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Kuschelmuschel

Kuschelmuschel

Titel: Kuschelmuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Dahl
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einen starken Drink, briet sich ein paar Eier mit Speck und ging zu Bett.
     
«Morgen früh um acht hole ich dich wieder ab», hatte Liz zu ihr gesagt. «Und sei um Gottes willen bereit! » Anna war bereit. Und kam von ihrem neuen Job nicht mehr los. So einfach war das.
     
Sie hatte von Anfang an nichts weiter als eine richtige anstrengende Arbeit mit vielen Problemen gebraucht - mit den Problemen anderer Leute, nicht den eigenen.
     
Die Arbeit war aufreibend und oft erschütternd, aber sie nahm Anna jede einzelne Minute am Tag voll in Anspruch. Und nach anderthalb Jahren - wir überspringen einige Zeit - fühlte sie sich wieder vergleichsweise zufrieden. Es fiel ihr immer schwerer, sich ihren Mann lebensnah und deutlich vorzustellen, wie er ihr die Treppe herauf entgegengelaufen war oder ihr abends beim Essen gegenübergesessen hatte. Auch an seine Stimme erinnerte sie sich nicht mehr so genau, und sogar sein Gesicht war ihr nur noch ganz klar gegenwärtig, wenn sie ein Foto von ihm betrachtete. Sie dachte natürlich noch immer an ihn, doch sie entdeckte, dass sie das tun konnte, ohne sogleich in Tränen auszubrechen. Und wenn sie sich jetzt vor Augen hielt, wie sie sich noch vor einiger Zeit betragen hatte, war ihr das eher peinlich. Sie interessierte sich wieder etwas mehr für ihre Kleidung und ihre Frisur, benutzte wieder den Lippenstift und rasierte sich die Beine. Das Essen schmeckte ihr, und wenn jemand ihr zulächelte, lächelte sie freundlich zurück und meinte es aufrichtig. Mit anderen Worten, sie freute sich, am Leben zu sein.
     
Zu dieser Zeit musste Anna geschäftlich nach Dallas in Texas. Die Aktivitäten des Büros beschränkten sich gewöhnlich auf das Gebiet des Bundesstaates. In diesem Fall aber war ein Ehepaar, das durch die Agentur ein Baby adoptiert hatte, anschließend von New York nach Texas umgezogen, und nun, fünf Monate später, hatte die Ehefrau geschrieben, sie wolle das Kind nicht länger behalten. Ihr Mann sei kurz nach ihrer Ankunft in Dallas an einem Herzanfall gestorben, sie selbst habe fast unmittelbar darauf wieder geheiratet, und ihr jetziger Mann könne «sich mit einem Adoptivkind im Haus nicht abfinden».
     
Das war ein ernster Fall, bei dem es nicht nur um das Wohl des Kindes, sondern darüber hinaus um alle möglichen rechtlichen Probleme ging.
     
Also flog Anna mit einer Frühmaschine von New York nach Texas hinunter und traf zum Frühstück in Dallas ein. Sie trug sich in ihrem Hotel ein, und dann verbrachte sie die nächsten acht Stunden mit den Personen, die mit dieser Angelegenheit zu tun hatten. Als sie alles erledigt hatte, was sich an einem Tag erledigen ließ, war es halb fünf Uhr nachmittags, und sie fühlte sich vollkommen erschöpft. Mit einem Taxi fuhr sie zum Hotel zurück und ging in ihr Zimmer. Telefonisch erstattete sie Liz über alles Bericht. Dann zog sie sich aus und entspannte sich lange in einem schönen, warmen Bad. Anschließend legte sie sich, noch ins Badetuch gehüllt, aufs Bett und rauchte eine Zigarette.
     
Ihre Bemühungen in Sachen des Kindes hatten zu nichts geführt. Die zwei Anwälte, die zugegen gewesen waren, hatten sie sehr von oben herab behandelt. Wie sie diese Männer hasste! Sie hasste ihre Arroganz und wie sie ihr glattzüngig zu verstehen gegeben hatten, dass sie nicht das geringste bei ihrem Klienten erreichen werde. Der eine hatte die ganze Zeit mit den Füßen auf dem Tisch dagesessen, und beide waren so dick und fett gewesen, dass ihnen der Speck über den Gürtel in die Hemden quoll und ihnen wie Wasserschläuche um die Hüften hing.
     
Anna war schon öfter in Texas gewesen, aber noch nie allein. Immer war Ed bei ihr gewesen, den sie auf Geschäftsreisen hierher begleitet hatte. Und auf solchen Reisen hatten sie oft über die Texaner gesprochen und darüber, dass sie eigentlich wenig sympathisch waren. Über ihre Derbheit und Vulgarität konnte man sich noch hinwegsetzen, daran lag es nicht. Aber in diesen Menschen hier schien eine steinzeitliche Brutalität fortzuleben, etwas so Gewalttätiges, Hartes, Unbarmherziges, wie man es unmöglich vergeben konnte. Sie schienen kein Mitgefühl, kein Mitleid, keine Zärtlichkeit zu kennen. Die einzige Tugend, die sie besaßen - und die sie unentwegt fremden Besuchern vorexerzierten -, war eine Art professioneller Jovialität. Sie umfloss sie wie Sirup. Ihre Stimmen und ihr Lächeln waren gleichsam klebrig davon. Aber diese Honigsüße ließ Anna kalt, ließ sie ganz, ganz

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