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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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anzüglich, »wie gut Sie über die Arbeit Ihres Schwiegersohns Bescheid wissen.«
    In diesem Augenblick klingelte es erneut, und Mamma Carlotta war froh, dass sie nicht zu antworten brauchte. Sie gab sich große Mühe, nicht zu humpeln, als sie die Küche verließ, obwohl der Fuß sie immer noch schmerzte und sogar angeschwollen war. Erst im Flur, bevor sie die Haustür öffnete, verzog sie schmerzhaft das Gesicht.
    Wiebke Reimers lachte sie an. »Ich war zufällig in der Nähe! Da dachte ich, ich gucke mal auf einen Espresso
rein.«
    Unter anderen Umständen hätte Mamma Carlotta sich gefreut, aber diesmal sah es anders aus. Was Corinna Matteuer nicht nachzuweisen war, wusste sie von der Reporterin der Mattino ganz genau: Sie war in eine fremde Wohnung eingedrungen. Also war Wiebke Reimers nicht halb so rechtschaffen, wie sie sich gab. Und wer Mamma Carlotta etwas vormachen wollte, hatte keinen Espresso und erst recht keine Einladung zum Essen verdient.
    Wiebke Reimers erging es genauso wie Corinna Matteuer: Ihr wurde nicht die Jacke abgenommen und auch kein Stuhl angeboten.
    Corinna Matteuer sah verblüfft auf, als Wiebke eintrat. »Was machen Sie denn hier?«
    »Das könnte ich Sie auch fragen«, gab Wiebke zurück, die nicht besonders überrascht wirkte.
    »Das geht Sie gar nichts an«, entgegnete Corinna Matteuer.
    »Dito«, gab Wiebke Reimers zurück und rang sich ein überlegenes Lächeln ab.
    »Wenn Ihr Besuch etwas mit mir zu tun hat …«, begann Corinna.
    Aber Wiebke ließ sie nicht zu Ende reden. »Wie kommen Sie darauf? Ich bin mit der Signora gut bekannt und möchte sie besuchen.« Provokant fügte sie an: »Und Sie?«
    »Damit eines klar ist: Ich möchte jeden Artikel vorher gegenlesen, den Sie in der Mattino über mich veröffentlichen.«
    Wiebkes Lächeln wurde breiter. »Wenn ich die Reportage über Sie mache, geht das in Ordnung. Aber wenn ich über Ihre Aktivitäten hier auf Sylt schreibe und über die Demo, die sich gegen Sie richtet, dann nicht.«
    »Wenn Sie so weitermachen, können Sie sich die Reportage in die Haare schmieren!«
    »Zum Glück sind Sie nicht die einzige erfolgreiche Unternehmerin Deutschlands«, gab Wiebke ungerührt zurück.
    Mamma Carlotta wurde von der Sorge bedrängt, in ihrer Küche könnte es zu einem bösen Streit kommen. Dummerweise wusste sie in diesem Fall nicht, welche Partei sie ergreifen sollte; so war es besser, das Wortgefecht im Keim zu ersticken, indem sie eine Frage stellte, die beide Frauen aus der Reserve locken musste, die Schuldige noch ein bisschen mehr als die Unschuldige. Wenn es hier überhaupt Unschuldige gab …
    »Sie hätten diesen Streit heute Vormittag austragen können! Sie müssen sich doch am Dorfteich begegnet sein!«
    Corinna fuhr wütend auf. »Ich habe Ihnen doch gesagt …«
    »Richtig, Sie waren im Baubüro und nicht am Dorfteich.« Mamma Carlotta wandte sich an Wiebke Reimers. »Aber Sie! Habe ich Sie nicht gesehen, als ich vom Friedhof zurückkam?«
    Wiebke reagierte genauso wie Corinna einige Minuten zuvor. Auch sie fuhr mit ihrem rechten Zeigefinger gegen ihre Brust und sah so verblüfft aus, als hätte man ihr etwas Unmoralisches unterstellt. »Ich? Einen Strandspaziergang habe ich gemacht. Mein Artikel ist abgeliefert, irgendwann muss man sich ja auch mal eine Pause gönnen.«
    Corinna kniff die Augen zusammen. »Dann werden Sie Sylt jetzt wieder verlassen?«
    Wiebke zuckte die Schultern. »Mal sehen. Vielleicht hänge ich noch ein paar Urlaubstage dran.«
    »Tun Sie doch nicht so! In Wirklichkeit wollen Sie hier bleiben, bis der Mord an Dennis aufgeklärt ist!«, entgegnete Corinna barsch.
    Mamma Carlotta wunderte sich, dass jemand, dem derart zugesetzt wurde, so beharrlich lächeln konnte wie Wiebke Reimers. »Ja, wenn sich da eine Sensation ergibt, ist natürlich Schluss mit Urlaub.«
    »Skandalreporterin!«, spie Corinna Matteuer ihr vor die Füße. »Macht’s Spaß, am Unglück anderer zu verdienen?«
    »Das fragt die Richtige!« Nun war Schluss mit Wiebkes Lächeln. »Wer pflastert denn die Insel zu und ruiniert die kleinen Hotelbesitzer, ohne mit der Wimper zu zucken? Nur, um selbst noch ein bisschen reicher zu werden?«
    Corinna stand auf und machte einen drohenden Schritt auf Wiebke zu: »Meinen Sie, ich wüsste nicht, warum Sie hier sind?«
    »Ach ja?« Wiebke wich keinen Meter zurück. »Glauben Sie bloß nicht, dass ich so ahnungslos bin, wie Sie hoffen. Wenn Sie wüssten, was ich alles weiß!«
    Eigentlich hätte

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