Kuess mich toedlich
Barstühle setzte. Sarah trug ständig Tabletts durch den Raum und versuchte dennoch, ihre Unterhaltung zu belauschen. Ben sah es ihr an.
»Wart du und Lara mal zusammen ?« , fragte Tarek frei heraus.
Wer würde das nicht denken? Man musste sie nur ansehen. Wer würde es nicht bei ihr versuchen? »Da war mal was, aber nur kurz. Der andere kam dazwischen .«
Tarek, der leider nicht gerade unattraktiv war mit seinem exotischen dunklen Aussehen, sah ihn an, als wollte er sagen: »Frag mich mal !« Stattdessen aber sagte er nur: »Aha .«
»Und ihr beide?« Ben wollte Sarah nicht misstrauen, aber allein der Gedanke, dass da mal etwas gewesen sein könnte …
»Nein. Wir sind nur Freunde. Ich denke, sie hat auch zu viel durchgemacht, um jetzt schon wieder etwas mit einem Kerl anzufangen .« Gut, dachte Ben zuerst, aber dann wurde ihm klar, dass Tarek in diesem Punkt vielleicht recht haben könnte.
»Was machst du sonst so, außer Kickboxen ?«
»Nicht viel. Ich hab das Studium abgebrochen, was meine Eltern nicht gerade begeistert und die Unterstützung meines Lebensunterhalts auf null reduziert hat. Seitdem halte ich mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser .« Ben war verblüfft, wie schnell und mühelos das Lügen zurückkam, obwohl er so lange nicht mehr davon Gebrauch machen musste.
»Du bist ja noch jung und findest sicher noch irgendwann etwas, das du längerfristig machen willst«, meinte Tarek.
Ben gab nur ein unbeteiligtes Schulterzucken von sich. »Sie hat gesagt, dass du ihr geholfen hast, als sie nicht mehr weiterwusste. Das war wirklich anständig von dir, Tarek .« Ben achtete auf Tareks Reaktion, doch der zuckte ebenso die Schultern wie Ben es zuvor getan hatte. Schlauer Kerl.
»Versteh mich jetzt nicht falsch, Ben. Aber wenn du ihr wehtust, werd ich dir in den Arsch treten, Kickboxer oder nicht. Wenn du ihr irgendwie schadest, helfen dir auch die zehn Jahre, die du jünger bist, nichts. Verstanden?«
Dieser Kerl hatte seinen Standpunkt mit fester Stimme klargemacht. Unzufrieden musste er es zugeben. Dieser Tarek war ein richtig guter Kerl. »Gleichfalls.«
Sie lächelten sich verschwörerisch an. Sarah beobachtete sie. Ben blieb noch ein paar Stunden in der Bar und unterhielt sich eine Weile mit Tarek, der freimütig über sein Leben und seine Familie plauderte. Er erzählte von seinem Zuhause, Ägypten, und den Veränderungen, die dort gerade vor sich gingen und von seiner Schwester, die an die Revolution glaubte und deshalb dort unten bleiben wollte, von seinen früheren Plänen, seine Familie eines Tages nach Europa nachzuholen, die sich jetzt vielleicht erledigt hatten. Ben hatte nicht lange gebraucht, um einzusehen, dass Tarek ein richtig guter Mann war, der sein Bestes im Leben gab. Als koptischer Christ in einem muslimischen Land wusste er, was es hieß, einer Minderheit anzugehören und immer zwischen den Stühlen zu sitzen. Als jemand, der hier bei seinem Onkel aufgewachsen und zur Schule gegangen war, gehörte er auch hierher. Eigentlich hätte Tarek statt einer Bar ein Restaurant eröffnen wollen. Aber als sein Onkel starb und dessen Schulden höher waren als vermutet, war Tarek gezwungen, den Laden zu verkaufen und mit dem Rest die Bar aufzumachen. Anstatt verbittert darüber zu sein, hatte er die Wendung des Lebens angenommen. Ben konnte ihn nur bewundern. Diesen Kerl, der eindeutig etwas für sein Mädchen übrig hatte.
Kurz nach zehn Uhr setzte sich die völlig erschöpfte Sarah zu ihnen und massierte sich die Füße. Ben war ein paar Mal, während sie gearbeitet hatte, beinahe hochgefahren, als einer der Männer Sarah am Arm packte, um sie zurückzuhalten. Aber seine Befürchtungen waren unbegründet. Keine Berührung schien Sarahs Gabe auszulösen. Sie hatte offenbar gelernt, ihre Fähigkeit zu blockieren. Gerade als sie sich etwas entspannte, raunte eine lallende Stimme in ihre Richtung. Genervt schloss sie die Augen. Unmöglich zu sagen, was er zu ihr gesagt hatte.
»Geht nicht gegen dich, aber manchmal hasse ich diesen Job .« Sie sah Tarek kurz an, hievte sich stöhnend hoch und ging zu dem älteren Mann am Ende der Bar. Ben versuchte, sie im Blick zu behalten. Der weißhaarige Mann, offenbar sturzbetrunken, zog ständig an ihrer kurzen Schürze, wofür ihn Sarah böse anfunkelte. Ihre Stimmung strömte durch den ganzen Raum zu Ben.
Immer wieder zog der nervige Kerl, der sich nicht mehr im Griff hatte, an ihrer Schürze, so lange, bis ihr deshalb der kurze Rock beinahe
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