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Küsse auf Eis - True Love and other Disasters

Titel: Küsse auf Eis - True Love and other Disasters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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war weder das Leben, das sie vor Virgil in Las Vegas geführt hatte, noch ihr Leben mit ihm. Sie hatte sich die Eishockeyregeln eingepaukt und
versucht, so viel wie möglich über den Sport zu lernen. Sie wollte keinen Fehler machen und Schiffbruch erleiden, hatte aber noch gewaltige Wissenslücken. Und um ehrlich zu sein, bezweifelte sie, dass sie diese Lücken jemals schließen konnte.
    Die Klamotten, die sie aus Kalifornien nach Seattle hatte verschiffen lassen, waren am Tag zuvor eingetroffen, und sie warf sich für das Meeting in eine Jeans und ein pinkfarbenes Ed-Hardy-T-Shirt mit einem roten Herzen und Flügeln drauf. Sie hatte hübsche kniehohe Ugg-Schnürstiefel aus gewachsenem Lammfell gefunden, in die sie die gerade geschnittenen Hosenbeine ihrer Jeans stopfte. Es war zwar schon Ende April, aber immer noch kühl und nass.
    Auf dem Weg zur Key Arena herrschte starker Verkehr, sodass sie zehn Minuten länger brauchte als erwartet.
    »Wir finden das hier amüsant«, erklärte Bo, als Faith neben Jules Platz nahm, und deutete auf eines der Fotos von Ty und ihr. »Es ist verspielt und hat trotzdem Biss.«
    Faith betrachtete das Foto, auf dem sie den Fuß zwischen Tys Schenkeln hatte. Sie hatte das Gesicht zur Kamera gewandt und lächelte glücklich, während Ty zu ihr aufsah, als wäre er stinksauer. Was auch der Wahrheit entsprach. Das Blau seines Trikots machte seine Augen noch verblüffender, und durch seine grimmig zusammengebissenen Zähne kam seine dünne weiße Kinnnarbe zur Geltung. Er war fantastisch, alles Schöne und Schnucklige in einem stocksauren Gesamtpaket. Er würde jeder Frau den Atem rauben, ihr Herz höher schlagen lassen und die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Flattern bringen. Er brauchte kein Plakat, keine Werbetafel und keine Leinwand, um zum Star zu werden. Alles, was er tun musste, war atmen.
    Das letzte Mal hatte sie Ty in einer TV-Übertragung gesehen,
als die Zuschauer ihn in San José wegen Torwartbehinderung ausgebuht hatten. Er hatte mit dem Schiri gestritten und unbeherrscht mit dem Stock aufs Eis eingedroschen, doch als er zur Strafbank lief, schlugen die Buhrufe in Jubel um, und ein leises Lächeln umspielte seinen Mundwinkel. Was für Tys Verhältnisse praktisch Verzückung bedeutete.
    »Mir gefällt das linke besser«, widersprach Jules. Während Faith sich betont lässig gekleidet hatte, trug er ein schwarzorange gestreiftes Oberhemd und sah aus wie ein Kürbis. »Dass Faith vor Ty steht, gibt dem Foto mehr Tiefe. Plakatwände brauchen Motive mit mehr Dimension.« Er zuckte mit den Achseln. »Und der Heilige wird sich nie für das andere entscheiden.«
    »Woher wollen Sie wissen, welches Ty besser findet?«, fragte Faith erstaunt. Hatten sich die zwei in ihrer Abwesenheit angefreundet?
    »Weil es so aussieht, als hätten Sie Ihren Fuß auf seinen Eiern.«
    Oh. Das war nicht gut, oder?
    »Nun, als Grafikerin mit einem Hochschulabschluss in Werbung«, betonte Bo, während sie auf ihre Wahl zeigte, »finde ich, dass das hier die bessere Geschichte erzählt.«
    Irritiert sah Faith von Jules zu Bo. Die beiden durchbohrten sich mit Blicken, und Faith fragte sich, ob ihr etwas entgangen war.
    Tim, der PR-Director, trat vor. »Ich tendiere als Erstes zu dem mit der verspielteren Aussage. Wenn es gute Reaktionen bekommt, nutzen wir das aus und schieben das andere nach.«
    Faith war weder Grafikerin, noch hatte sie einen Abschluss in irgendwas, aber sie stimmte Jules zu. »Wenn wir die zwei mit ein paar Wochen Abstand aufhängen, ist es sinnvoller, das
Motiv zu nehmen, auf dem ich vor Ty stehe und er wütend und streitlustig aussieht.«
    »Ich war nicht wütend«, protestierte Ty, der eintrat und den Raum gleich viel kleiner erscheinen ließ. Er trug eine Jeans und einen schwarzen Stehkragenpullover mit dem Nike-Logo am Hals. Anders als seine Teamkameraden, die wegen ihrer Glücksbringerbärte zottelig aussahen, war Ty immer noch glatt rasiert. Seine Haare waren nass, als sei er gerade aus der Dusche gestiegen. Mit ihm hatte sie wirklich nicht gerechnet. Ihr war gesagt worden, dass die Mannschaft ihr Training absolvierte, und sie war davon ausgegangen, dass Ty das Meeting schwänzte.
    Seine tiefblauen Augen trafen mehrere Herzschläge lang ihre; dann lief er zu den Plakatattrappen und blieb davor stehen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und stand breitbeinig da. Sein Pulli, der locker über seinen breiten Rücken fiel, war in eine Levi’s gestopft, die so abgetragen war,

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