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Kurschattenerbe

Kurschattenerbe

Titel: Kurschattenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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kommt ihr beide sowieso nicht mehr zusammen. Ebenso gut kannst du Tony heiraten.«
    Sascha hatte sich bereits wieder abgewandt und wollte den Raum verlassen. Kateryna hielt sie zurück und flüsterte ihrer Tochter etwas ins Ohr. Sie deutete auf die Fotografie, die sie immer noch in der Hand hielt. Saschas Miene erhellte sich. Kateryna hielt das für ein gutes Zeichen.
    *
    »Haben wir ein Geständnis?« Wieder saß Franca Bertagnoll an ihrem Schreibtisch. Aldo Klotz hatte ihr gegenüber Platz genommen.
    »Beide behaupten hartnäckig, sie hätten dem Mann nur helfen wollen.«
    »Aha. Und dass sich der Professor in der Scheune befindet, hat ihnen wohl ein Vögelchen gezwitschert.« Franca bemerkte, wie ungeduldig sie war und mahnte sich zur Ruhe. Sie war auf Kooperation angewiesen, andernfalls würden sie diesen verzwickten Fall wohl nie lösen.
    »Tony Perathoner, der Liebhaber der Russin«, begann der Kommissar. Doch Franca unterbrach ihn postwendend: »Der Manager von Frau Maximowa. Die im Übrigen ukrainische Staatsbürgerin ist.«
    Klotz schnaubte. »Von mir aus. Der Manager der Ukrainerin behauptet, er habe nach dem Konzert einen Mann in Richtung des Hauses des Ermordeten gehen sehen, das hinter der Burg liegt …«
    »Was hatte Perathoner dort zu suchen?«, unterbrach Franca.
    »Er gibt an, seine Geliebte, äh Frau Maximowa, sei mit dem Wagen weggefahren, und er habe beschlossen, zu Fuß zu gehen. Vorher hat er noch eine Zigarette geraucht und sich dabei ein wenig die Beine vertreten. Plötzlich habe er eine Gestalt die Serpentinen hinter der Burg hinuntergehen sehen. Von der Gangart her, glaubt er, dass es ein Mann gewesen sei.« Klotz lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Und er ist dem Mann nicht gefolgt?«
    Klotz zupfte am Pflaster herum, das nach wie vor sein Kinn zierte. »Er sagt, er habe sich zunächst nichts dabei gedacht. Am nächsten Tag hat er von Beppo Pircher erfahren, dass Mitterer am Vorabend seiner Ermordung Gäste bei sich hatte …«
    »Was der Reporter wiederum von Mitterers Haushälterin wusste«, warf Franca ein.
    Klotz ignorierte den Einwurf. »Um es kurz zu machen: Perathoner hatte von Frau Maximowa den Auftrag, das Bild von Mitterer zu beschaffen. Nachdem er Mitterer ermordet aufgefunden hatte, beschloss er, anstatt die Polizei zu verständigen, auf eigene Faust nach dem Bild zu suchen. Laut seinen Angaben hatte Beppo Pircher sich bereit erklärt, ihm dabei zu helfen. Sie wollten nochmals mit Martha reden und sind an der Scheune vorbeigekommen. Ihr Blick fiel auf das Fahrrad. Etwas daran kam ihnen verdächtig vor. Sie befanden, dass die Scheune ein gutes Versteck für das Bild sein könnte, und Perathoner hat das Schloss aufgebrochen. Statt des Bildes fanden sie Professor Kammelbach.«
    »Aha, und den Dietrich hatte er rein zufällig dabei«, bemerkte Franca sarkastisch.
    »Perathoner behauptet, er sei ein Requisit aus einem seiner Filme. Er habe es aufgehoben und trage es immer bei sich. Falls er sich mal aussperren sollte …« Das süffisante Grinsen, mit dem Klotz seine Erklärung begleitete, sprach Bände.
    Franca ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. Die Geschichte von dem Bild, das angeblich Oswald von Wolkenstein zeigen sollte, schien ihr allzu fantastisch. Andererseits hatten sie dazu bereits die Aussage der Haushälterin, die diese gegenüber Klotz gemacht hatte. Es schien tatsächlich ein Bild mit diesem Motiv zu existieren. Bisher hatten sie in Mitterers Unterlagen keinerlei Hinweis darauf gefunden. Sie musste unbedingt mit Kateryna Maximowa reden. Das würde sie am besten selbst machen. Die Frau war eine angesehene Geschäftsfrau, gegen sie bestand kein Verdacht.
    Ein Klopfen unterbrach Francas Gedankengang. Auf ihr »Herein« betrat einer der Mitarbeiter von Klotz den Raum. Der erhob sich und schien eben im Begriff, den Mann anblaffen zu wollen, als dieser ihm einen Computerausdruck in die Hand drückte. »Das haben wir gerade im Archiv gefunden«, sagte er aufgeregt.
    Klotz betrachtete das Blatt. Wortlos reichte er es Franca, die es eingehend betrachtete. Aus den Angaben am Kopf des Blattes ging hervor, dass es sich um einen Zeitungsausschnitt handelte. Er zeigte ein Foto. Darauf waren zwei junge Männer neben einem Gipfelkreuz zu sehen. Obwohl seit dem Zeitpunkt etwa 20 Jahre vergangen waren, hätte Franca die beiden auch ohne Bildunterschrift erkannt. ›Toni Perathoner und Beppo Pircher auf dem Gipfel des Piz Boè, dem einzigen Dreitausender der Sellagruppe

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