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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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Wagen war, und hieb erneut auf die Lehne. Eine zweite, nicht minder starke Wolke verteilte sich innerhalb von Sekunden in der Luft.
    Wahnsinn.
    Hanna schlug noch drei viermal auf die Polster des Beifahrersitzes. Auf die Frage, ob sie wirklich nur vom Dreck fasziniert war und den Staub aus dem Stoff schlagen oder einem imaginären Gegner Schläge verpassen wollte, kam sie nicht. Ihr Telefon klingelte. Sie fummelte ihr iPhone aus der Lederjacke und erkannte den Anrufer als Werner Kürten, einen der Dienstgruppenleiter in der Hildener Polizeiinspektion Mitte. Gerade als sie das Telefon ans Ohr hielt, blitzte es rot.
    »Scheiße!«, rief Hanna.
    »Das beschreibt meine Situation hier vor Ort ganz gut«, antwortete die Stimme aus dem Telefon. Kürten klang extrem genervt. »Meuser latscht mir auf den Füßen herum, und ich stehe immer noch ohne dich auf dem Gelände der Sparkasse! Wo bleibst du?«
    »Sorry, ich bin gerade geblitzt worden.« Hanna folgte einer Eingebung und dichtete diese Tatsache zu einer improvisierten Begründung um: »Weil ich es so eilig habe, zu euch zu kommen.«
    Vor sich sah sie, wie jemand auf ihre Fahrspur trat und mit einer Kelle zum Anhalten winkte. Offensichtlich ein männlicher Schutzpolizist, jedoch ohne die erforderliche Dienstmütze, fiel Hanna auf.
    »Wo bist du genau?«, wollte Kürten wissen.
    »Hasseler Forst. Sag den Kollegen, dass ich es eilig habe«, verlangte Hanna.
    Sie legte das iPhone auf den Beifahrersitz. Das vermaledeite blonde Haar klebte immer noch an der Lehne. Sie griff sich das Blaulicht vom Armaturenbrett und setzte es auf das Dach des blauen Astra. Die Zeit reichte leider nicht mehr, es noch einzuschalten, denn sie raste bereits bedrohlich schnell auf den Polizisten zu.
    Hanna wechselte auf die Gegenfahrbahn, die zum Glück völlig frei war. Doch anstatt in Deckung zu gehen oder an den Straßenrand zu treten, wie es jeder vernünftige Mensch tun würde, hielt der Beamte die Kelle wie ein Kruzifix vor sich und trat auf Hannas Fahrspur, als wolle er einen Vampir bremsen. In letzter Sekunde riss Hanna das Steuer herum und raste schleudernd und recht knapp auf der rechten Seite an dem Polizisten vorbei.
    Das Letzte, was sie sah, waren die weit aufgerissenen Augen des offensichtlich noch sehr jungen Kollegen. Sein Gesicht kam ihr nicht bekannt vor.
    »Verdammt!«, schrie Hanna erschrocken.
    Im Rückspiegel erkannte sie, wie der Beamte unverletzt von der Fahrbahn auf den Wanderparkplatz des Waldstückes stolperte. Die Kelle hatte den Vorfall ganz offensichtlich nicht überlebt. Ihre Plastiksplitter regneten auf die Straße. Hanna griff sich das iPhone vom Sitz und bellte hinein: »Bringst du den Frischlingen eigentlich nichts zum Thema Eigensicherung bei?«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Kürten antwortete.
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich hätte den Knallfrosch, der mich anhalten wollte, gerade beinahe überfahren. Hab den noch nie bei uns gesehen. Ganz junges Gemüse …«
    »Wir bilden im Moment nicht aus«, antwortete Kürten. Er klang beleidigt.
    In diesem Moment sah Hanna im Rückspiegel, wie ein blau-silberner Einsatzwagen mit Blaulicht vom Parkplatz auf die Landstraße einbog.
    »Jetzt folgen die mir auch noch! Pfeif die Kollegen gefälligst zurück!«, rief Hanna ins Telefon.
    »Wir führen heute keine Verkehrskontrollen an der Hülsenstraße durch«, hörte sie Kürten sagen. Hannas nächster Blick fiel auf das Hildener Ortsschild.
    »Oh nein. Scheiße!«
    »Du wiederholst dich.«
    Kürten beendete die Verbindung. Hanna gab Gas und raste am Ortsschild vorbei. Erst jetzt fiel ihr ein, das Blaulicht auf dem Dach einzuschalten. Als sie die Sirene hinter sich hörte, schaltete sie die eigene Sirene ebenfalls ein.
    Hanna brauchte nicht in den Rückspiegel zu blicken, um zu wissen, dass der Streifenwagen, der ihr folgte, ein Düsseldorfer Kennzeichen trug. Auf die Idee, anzuhalten und die Lage zu klären, kam Hanna nicht. Erstens war es nicht mehr weit bis zum Gelände der gerade abgerissenen Sparkasse im Hildener Zentrum. Zweitens verlor Hanna nicht gern. Auch keine Verfolgungsfahrten, bei denen sie die Verfolgte war.
    Also rasten die beiden Wagen »in voller Montur«, wie es unter Kollegen hieß, mit Blaulicht und Martinshorn Richtung Innenstadt. Dass es sich um eine Verfolgung handelte, war dabei nur den unmittelbar Beteiligten klar. Für alle anderen sah es aus wie ein eiliger Einsatz. Aus Hannas Sicht stimmte beides.
    * * *
    Ich hätte es wissen müssen. Der

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