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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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gereizt trocknete ich mich ab und schlüpfte in Anarchogerechte Schwulenklamotten.
    Ein grünes enges T-Shirt und eine braune Kordhose.
    Ich kämmte mir die braunen Haare und verschwand kurz in einer Wolke Deodorant, bevor ich das Bad wieder verließ.
    Die Schlafzimmertür öffnete sich und mein Vater kam, ziemlich verschlafen, in den Flur getorkelt.
    „Morgen mein Junge!“, er fuhr mir durchs Haar und setzte sein freundlich gequetschtes Vaterlächeln auf.
    „Morgen Dad, ich geh gleich noch mal weg ...“
    Er sah mich ernst an, seine ergrauten Brauen zogen sich kaum merklich zusammen. „Wohin gehst du denn?“
    „In den ›Anarchoschuppen‹!“
    Seine Brauen nahmen eine leichte Wellenform an.
    „Verhüte ja, Junge! Man weiß nie, was diese Zotteljungs da alles haben!“
    Ich ignorierte ihn einfach und versuchte auch den letzten Satz so gut es ging aus meinem Gedächtnis zu streichen. Seit er weiß, dass ich schwul bin, kommt er ständig mit diesen Aids- und Kondomgeschichten. Als hätte man es nicht schon schwer genug, musste er einem noch ständig etwas von HI-Viren erzählen, Ärzteväter konnten echt das Letzte sein!
    Warum musste einem die Sexualität immer madig gemacht werden?
    Ich beschloss etwas früher zu gehen, griff nach meinem Portemonnaie und dem Schlüssel und verließ dann mit einem lauten „Bin weg!“ die Wohnung.
    Das letzte, was ich wollte, waren Gespräche über Filzläuse oder Tripper.
    Ich war jung, willig und würde mir heute meinen Traumtypen angeln und wenn nicht, dann würde ich eher eine Alkoholvergiftung als eine Geschlechtskrankheit kriegen.
    ›Do you wanna spend the night‹ summend schnappte ich mir mein Fahrrad und machte mich auf den Weg.
     
     
    5
    Ich stand nur knappe fünf Minuten am Fahrradständer, dann kam auch schon Rick. Er trug eine etwas weitere Jeans und ein schwarz-weiß gestreiftes T-Shirt.
    „Na, schon so früh?“ Er schloss sein Fahrrad an und lächelte leicht.
    „Ja, Dad ist früher als sonst wach geworden ...“
    Er grinste breit. „Uh, wieder Syphilis und Tripper?“
    „Bin diesmal früher gegangen ...“
    Er schlug mir auf die Schulter und lachte leise. „Verstehe.“
    Wir betraten schon mal das kleine Backsteingebäude und sahen uns um. Es war noch nicht viel los, die Vorband packte gerade die Instrumente ein und hier und da standen oder saßen mehr oder weniger gelangweilte Jugendliche oder Mittzwanziger.
    Wir taten das, was vermutlich alle schwulen, fast 18jährigen taten: Wir setzten uns an einen Tisch und lästerten über uns bekannte und völlig unbekannte Gesichter.
    ›Accu‹ würden erst in einer Viertelstunde spielen und Ted kam eh immer auf den letzten Drücker, im wahrsten Sinne des Wortes. Laut einiger seiner Liebhaber war er ziemlich ausdauernd. Was man von Rick und mir sicher nicht behaupten konnte, bei einem Jahr völliger Abstinenz würde ich wohl schon bei einem zaghaften Streicheln spitzer als die Zugspitze werden.
    „Siehst du die Tussi da hinten? Annette oder so ...“
    Ich folgte seinem Blick. „Die lange Dünne mit den blonden Haaren und der hässlichen Visage?“
    Er nickte. „Die Olle hat ständig ’nen neuen Macker, kannst du dir das vorstellen?“
    Ich lachte heiser und schüttelte den Kopf. Bei so einer Frau fragte man sich echt, warum nicht noch mehr Männer schwul waren.
    „Guck mal da, Kraterboy auf halb acht ...“
    Rick grinste breit.
    Der Typ, der dort hinten an der Bar stand, war der angebliche Macho unserer Stufe, er hielt von sich wahrscheinlich mehr, als an Potenzial da war und bezeichnete sich selbst als Masterstecher. Seine Verflossenen behaupteten, er habe einen kleinen Schwanz, den er in viel zu weiten Hip-Hop-Hosen verstecken müsste.
    „Dicke-Möpse-Melly ist jetzt mit dem Solarium-Sascha zusammen, was?“
    „Ehrlich?“ Ich konnte mich fast nicht mehr halten vor Lachen.
    Melanie, die Frau mit den wohl größten Dingern, und dieser kleine Goldkettchenaffe im Bett, die Vorstellung war einfach zu köstlich.
    Ja, unsere Stufe brachte wirklich einige kuriose und abstoßende Typen hervor. Ausnahmen bestätigten natürlich die Regel. Besonders wenn diese Ausnahmen dabei waren, ein Schlagzeug aufzubauen. Du lieber Himmel, wie sich dieser knackige Hintern in der engen Jeans anspannte als er sich bückte.
    Vor lauter Lästerei hätte ich fast vergessen, die Bühne im Auge zu behalten. Da wäre mir doch beinahe etwas sehr Erotisches entgangen.
    „Hey, Hase, hörst du mir überhaupt noch zu?“
    Ich drehte

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