit ihrer Rückkehr aus Vegas kaum gesehen, was teils an ihrem Dienstplan lag, teils daran, dass Mike so beschäftigt war. Trotzdem hatte er oft an sie gedacht. Allmählich gewöhnte er sich sogar daran, aber neu war, dass es ihm tatsächlich fehlte, sie um sich zu haben und die Ablage im Bad oder die Schubladen im Schlafzimmer mit ihr zu teilen. Das hatte es noch nie gegeben, dass es ihn störte, von einer Frau getrennt zu sein. Er hatte sie wieder zum traditionellen Sonntagabendessen mit seiner Familie eingeladen, aber sie hatte dankend abgelehnt mit dem Argument, sie sei zu erschöpft. Er hatte nicht an ihren Worten gezweifelt, denn
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