Küsse auf Eis - True Love and other Disasters
gespielt, bevor er schon in der ersten Auswahlrunde der Talentziehungen in die NHL geholt wurde und bei Pittsburgh unterschrieb. Seine ehemaligen Mannschaften waren die Penguins, die Blackhawks, Vancouver, und jetzt die Chinooks. Bei der nächsten Info klappte Faiths Kinnlade vor Staunen herunter. »Dreißig Millionen«, röchelte sie. »Virgil hat ihm dreißig Millionen gezahlt? Dollar?«
»Für drei Jahre«, stellte Jules klar, als sei das selbstverständlich.
Faith blickte auf und griff nach einer Flasche Wasser, die auf dem Tisch stand. »Ist er denn so viel wert?«
Jules zuckte mit seinen breiten, fleischigen Schultern unter dem blaugrünen T-Shirt aus Seide. »Virgil fand ja.«
»Und was glauben Sie?« Sie trank einen Schluck.
»Als Lizenzspieler ist er jeden Penny wert.« Jules stand auf und streckte sich. »Sehen wir uns das Spiel an und finden heraus, was Sie glauben.«
Faith legte die Papiere auf den Tisch, erhob sich und folgte Jules auf den Balkon. Sie musste noch so viel lernen! Es
war entmutigend, und sie war zu überwältigt, um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie lief an den drei Polstersitzreihen vorbei und gesellte sich zu ihrer Mutter, die am Geländer stand.
Unten auf dem Eis wurde das Spiel unterbrochen, und die Mannschaften formierten sich neu. Ty glitt in seinem dunkelblauen Trikot zwei Mal am mittleren Anspielkreis vorbei, bevor er ihn betrat. Er hielt an, stellte die Füße weit auseinander, legte den Stock quer über seine Schenkel und wartete. Das Bully wurde ausgeführt, und der Kampf begann. Ty rempelte seinen Gegner mit der Schulter an, während sein Schläger aufs Eis knallte und er den Puck hinter sich schoss. Die Schlittschuhläufer beider Teams stürzten geschlossen los, und es sah aus wie ein Wirbel aus organisiertem Chaos. Die dunkelblauen Chinooks-Trikots mit den weißen Zahlen vermischten und vermengten sich mit den weiß-grünen Mannschaftsfarben der Spieler aus Vancouver.
Nummer elf, Daniel Holstrom, lief zum Tor der Canucks und schoss den Puck übers Eis zu Stürmer Logan Dumont, der an Ty abgab. Mit der Scheibe auf dem Blatt umrundete Ty das Tor und schoss. Der Puck prallte vom Knieschützer des Torhüters ab, und der Kampf um die Scheibe begann. In der Karambolage aus Stöcken und Körpern verlor Faith den Puck komplett aus den Augen. Von ihrem Platz aus sah sie nur heftiges Gerangel und fliegende Ellbogen.
Ein Schiri pfiff, und das Spiel stoppte - abgesehen von Ty, der einen Vancouver-Spieler so kräftig schubste, dass der sich fast auf den Hintern setzte. Kurz bevor er nach hinten überkippte, fand der Spieler das Gleichgewicht wieder. Nach einem verbalen Schlagabtausch schleuderte Ty seine Handschuhe aufs Eis. Ein Schiedsrichter glitt zwischen die Streithähne
und packte Ty am Trikot. Über den kleineren Schiri hinweg deutete Ty auf sein Gesicht und dann auf den anderen Spieler. Der Schiri fragte ihn etwas, und als Ty nickte, ließ er ihn wieder los. Ty sammelte seine Handschuhe wieder auf, und während er zur Bank glitt, erschien die Wiederholung der Szene auf der Großleinwand. »Welcome to the Jungle« dröhnte aus den Stadion-Lautsprechern, und auf der Riesenleinwand, die über der Eisfläche hing, beobachtete Faith Ty dabei, wie er die Hand vor sein Gesicht hob und auf seine tiefblauen Augen zeigte. Über den Kopf des Schiri hinweg starrte er seinen Widersacher unter schwarzen Augenbrauen drohend an. Dann drehte er die Hand und deutete auf Nummer dreiunddreißig des gegnerischen Teams, wobei ein gefährliches Lächeln seine Lippen umspielte. Faith lief ein Schauder über den Rücken, und eine Gänsehaut überzog ihre Arme. Wäre sie Nummer dreiunddreißig, hätte sie jetzt Schiss. Und zwar großen.
Nur für den Fall, dass es jemandem entgangen war, wurde die Szene noch einmal in Zeitlupe wiederholt. Die Menschenmenge flippte aus, jubelte und trampelte, während Tys tiefblaue Augen noch einmal den Gegner fixierten, wobei die durch die dunklen Stoppeln schneidende Narbe an seinem Kinn deutlich sichtbar war.
»Großer Gott, erbarme dich.« Valerie wich einen Schritt zurück und sank ermattet auf ihren Sitz. »Und er gehört dir.« Sie setzte Pebbles wieder auf dem Boden ab, worauf das Schoßhündchen zu Faith trippelte und an ihrem Schuh schnüffelte. »Sie gehören dir alle«, fügte sie seufzend hinzu.
»Bei dir klingt das wie Sklaverei.« Pebbles blickte mit ihren schwarzen Knopfaugen zu Faith auf und jaulte. Blöde Töle. »Ich bin nur ihr
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