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Kurzgayschichten

Kurzgayschichten

Titel: Kurzgayschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Meyer
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eigentlich hasse ich Partys. Natürlich tue ich ihm zuliebe trotzdem begeistert.
    „Hey, dann finden wir auch endlich mal ne Schnecke für dich, wird Zeit, dass du deine Unschuld verlierst!“ Er kichert leise vor sich hin und trinkt den Rest seiner Flasche aus.
    Oh, Shit! Wenn ich etwas nicht gebrauchen kann, dann war es eine nette kleine Freundin!
    Gut, ich habe meine Unschuld noch in beiderlei Hinsicht, aber das ist ganz und gar meine Sache!
    Das heißt, solange er nicht an mir interessiert ist, andernfalls hätte ich mich längst willig auf seinem Sofa gerekelt. Aber eine Tussi passt mir nun ganz und gar nicht in den Kram.
    Wie gut, dass ich kein Weiberheld bin und auch sonst im Allgemeinen uninteressant auf Frauen wirke. Leider wohl auch auf Männer, aber es ist jetzt nicht die richtige Zeit und der richtige Ort um depressiv zu werden.
    Leon lümmelt sich auf der Couch herum und wird langsam schläfrig, bis er schließlich wegdriftet und tief und fest einnickt. Wenn etwas wirklich süß ist, dann ein schlafender Leon der leise ein- und ausatmet wie ein kleines Kind.
    Ich gratuliere mir zu meinem Fotohandy, das ich fürs letzte Zeugnis bekommen habe. Gerade als er sich umdreht und leise schmatzt, knipse ich ihn.
    Wirklich gut getroffen, genauso wie die insgesamt zwanzig anderen Fotos, die ich in letzter Zeit heimlich von ihm gemacht habe und die ich vor dem Schlafengehen immer wieder ansehe.
    Ich weiß, ich bin verrückt und völlig hoffnungslos, aber ich kann nichts dagegen tun, man kann es sich nicht einfach abgewöhnen, verliebt zu sein.
    Ich beuge mich ein Stück über ihn, er schläft tief und fest, seine kurzen blonden Haare sehen etwas zerwühlt aus und sein Mund ist wie immer leicht geöffnet im Schlaf, er kriegt immer so schlecht Luft durch die Nase.
    Ich könnte ihn jetzt küssen und berühren, so wie ich es mir schon so oft vorgestellt habe, er würde es gar nicht mitbekommen, nach etwas Alkohol schläft er immer so tief, dass er nichts mehr um sich herum wahrnimmt.
    Stattdessen greife ich meinen Rucksack und die Jacke und verschwinde, wie immer, wenn meine Gefühle mich übermannen.
    Ich schließe die Tür ganz leise hinter mir und hole tief Luft, bevor ich den Heimweg antrete.
    Alles, was ich jetzt brauche ist viel Schokolade und den Soundtrack von Philadelphia.
     
     
    II.
    Was für ein trauriges Lied, ich flenne wie immer, wenn ich den Soundtrack zu Philadelphia höre, dann denke ich an den Film mit Tom Hanks und brauche eine halbe Stunde um mich wieder halbwegs zu beruhigen, die Ritter Sport mit extra viel Nüssen hilft mir ein wenig meinen Weltschmerz zu vergessen.
    Ich höre schwere Schritte auf dem Flur und greife sofort nach meinem Schulbuch.
    Mein Vater öffnet die Tür und ich halte das Buch wie immer dicht vor mein Gesicht, um meine Tränen zu verstecken. Ich weiß, dass er es hasst, wenn ich sentimental werde und anfange rumzuheulen wie ein kleines Mädchen.
    „Hör doch mal etwas anständiges Junge, das Gejaule geht einem ja auf die Nerven!“ Er zieht sein weißes Hemd zurecht, das er auch zu Hause trägt um ordentlich und gepflegt zu wirken.
    Ich muss bei dem Gedanken kurz schmunzeln, war es doch Georges Annahme, dass Bankiers die wohl schwulsten Heteros waren.
    In punkto Sauberkeit und Ordnung, zwei verbreiteten Schwulenklischees, würde mein Vater wohl den Mustermann abgeben. Aber wenn ich in Gegenwart meines Vaters auch nur ansatzweise das Wort schwul in den Mund nähme, würde dieser hundertprozentig aus allen Wolken fallen und blankes Entsetzen wäre noch die harmloseste Reaktion darauf, dass sein Sohn auf Männer steht.
    Ich schalte die Musik aus und hole tief Luft um nicht ganz so verheult zu klingen.
    „Ist gut, Dad!“
    „Oh, du lernst Biologie, sehr gut Junge, du bist wirklich fleißig, sehr vernünftig!“
    Ich nicke knapp.
    „Ja, wir schreiben bald eine Arbeit!“ Es fällt mir nicht sonderlich schwer meine Eltern anzulügen, das tue ich, seit ich herausgefunden habe, dass ich schwul bin und das ist jetzt gut sieben Jahre her. Irgendwann ist man eben geübt.
    „Du klingst komisch, Junge, bist du erkältet?“
    „Ja, ein wenig, hab mich wohl bei einem Mitschüler angesteckt.“
    „Ach so, dann kurier dich mal schön aus, deine Mutter und ich gehen jetzt zu Bett, es ist schon halb elf. Mach nicht mehr so lange, ja?“ Er kratzt sich sein sauber rasiertes Kinn, wie immer wenn er müde ist, und geht aus dem Zimmer.
    Ich atme erleichtert aus und wische mir über die

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