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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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immer deutlicher spürte, dass er in Robert keinen Mörder sehen wollte. Aber andererseits erkannte er, dass die Ermittlungen keinen einzigen Schritt weitergekommen waren. Das Gegenteil war der Fall. Durch das plötzliche Auftauchen der Waffen waren sie vielleicht sogar in die Irre geführt worden, was die weitere Arbeit nur noch mehr erschwerte. Viele Fragen tauchten nun auf, über die früher niemand hatte nachdenken müssen: Wer hatte Interesse daran, die Waffen in Roberts Mülltonne zu werfen? War der Zeitpunkt, die Waffen dort zu entsorgen, zufällig gewählt? Wer profitierte davon, wenn Robert schuldig gesprochen werden würde? Oder war Robert doch schuldig und hatte diesen dummen Fehler, die Waffen bei sich aufzubewahren, tatsächlich gemacht? Das konnte Kullmann nicht glauben. Deutlich spürte er, wie sehr ihn die Ungewissheit belastete. Es gelang ihm nicht, in Robert nur den Sohn einer Ermordeten zu sehen, oder einen Verdächtigen. Immerzu spürte er diese alte Verbundenheit, weil er Luises Sohn war. Warum konnte er nicht seine Gefühle abstellen und seine Arbeit machen, fragte er sich verärgert. Seine alten Verstrickungen verfolgten ihn wie ein böser Traum, den man mit aller Gewalt abschütteln will und trotzdem immer wieder träumt, sobald man auch nur eine Sekunde nachgibt.
    Um sich von den aufreibenden Gedanken ablenken zu können, machte Kullmann sich auf den Weg zur Staatsanwaltschaft. Zum Glück gab es noch andere Aufgaben, die er erledigen musste. Genau damit wollte er sich nun beschäftigen, weil er spürte, dass er im Fall der Polizistenmorde in dieser Verfassung keinen Schritt weiterkam.
    Foster bedachte Kullmann mit einem sehr skeptischen Blick, als der Alte seine Bitte vortrug. Aber wie so oft gab er nach und meinte: »Ich hoffe, du weißt, was du tust. Das ist ein Fall, da kann man sich leicht die Finger verbrennen!«
    Kullmann lachte und antwortete: »Das habe ich schon sehr oft von dir gehört, aber wie du siehst, habe ich alle Finger noch!«
    Am späten Nachmittag betrat Jürgen Schnur Kullmanns Büro. Seine Miene wirkte betreten und seine Bewegungen waren träge. Verwundert schaute Kullmann seinem Mitarbeiter entgegen, wartete jedoch, bis Jürgen von alleine sprach.
    »Ich habe von eurem großen Erfolg bei der Hausdurchsuchung gehört. Deshalb fällt es mir schwer zu berichten, was ich herausgefunden habe«, begann Jürgen zögernd.
    Als großen Erfolg, wie Jürgen das Ergebnis der Hausdurchsuchung bezeichnete, konnte Kullmann diese Aktion immer noch nicht akzeptieren. Seine Zweifel waren geblieben. Auch wenn einerseits das Ergebnis endlich zum Ende der langwierigen Ermittlungsarbeiten führen könnte, so sagte ihm andererseits eine innere Stimme, dass an dem Fund etwas faul war. Was half es, einen Mann zu verhaften, um der Öffentlichkeit Genüge zu tun, ein Mörder sei gefasst und die Gerechtigkeit wiederhergestellt, wenn er selbst daran zweifelte, ob auch der Richtige verhaftet worden war? Wie sollte er mit dieser Lösung einverstanden sein, wenn es für ihn einfach nicht auszuschließen war, dass der wahre Täter immer noch frei herumlief und eine potenzielle Gefahr für alle Kollegen darstellte?
    Jürgen saß schon eine Weile vor ihm und wartete darauf, dass Kullmann ihn aufforderte, weiter zu sprechen.
    »Oh, Jürgen! Entschuldige, was hast du denn herausgefunden?«, fragte Kullmann endlich. Hoffnung keimte in ihm auf, endlich von der Spur abzukommen, die so große Verzweiflung in ihm ausgelöst hatte.
    Zögernd begann Jürgen zu berichten: »Wir haben alle Akten durchgestöbert, die auf Zusammenhänge mit den drei ermordeten Kollegen hinweisen. Dort ist mir etwas aufgefallen, was ich mir genauer ansehen wollte und hatte einen Volltreffer!«
    Kullmann horchte auf.
    »Hübner war mit Biehler sehr gut befreundet. Vor zwei Jahren standen die beiden im Verdacht, nach einer feuchtfröhlichen Nacht eine alte Frau umgefahren zu haben. Die Alte, Maria Dienhardt, ist an den Verletzungen gestorben!«
    »Da fehlt aber noch ein Kollege«, stellte Kullmann enttäuscht fest.
    »Ich bin noch nicht fertig! Ich habe eine Anzeige gefunden, die der Enkel, Steven Dienhardt, gemacht hatte. Allerdings habe ich nur die Anzeige gefunden. Es gibt nichts darüber, ob und wie in dieser Angelegenheit weiter verfahren wurde. Daraufhin bin ich zu ihm gefahren und habe mir alles schildern lassen.«
    Kullmann wirkte nicht überzeugt, aber Jürgen berichtete weiter: »Steven behauptet, mit angesehen zu haben, wie

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