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Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Kurschatten: Ein Sylt-Krimi

Titel: Kurschatten: Ein Sylt-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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sich, kein Laut drang von drinnen nach draußen. Vorsichtig bewegte sie sich auf das folgende Fenster zu. Es handelte sich um den Schlafraum, sie konnte zerwühltes Bettzeug erkennen und einen Stuhl, über den jemand einen Pyjama geworfen hatte. Ganz offensichtlich wurde diese Ferienwohnung von einem Mann bewohnt. Das bewies nicht nur das Jackett im Wohnzimmer, sondern auch die Unordnung, die hier herrschte. Was hatte Corinna Matteuer mit ihm zu schaffen? Warum drang sie gewaltsam hier ein?
    Diesen Gedanken verjagte Mamma Carlotta, ehe er sie bedrängen konnte. Sie wurde mutiger, schob ihren Kopf weiter vor, bis sie das ganze Schlafzimmer im Blick hatte. Aber es war genauso menschenleer wie das Wohnzimmer. Dafür gab es zwei Erklärungen: Entweder hielt sich Corinna Matteuer im Bad auf, oder sie hatte die Wohnung längst wieder verlassen.
    Die zweite der beiden Möglichkeiten erschien Mamma Carlotta immer wahrscheinlicher, je länger sie auf ein Geräusch wartete. Als sich nach einigen Minuten, die ihr wie Stunden vorkamen, immer noch nichts rührte, wagte sie es, die Wohnung zu betreten. Das Knirschen erschreckte sie, aber sie ließ sich jetzt nicht mehr aufhalten. Im Nu hatte sie die Glasscherben überwunden und stand auf einem weichen Teppichboden, auf dem ihre Schritte nicht zu hören waren. Vorsichtig schob sie die Tür auf. Wieder lauschte sie, aber wieder kam ihr nur Stille entgegen.
    Sie sah sich um. Zwei Türen des Wohnzimmerschranks standen offen, eine dritte war angelehnt. Hatte jemand die Schränke geöffnet, um darin etwas zu suchen? Mamma Carlotta brauchte nur einen Blick in das geöffnete Fach zu werfen, um sicher zu sein: Diese Wohnung war von jemandem durchsucht worden. Nichts lag ordentlich gestapelt oder nebeneinander da, die Papiere und Gegenstände waren auseinandergerissen, umgeworfen und unachtsam zur Seite gedrängt worden. Was hatte sie hier zu finden gehofft?
    Mamma Carlotta trat auf einen kleinen Flur. Gegenüber war die Wohnungstür, die vermutlich in ein Treppenhaus führte, daneben eine schmale Tür, hinter der das Badezimmer liegen musste. Rechts befand sich die Schlafzimmertür, sie war nur angelehnt. Mamma Carlottas Herz klopfte, aber sie wusste, dass sie längst zu weit gegangen war, um jetzt umzukehren. Vorsichtig schob sie die Schlafzimmertür auf. Auch hier standen sämtliche Schranktüren offen, was von außen nicht zu erkennen gewesen war. Der überschaubare Inhalt der Schränke war durchwühlt worden, das war offensichtlich. Nur wenige Kleidungsstücke hingen auf den Bügeln, einige weitere lagen zerknüllt in den Fächern oder auf dem Boden. In den Nachtschränkchen sah es noch übersichtlicher aus. Kein Wunder, dass Corinna Matteuer schon wieder verschwunden war! Vermutlich war sie schnell fündig geworden und hatte das Haus so bald wie möglich wieder verlassen. Natürlich durch die Haustür, das war am unauffälligsten.
    Mamma Carlotta stand kopfschüttelnd da. Wer mochte hier wohnen? Woher kannte Corinna ihn? Und warum besaß er etwas, was sie unbedingt haben wollte? Sie hatte also die richtige Ahnung gehabt! Corinna verbarg etwas, war vielleicht sogar kriminell. Davon war die Bürgerinitiative sowieso überzeugt, aber hier musste es um etwas anderes gehen als darum, auf Kosten anderer reich zu werden. Die Investorin brach in eine fremde Wohnung ein, um etwas zu stehlen! Wenn Erik das erfuhr! Nur … wie sollte sie es ihm hinterbringen? Gestehen, dass sie Corinna in diese fremde Wohnung gefolgt war? Mamma Carlotta merkte, dass ihr Plan einen Haken hatte. Ihre Beobachtungen würden ihr nicht dabei helfen, Erik daran zu hindern, seine alten Gefühle für Corinna neu zu beleben.
    Diese Erkenntnis war derart niederschmetternd, dass sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben darüber ärgerte, sich von ihrer Neugier hatte leiten zu lassen. Erik warf sie ihr häufig vor, diese Neugier, die sie immer verteidigt hatte und die sie selbst Interesse am Leben und an ihren Mitmenschen nannte. Aber jetzt wurde sie von der Ahnung beschlichen, dass Erik recht haben könnte, wenn er sie davor warnte, sich irgendwann mit ihrer Neugier in Teufels Küche zu bringen. Es wurde Zeit, dass sie hier verschwand. So schnell wie möglich!
    Mamma Carlotta vergaß alle Vorsicht und achtete nicht auf das knarrende Geräusch der Schlafzimmertür. Nur raus hier! Raus, bevor jemand kam, der sie fragte, was sie hier zu suchen habe! Oder der vielleicht sogar die Polizei verständigte!
    »Madonna!«, flüsterte

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