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Kurs auf Spaniens Kueste

Kurs auf Spaniens Kueste

Titel: Kurs auf Spaniens Kueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick O'Brian
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eine Prise der Gloire und voll untröstlicher französischer Royalisten, die auf ihrer Reise nach Gibraltar in Gefangenschaft geraten waren. Danach kam als zweite Schebecke die Xaloc und ganz zuletzt eine Tartane, die sich dem Konvoi vor Alicante angeschlossen hatte, dankbar für den Schutz vor Barbareskenpiraten, Korsaren aus Menorca und britischen Kreuzern.
    Es waren alles kleinere Schiffe; und alle rechneten mit einem Angriff von See her, weshalb sie sich dicht unter Land hielten (wo sie schnell in den Schutz einer Küstenbatterie flüchten konnten), obwohl das die gefährlichere und mühsamere Route war als der lange Schlag über die offene See. Und falls sie im zunehmenden Licht die Sophie überhaupt bemerkt hatten, mußten sie die kleine Brigg, die da dicht unter Land offenbar nach Denia kroch, für harmlos halten.
    »Ihre Meinung zu dem Vollschiff?« fragte Jack.
    »Die Stückpforten kann ich bei diesem Licht noch nicht zählen. Für eine ihrer Achtzehn-Kanonen-Korvetten scheint sie mir etwas klein zu sein. Aber auf jeden Fall hat sie beachtliche Feuerkraft. Und sie ist der Wachhund.«
    »Ja.« Zum gleichen Schluß war Jack gekommen. Sie hielt sich in Luv des Konvois, auch als der Wind wie erwartet umsprang und sie das Kap rundeten. Jacks Verstand begann fieberhaft zu arbeiten und verwertete die ihm zuströmenden Variablen. Dabei sah er sich gleichzeitig als Kommandant jenes Vollschiffs und seiner eigenen Brigg.
    »Darf ich einen Vorschlag machen, Sir?«
    »Ja«, sagte Jack kurz angebunden, »solange wir keinen Kriegsrat halten — dabei kommt nie was heraus.« Er hatte Dillon in die Takelage mitgenommen, weil ihm diese Anerkennung für das frühe Sichten des Konvois gebührte. Aber im Grunde legte er weder Wert auf Dillons noch auf eines anderen Rat und hoffte nun, daß dieser seinen hektischen Gedankenfluß nicht mit einer neunmalklugen Bemerkung unterbrechen würde. In dieser Lage konnte nur ein einziger entscheiden: Sophies Herr und Meister, ihr Kommandant.
    »Vielleicht sollte ich klar Schiff zum Gefecht machen lassen, Sir?« fragte James steif, denn er hatte Jacks Andeutung nur zu gut begriffen.
    »Sie sehen diese schäbige kleine Schnau zwischen uns und dem Vollschiff?« Jack hatte keine Zeit für verletzte Egos. »Wenn wir unsere Fockrahen vorsichtig vollbrassen, können wir binnen zehn Minuten auf hundert Meter an sie herangekommen sein. Sie wird uns dann vor dem Vollschiff verbergen. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wenn Sie Kutter und Barkasse voll bemannen, können Sie die Schnau überwältigen, bevor sie weiß, wie ihr geschieht. Beim ersten verdächtigen Geräusch wird das Vollschiff abdrehen, um sie zu schützen. Aber es hat nicht genug Raum zur Wende, es muß halsen. Und wenn Sie dann die Schnau vor den Wind legen, kann ich durch die Lücke stoßen und es während seiner Halse ein- oder zweimal beharken, wobei wir mit etwas Glück auch die eine oder andere Spiere auf der Schebecke dahinter treffen ... An Deck«, rief er gedämpft hinunter. »Ruhe und keinen Mucks! Schickt diese Leute nach unten!« Denn das Gerücht von der Sichtung eines Konvois hatte sich verbreitet, und die Freiwächter drängten nach oben. »Dann hinüber mit der Entermannschaft — dafür nehmen wir am besten unsere Bimbos, die sind tüchtige Raufbolde, und die Spanier fürchten sich vor Schwarzen. Also gut, machen wir klar zum Gefecht, aber heimlich und leise. Alle halten sich geduckt außer Sicht, alle bis auf ein Dutzend. Wir müssen aussehen wie ein Handelsschiff.« Damit schwang er sich über die Kante der Ausgucksplattform, mit dem geblähten Nachthemd kämpfend. »Die Zurrings können gekappt werden, aber sonst keine sichtbaren Vorbereitungen, klar?«
    »Die Hängematten, Sir?«
    »Richtig, bei Gott.« Jack hielt kurz inne. »Die müssen blitzschnell an Deck geschafft und in die Netze gepackt werden, wenn wir nicht ohne Deckung kämpfen wollen, was verdammt ungemütlich wäre. Aber daß mir keine an Deck kommt, ehe nicht die Enterer abgestoßen haben. Überraschung ist alles.«
    Überraschung allenthalben. Stephen war unangenehm überrascht, als er mit dem Ruf »Klar zum Gefecht, Sir, klar zum Gefecht!« aus dem Schlaf und mitten hinein in eine höchst intensive, aber stumme Betriebsamkeit gerissen wurde. Matrosen hasteten durch die fast pechschwarze Dunkelheit — nirgends ein Lichtschimmer — das leise Klirren von heimlich ausgegebenen Handwaffen — Enterer, über das landwärtige Schanzkleid

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