Kuess mich toedlich
lag eine blutige Kombizange. Er schnappte sich mit der besudelten Hand das Handy.
»Ja ?« , bellte er in den Hörer. Kurze Stille, dann bekam er Anweisungen von seinem Telefonkontakt. Ruhig ließ er sie über sich ergehen. »Er macht also mal wieder Ärger, der Loser. Und ich soll’s jetzt wieder geradebiegen. Wieso wundert mich das nicht ?« Er stöhnte und ignorierte, dass er eine Stimme besaß, die nicht wusste, ob sie schön oder hässlich klingen sollte. Als er weiter den Worten des Anrufers lauschte, betrachtete er sich im Spiegel. Zufrieden strich er über seinen Oberkörper, der mit Schweiß und Dreck übersät war. Sein Gesicht hinterließ einen bleibenden Eindruck, nicht weil es schön oder hässlich war, sondern weil es aussah, als versuchte es, so gekonnt wie möglich, Menschlichkeit zu imitieren. Es war die Art von Gesicht, die in jedem atmenden Wesen sofort Ablehnung, Abscheu und Vorsicht hervorrief. Er wusste das und verstand es gekonnt, es bei seinen Opfern einzusetzen. Schließlich hatte er sich nicht ohne Grund die Haare gebleicht.
Während er sich die Informationen des Anrufers der Familie weiterhin anhörte, mehr oder weniger interessiert, spielte er mit der Kombizange herum und stellte sich vor, was er als Nächstes alles mit ihr anstellen könnte.
Die bloße Vorstellung erregte ihn. Er sah zu dem bewusstlosen fetten Kerl hinüber. Ja, an dem würde er es ausprobieren. An einen Stuhl gekettet, hatte der erbärmliche Kerl noch keine Ahnung, dass alles noch viel schlimmer werden würde. Seine Halbglatze war bereits mit Brandwunden überzogen, die von seinen zerdrückten Zigarettenkippen stammten. Der Anblick gefiel ihm und lenkte ihn von seinem Telefonat ab.
Gute Idee. Er sollte noch eine rauchen. Als Folterer der Familie gönnte er sich immer wieder Pausen. Einerseits, um zu rauchen, andererseits, um sein Opfer in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Das machte das Ganze noch besser und effektiver.
»Zusammengefasst …«, röchelte er ins Handy, weil er spürte, wie er danach gierte, diesen Auftrag, den die Familie ihm zugeteilt hatte, auszuführen. Darauf hatte er lange gewartet. »Ihr wollt also von mir, dass ich mich der Sache annehme, weil Benny-Boy es nicht hinkriegt. Soll ich ihn nur ein bisschen motivieren oder soll ich die Sache bereinigen ?« Er hoffte mit jeder Faser seines verkommenen Daseins auf »bereinigen«, denn es war der Familiencode für »beseitigen«. Wenn sie ihn dafür schickten, durfte er es machen, wie immer er es wollte. Seine Art war blutig, dauerte lange und er würde dafür sorgen, jede Minute davon zu genießen. Sein Körper stand in Flammen.
Und Benny-Boy eins dabei auszuwischen, wäre ein unvorstellbar köstlicher Bonus. Aber noch bekam er nicht den Freibrief dafür. Der Handlanger der Familie gab ihm vorerst nur den Auftrag, sich die Situation anzusehen und Bericht zu erstatten, bevor eine endgültige Vorgehensweise festgelegt würde. Er legte auf. Ihm war es gleich. Er wusste, wie die Dinge ihren Lauf nahmen und es würde nicht allzu lange dauern, bis er richtig loslegen konnte, auch wenn er dafür selbst sorgen müsste. Bis es so weit war, hatte er ja noch sein derzeitiges Spielzeug. Für ein paar Stunden wenigstens noch, denn der Kerl hatte sich schon vollgepisst und war bei der letzten Runde Folter kurz davor gewesen, alle zu verraten, die zu ihm gehörten. Seine Spezialität. Er schaffte es immer. Bei jedem.
Mit einem Eimer eiskalten Wassers holte er den Fettkloß wieder in die Welt der Schmerzen zurück, die er ihm noch etwas näherbringen wollte, bevor er seine Antworten und der Kerl seinen Gnadenschuss bekam. Die Zange vor sich herumwedelnd, stürzte er sich vorfreudig auf den zitternden Mann. »Oh, du, du … Wir werden schon noch ein bisschen Spaß damit haben. Immerhin hab ich mir noch deine Unterregion für mein Teil hier aufgehoben, bevor du mir alles sagen darfst, was ich wissen will !«
Der gefesselte Mann schrie wie am Spieß, als er sich über ihn beugte. Wie er das liebte. Der Schrei des Mannes wollte nicht enden. Musik in seinen Ohren. Jede Sekunde genoss er. Er, der losgeschickt wurde, sich um Bens Situation zu kümmern.
Kapitel 8
Der Tod und das Mädchen
S arah erwachte und öffnete die Augen. Die Morgensonne kroch schüchtern über ihre Körper, ließ rotorangene Flecken vor ihren Augen tanzen. Bens Fuß zuckte, als die Wärme über seine Ferse strahlte. Er glaubte wohl, sie schliefe noch, deshalb schmiegte er sich
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