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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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Abdul Aziz sein konnte, der mit einem langen Messer in der Hand auf mich zuschlich, doch dann beugte sich ganz unvermittelt ein warmer, geschmeidiger Körper über mich, und eine Frauenstimme flüsterte mir ins Ohr: «Um Gottes willen keinen Laut! »
     
«Mein Geliebtes», sagte ich und fragte mich, welche von ihnen es war, «ich wusste, du... » Augenblicklich verschloss mir ihre Hand den Mund.
     
«Bitte! », flüsterte sie. «Kein Wort mehr! »
     
Ich widersprach nicht. Meine Lippen hatten Besseres zu tun. Und die ihren auch.
     
Hier muss ich innehalten. Das sieht mir ganz und gar nicht ähnlich - ich weiß. Aber nur dieses eine Mal erspare man mir eine detaillierte Beschreibung der großen Szene, die nun folgte. Ich habe meine Gründe dafür, und ich bitte darum, sie zu respektieren. Es wird Ihnen auf alle Fälle nicht schaden, zur Abwechslung einmal die eigene Phantasie spielen zu lassen, und wenn Sie wollen, werde ich Ihre Phantasie ein wenig stimulieren, indem ich einfach und wahrheitsgemäß berichte, dass mich von den vielen Tausenden und Tausenden von Frauen, die ich in meinem Leben genossen habe, keine einzige so nahe an die letzten Abgründe der Ekstase trieb wie diese Dame aus der Wüste Sinai. Ihre Wendigkeit war unglaublich. Ihre Leidenschaft war überwältigend. Ihre erotische Skala war unermesslich. Bei jeder neuen Wendung wusste sie mit einem anderen faszinierenden Manöver aufzuwarten. Und wie um all dem die Krone aufzusetzen, war ihr Stil überdies so raffiniert und exotisch, wie ich es noch nie erlebt hatte. Sie war eine große Künstlerin. Sie war ein Genie.
     
All das, werden Sie wahrscheinlich sagen, weist eindeutig darauf hin, dass es sich bei meiner Besucherin um die ältere der beiden Frauen gehandelt haben muss. Sie irren sich. Es wies auf gar nichts hin. Wahres Genie ist angeboren. Es hat sehr wenig mit Alter zu tun. Und ich kann Ihnen versichern, dass ich in jenem stockdunklen Zimmer nicht mit Sicherheit feststellen konnte, welche von beiden es war. Ich hätte darauf keinen Penny gewettet. Einmal, nach einer besonders stürmischen Kadenz, war ich sekundenlang überzeugt, dass es die Mutter sei. Es musste die Mutter sein! Dann änderte sich plötzlich das gesamte Tempo, und die Melodie wurde so kindlich und unschuldig, dass ich unversehens versucht war zu schwören, dass es die Tochter sei. Es musste die Tochter sein!
     
Es machte mich wahnsinnig, dass ich die richtige Antwort nicht wusste. Es quälte mich. Es beschämte mich aber auch, denn ein Kenner, ein großer Kenner, sollte schließlich immer den Jahrgang erraten können, ohne das Flaschenetikett zu sehen. Aber hier war ich wirklich ratlos. Einmal griff ich nach meinen Zigaretten, entschlossen, das Geheimnis im Licht eines Streichholzes zu lösen, aber ihre Hand war wie der Blitz bereit, und Zigaretten und Streichhölzer wurden quer durch das Zimmer geschleudert. Mehr als einmal begann ich, ihr die Frage ins Ohr zu flüstern, aber ich brachte nie mehr als drei Worte heraus, ehe ihre Hand wieder hochschoss und auf meinen Mund klatschte. Ziemlich heftig übrigens.
     
Also gut, dachte ich. Lassen wir das für den Augenblick. Morgen früh, unten bei Tageslicht, werde ich genau wissen, welche von euch es war. Ich werde es am Glühen des Gesichts, an der Art, wie deine Augen meinem Blick begegnen, und an hundert anderen kleinen verräterischen Zeichen erkennen. Ich werde es auch an dem Abdruck erkennen, den meine Zähne links am Hals, über der Linie des Ausschnitts, hinterlassen haben. Ganz schön böse, dieser Trick, dachte ich, und so geschickt abgepasst - mein hinterlistiger Biss wurde auf dem Höhepunkt ihrer Leidenschaft verabreicht -, dass sie seine Bedeutung nie auch nur eine Sekunde lang durchschaute.
     
Es war, ohne jede Einschränkung, eine absolut denkwürdige Nacht. Es mussten mindestens vier Stunden vergangen sein, als sie mich zum letzten Mal wild umarmte und dann so rasch aus dem Zimmer glitt, wie sie hereingekommen war.
     
Am nächsten Morgen erwachte ich erst nach zehn. Ich stieg aus dem Bett und zog die Vorhänge auf. Es war wieder ein strahlender, heißer Wüstentag. Ich nahm in aller Ruhe ein Bad und kleidete mich dann so sorgfältig an wie immer. Ich fühlte mich gelöst und munter. Der Gedanke, dass ich immer, obwohl schon in mittleren Jahren, eine Frau allein mit der Kraft meiner Augen in mein Zimmer zwingen konnte, machte mich sehr glücklich. Und was für eine Frau! Es würde faszinierend sein,

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