Küss niemals einen Highlander
auch Robbies Kraftquelle. War seine Energie als Wächter mit dem Baum gestorben?
Winter zog ihr Handy heraus und tippte Robbies Nummer ein. Beim fünften Läuten meldete sich Catherine. »Hallo«, sagte Winter. »Ist Robbie da?«
»Nein. Er ist auf Gù Brath bei deinen Schwestern. Alles Gute zum Geburtstag!«, setzte sie hinzu. »Wieso bist du nicht wie alle anderen beim Frühstück?«
»Ich … ach, ich wollte eben losfahren«, gab sie zurück.
»Dann sehen wir uns wohl heute Nachmittag bei der großen Sause.« Cat lachte. »Ich kann es noch immer nicht glauben, dass ihr Mädchen alle am gleichen Tag geboren wurdet. Sie kommen doch vollzählig zur Party?«
»Ja, alle sind da, samt Anhang. Ich muss los, Cat, ehe die anderen mir alles wegessen. Danke für den Glückwunsch. Wir sehen uns später.«
»Bye«, sagte Catherine und legte auf.
Winter starrte ihr Handy sekundenlang an, dann wählte sie die Nummer von Gù Brath. Doch ehe es klingeln konnte, drückte sie die Aus-Taste.
Sie brachte es nicht übers Herz, allen den Tag zu verderben. Es war womöglich der letzte Geburtstag, den sie zu siebt gemeinsam feierten, wie also konnte sie in Panik zu Hause anrufen und ihren Vater und Robbie beunruhigen, wenn diese ebenso hilflos waren?
Ihre größte Hoffnung ruhte noch immer auf Matt. Er verfügte doch noch immer über seine Kraft, oder hatte er etwa ihre Kiefer angezapft, da sie aus der Wurzel seines eigenen Baumes gewachsen war? Herrgott, sie hätte sich mehr für seine Energiequelle interessieren sollen.
Und dies ließ Winter klar erkennen, wo sie in die Irre gegangen war. Seit dem Tag, als sie mit dem Rücken zu Matt in der Höhle sitzend seine herzzerreißende Geschichte gehört hatte, hatte sie nur daran gedacht, wie sie das von ihm angerichtete Debakel in Ordnung bringen konnte. Nie war ihr der Gedanke gekommen, dass es vielleicht Matt war, der alles bereinigen sollte.
Wie anmaßend sie in ihrer bedingungslosen Liebe gewesen war, wie besessen davon, alles wieder in Ordnung zu bringen, dass sie Matts aufrichtiges Verlangen, an der Lösung mitzuarbeiten, völlig außer Acht gelassen hatte.
Verdammt, wo steckte die Krähe, wenn sie gebraucht wurde? Warum hatte der Vogel ihr das nicht im Traum erklären können, anstatt ihr nur so viel zu enthüllen, dass sie geglaubt hatte, das von einem anderen begangene Unrecht allein wiedergutmachen zu können? Sie war nicht allein das Mittel zum Zweck, sie war nur die halbe Antwort! Sie konnte nicht bewirken, dass Matt seine Hoffnung wiederfand, sie konnte ihn nur ermutigen, tief in sich zu gehen und dabei vielleicht fündig zu werden.
Winter drückte den Holzstab an ihre Brust, schloss die Augen und versuchte ihren Mann kraft ihres Willens zu bewegen, mit doppelter Schallgeschwindigkeit zurückzukehren. Verdammt, sie brauchte ihn sofort; er musste ihre Verzweiflung spüren. Das war es, worauf es in einer Ehe ankam. Sie waren ein Team, und es bedurfte gemeinsamer Bemühungen, um das Problem zu lösen.
Sie würde nicht aufgeben. Sie weigerte sich, die Hoffnung zu verlieren. Sie hatte ihren Stab, und sie hatte Matt, und es galt, die Zukunft ihres Kindes zu retten. Und wenn es nötig sein sollte, den Gipfel des Bear Mountain in die Luft zu jagen, um an diese verfluchte Energie im Inneren heranzukommen, bei Gott, dann würden sie und Matt es tun – und zwar gemeinsam.
Winter stand neben ihrem alten Suburban am Flughafen von Pine Creek, die Hand auf ihrem jagenden Herzen, unsicher, ob es aus Angst noch immer so heftig schlug oder ob ihr rekordverdächtiger Schneeschuhlauf bergab zu ihrem Wagen daran schuld war. Allmählich aber spürte sie, wie sie sich beruhigte und die Möglichkeiten verschiedener Vorgangsweisen abwog, die ihr und Matt zur Verfügung standen.
Sie hatte ein paar Pluspunkte auf ihrer Seite. Erstens war ihr Stab noch einsatzfähig. Und Matts Stab hoffentlich auch. Zweitens schien noch die Sonne, und die Erde drehte sich. Die Apokalypse war also nicht plötzlich mit dem Tod der Kiefer hereingebrochen, ein Beweis für ihre Theorie, dass es Hoffnung gab, solange es Leben gab. Winter ließ die Hand vom Herzen auf ihren Leib sinken, als sie zu ihrem dritten und positivsten Punkt gelangte: Die Zukunft wuchs in ihr, und Winter wusste, dass Matt mit ihr zusammen Himmel und Erde in Bewegung setzen würde, um ihr Kind zu schützen.
Die Chancen stehen zu meinen Gunsten, entschied Winter. Sie wollte mit Matt nach seiner Rückkehr sofort zu dem Felsen auf dem
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